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Whistleblower im Dienste Moskaus: Russland nutzt Wikileaks für Schmieren-Kampagnen 

Whistleblower im Dienste Moskaus: Russland nutzt Wikileaks für Schmieren-Kampagnen 

23.09.2016, 11:5223.09.2016, 12:08
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A view of Lubyanka Square, where monument to Felix Dzerzhinsky stood until it was dismantled in 1991, in Moscow, Russia, Thursday, June 25, 2015, with the main building of the Russian Federal Security ...
Spielte Russland Wikileaks-Daten gezielt Medien zu? Blick auf den Hauptsitz des russischen Geheimdienst FSB beim Lubjanka Platz in Moskau. Bild: Alexander Zemlianichenko/AP/KEYSTONE

Der russische Geheimdienst nutzt laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins «Focus» die Enthüllungsplattform Wikileaks gezielt für Desinformations- und Medienkampagnen im Westen. Das Magazin beruft sich dabei auf ein «vertrauliches Dossier» der deutschen Regierung.

«Damit stand die Bundeswehr und die gesamte NATO am Pranger»
Deutscher Regierungsbeamter

Mit lancierten Berichten sollten Staaten des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO diskreditiert und das Ansehen Russlands erhöht werden.

In dem «Focus»-Bericht wird ein hoher Sicherheitsbeamter mit der Äusserung zitiert, Moskau habe zum Beispiel 2009 Wikileaks mit vertraulichen Bundeswehr-Unterlagen über die Bombardierung von zwei Tanklastzügen in Afghanistan mit mehr als 100 Toten versorgt. «Damit stand die Bundeswehr und die gesamte NATO am Pranger», sagte der Regierungsbeamte.

Geheimdienste
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In einem anderen Fall sei es den Russen gelungen, Bundeskanzlerin Angela Merkel und den US-Geheimdienst NSA vorzuführen. Am 11. Oktober 2011 habe Merkel während einer Vietnam-Reise mit ihrem Büro in Berlin telefoniert. In diesem Gespräch habe sie berichtet, dass sie nicht wisse, wie sie sich in der griechischen Finanzkrise verhalten solle.

The March 5, 2013 photo shows German Chancellor Angela Merkel presenting a tap-proof mobile phone of Blackberry at a booth of Secusmart during the opening round tour of the world's largest comput ...
Die Telefon-Affäre um abgehörte Gespräche der deutschen Kanzlerin Angela Merkel sorgte 2015 für Aufsehen. Hinter der Aktion soll der russische Geheimdienst stehen.Bild: AP dpa
«Russland, wenn ihr zuhört. Ich hoffe, ihr schafft es, die 30'000 E-Mails zu finden, die verschwunden sind. Ihr würdet von unserer Presse dafür belohnt.»
Donald Trump

Eine Zusammenfassung dieses Telefonats, dem Dokument zufolge offensichtlich von der NSA belauscht, tauchte laut «Focus» 2015 über Wikileaks in deutschen Zeitungen auf.

Assange in der Kritik

FILE - This is a Friday, Feb. 5, 2016 file photo of WikiLeaks founder Julian Assange holds a U.N. report as he speaks on the balcony of the Ecuadorian Embassy in London. A Swedish appeals court on Fri ...
Wikileaks-Gründer Julian Assange: Erklärter Gegner von Hillary Clinton.Bild: Frank Augstein/AP/KEYSTONE

Wikileaks-Gründer Julian Assange steht derzeit wegen einer möglichen Einmischung in den US-Wahlkampf in der Kritik. Der Australier, der aus seiner Antipathie gegen die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton nie ein Geheimnis gemacht hat, will demnächst Dokumente veröffentlichen, vermutlich zur E-Mail-Affäre von Clinton.

In ihrer Zeit als Aussenministerin hatte Clinton dienstliche E-Mails über einen privaten Server laufen lassen. Ihr Gegenkandidat Donald Trump hatte in diesem Zusammenhang Russland öffentlich aufgefordert, Hillary Clintons E-Mails zu hacken.

Bei einem Wahlkampfauftritt sagte er wörtlich: «Russland, wenn ihr zuhört. Ich hoffe, ihr schafft es, die 30'000 E-Mails zu finden, die verschwunden sind. Ihr würdet von unserer Presse dafür belohnt.» (wst/sda/dpa)

Die bekanntesten Whistleblower

1 / 9
Whistleblower
Datendiebe oder Bekämpfer der Korruption – Whistleblower haben einen zwiespältigen Ruf: Sie weisen auf Missstände in Organisationen hin und verraten illegale Aktionen von Unternehmern – nicht aber ohne dabei auch selber die Grenzen der Legalität zu überschreiten. Jüngstes Beispiel: Hervé Falciani, Ex-HSBC-Banker.
quelle: x00303 / philippe wojazer
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ottonormalverbraucher
23.09.2016 12:26registriert August 2016
Watson was soll das? Solange die Fakten stimmen, wo ist das Problem? Ist das einfach wieder mal anti russen propaganda?
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Peter Winkler
23.09.2016 12:35registriert Juni 2016
Als geneigter Leser muss man sich langsam ernsthaft die Frage stellen, ob es für die Medien nicht einfacher wäre, nur noch über Ungeheuerlichkeiten zu berichten, hinter welchen die Russen nicht stecken. Diese bösen, ganz bösen Russen.
2014
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Toerpe Zwerg
23.09.2016 13:09registriert Februar 2014
Einfache Frage an die Front hier:

Wie steht es um die Glaubwürdigkeit von Wikileaks, wenn es sich durch Geheimdienste mit Informationen füttern lässt?
2015
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