Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch die Büros der Europäischen Fussball-Union (UEFA) im waadtländischen Nyon durchsucht. Der Schritt erfolgte nur wenige Stunden nach Berichten über Verträge zwischen der UEFA und der Briefkastenfirma Cross Trading SA.
Die Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch im Rahmen eines Strafverfahrens am Geschäftssitz der UEFA sowie bei einer weiteren Unternehmung eine «begleitete Edition» durchgeführt, wie die Justizbehörde auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mitteilte. Sie bestätigte damit einen Bericht des britischen «Telegraph» über eine Hausdurchsuchung. Auch die UEFA hatte kurz zuvor die Durchsuchung bestätigt und betont, dass vollumfänglich kooperiert worden sei.
Neue Hinweise für den Staatsanwalt
Die Durchsuchung erfolgte in einem Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Erwerb von TV-Übertragungsrechten wegen des Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung und eventuell auf Veruntreuung. Es richtet sich gegen unbekannte Täterschaft und nicht gegen eine konkrete Person, wie die Bundesanwaltschaft festhielt.
Erst am Dienstagabend hatten Medien mit Verweis auf die Panama Papers berichtet, dass unter anderem der frühere UEFA-Generalsekretär und heutige FIFA-Chef Gianni Infantino Verträge mit einer Briefkastenfirma namens Cross Trading abgeschlossen haben soll.
Diese Veröffentlichungen in den Medien ergaben zusätzliche Hinweise, welche bisherige Erkenntnisse entscheidend zu ergänzen vermochten, wie die Bundesanwaltschaft festhielt. Ausschlaggebend sei die Bestätigung der UEFA gewesen, wonach sie Verträge mit Cross Trading SA abgeschlossen habe. Mit der Durchsuchung sollten Beweise sichergestellt werden.
Infantino sorgt sich um «Ruf des Fussballs»
Sowohl die UEFA wie auch FIFA-Präsident Infantino hatten die Berichte bereits am Dienstagabend in aller Form zurückgewiesen.«Es gibt keinerlei Anzeichen für irgendein Fehlverhalten der UEFA oder mir in dieser Angelegenheit», wurde Infantino in einer Medienmitteilung der FIFA zitiert. Er gab zudem an, niemals persönlich mit Cross Trading oder deren Eigentümern verhandelt zu haben.
Etwas versöhnlicher zeigte sich Infantino am Mittwochabend. Er begrüsse jegliche Untersuchungen, die dem Ziel dienten, den «Ruf des Fussballs» wiederherzustellen, liess er über ein weiteres FIFA-Communiqué mitteilen. Er sei bereit, vollumfänglich mit den Behörden zusammenzuarbeiten.
Auch die Fifa macht erneut Negativschlagzeilen: Juan Pedro Damiani, einer der Mitbegründer der Ethikkommission, hat seinen Rücktritt eingereicht. Der 57-Jährige aus Uruguay ist laut dem «Tages-Anzeiger» ebenfalls Opfer der Panama Papers: Sie hatten gezeigt, dass der Funkionär enge Beziehungen zu korrupten Kollegen und Sportvermarkter unterhielt.
Uefa statement. #panamapapers pic.twitter.com/RRqRsHMzpA
— Richard Conway (@richard_conway) 6. April 2016
(phi/sda)