In Russland sind drei junge Frauen wegen einer Tanzeinlage vor einem Weltkriegsdenkmal zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Wie die Staatsanwaltschaft am Sonntag mitteilte, verurteilte ein Gericht in Noworossijsk im Süden Russlands eine der Tänzerinnen am Samstag wegen Rowdytums zu 15 Tagen Haft und zwei weitere zu zehn Tagen Haft. Zwei weitere Angeklagte wurden zu Geldstrafen verurteilt, eine Minderjährige kam ohne Strafe davon.
Die sechs jungen Frauen hatten an einer Gedenkstätte zur Erinnerung an den Zeiten Weltkrieg im Twerking-Stil getanzt. Ein Video von ihrer Performance veröffentlichten die russischen Tänzerinnen auf Youtube. Die Staatsanwaltschaft stufte die «erotische und sexuelle» Tanzeinlage als «Respektlosigkeit» ein. Jeder Versuch, Orte zu Ehren des Militärs zu «entweihen», müsse umgehend gestoppt werden. Beim Twerking, einem Stilelement aus HipHop-Tänzen, werden Po und Hüftschwung stark betont. Ausserhalb der USA wurde Twerking vor allem durch einen Auftritt von Popstar Miley Cyrus bei den MTV Music Awards 2013 bekannt.
Ob die Frauen politische Motive mit dem Tanz verbanden, ist unklar. 2013 waren Mitglieder der feministischen Aktionsgruppe Pussy Riot zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden, weil sie ein «Punk-Gebet» in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche aufgeführt hatten. In der Performance hatten sie die Mutter Gottes um Erlösung von Präsident Wladimir Putin gebeten. Wie im aktuellen Fall wurden auch bei Pussy Riot die Frauen wegen Rowdytums verurteilt.
Anfang April hatte in Russland bereits ein Twerking-Auftritt von Schülerinnen einer Tanzschule in vermeintlichen Bienenkostümen einen Skandal ausgelöst. Ein Video von dem Auftritt der Tanzschülerinnen war im Internet millionenfach angeklickt worden, das mächtige russische Ermittlungskomitee nahm Ermittlungen wegen «unzüchtiger Handlungen» auf. Auf den Tatbestand können bis zu 15 Jahre Gefängnis stehen.
Die orange-schwarzgestreiften Outfits erinnerten aber auch an das Georgsband, ein Symbol für den Sieg über den Faschismus im Zweiten Weltkrieg, das mittlerweile auch zur Solidaritätsbekundung mit Putins Ukraine-Politik verwendet wird.
Russische Behörden sind beim Umgang mit Symbolen für den Sieg im Zweiten Weltkrieg kompromisslos. So waren drei Russen, die in Stawropol mit einer Sexpuppe vor einem Weltkriegsmahnmal posiert hatten, 2013 zu je vier Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden
(hpi/AFP/dpa)