In dem Prozess gegen die ukrainische Soldatin Nadeschda Sawtschenko in Russland hat der Staatsanwalt 23 Jahre Haft wegen Mordes gefordert. Er sah es als erwiesen an, dass die Ukrainerin bei Kämpfen im Osten des Landes im Juni 2014 bewusst Mörserfeuer auf eine Gruppe von Zivilisten gelenkt habe. Der Beschuss tötete zwei Journalisten des russischen Fernsehens.
Bei der Verhandlung in der russischen Kleinstadt Donezk an der Grenze zur Ukraine erklärte sich die ehemalige Kampfpilotin für unschuldig. Die 34-Jährige drohte mit einem weiteren Hungerstreik, falls das Gericht nicht schnell entscheide.
«Wenn das Urteil nicht binnen zwei Wochen kommt, muss es mir posthum verkündet werden», sagte Sawtschenko der Agentur Tass zufolge. Der Staatsanwalt hielt ihr in seinem Plädoyer auch vor, illegal nach Russland eingereist zu sein.
Die Ukraine protestiert gegen den Prozess und wirft Russland vor, die Offizierin entführt zu haben. Sie war nach Zeugenaussagen zunächst in Gefangenschaft prorussischer Separatisten, später fand sie sich in einem Gefängnis in Woronesch in Russland.
Sawtschenko wurde im Oktober 2014 in Abwesenheit ins ukrainische Parlament gewählt. Europäische Organisationen haben sich für ihre Freilassung eingesetzt. Die Plädoyers der drei Verteidiger wurden auf Donnerstag verlegt.
In dem Konflikt zwischen Separatisten und ukrainischer Armee in der Ostukraine halten beide Seiten zahlreiche Gefangene fest. Im Fall Sawtschenko wird nicht ausgeschlossen, dass sie nach einem Urteil gegen russische Soldaten in ukrainischer Haft ausgetauscht wird. (whr/sda/dpa)