Auf der Flucht ertrunken, angeschwemmt an einem Flussufer. Das Bild des 16 Monate alten Mohammed Shohayet ist schwer zu ertragen und erinnert an jenes des syrischen Flüchtlingskinds Alan Kurdi, der 2015 auf der Flucht nach Europa ertrank. Mohammed und seine Familie sind Teil der muslimischen Rohingya-Ethnie, die in Myanmar von der Staatsmacht brutal verfolgt wird.
«In unserem Dorf feuerten sie aus Helikoptern auf uns, ebenso die Soldaten», sagt Zafor Alam, der Vater des ertrunkenen Jungen, gegenüber CNN. Nach mehreren Tagen auf der Flucht habe er seine Frau und zwei Kinder aus den Augen verloren. Mithilfe von Fischern gelang ihm, sich über den Grenzfluss Naf nach Bangladesch abzusetzen. Von dort kontaktierte er seine Familie und versuchte, auch ihnen die Überfahrt zu organisieren. «Das war das letzte Mal, das ich mit ihnen sprach», so Alam.
Am Tag darauf erhielt er einen Anruf, sein Sohn sei tot aufgefunden worden. Der Anrufer habe ein Bild von der Leiche gemacht und es ihm geschickt. Mit ihm waren auch seine Frau, sein Onkel und sein zweiter Sohn auf der Flucht ertrunken.
Die Armee hatte im vergangenen Oktober nach einer Angriffsserie auf Grenzposten Truppen in das Siedlungsgebiet der Rohingya im Bundesstaat Rakhine entsandt. Seitdem sind nach Angaben der dortigen Behörden rund 50'000 Rohingya vor der Gewalt ins Nachbarland Bangladesch geflüchtet. Die Flüchtlinge berichteten von niedergebrannten Dörfern, vergewaltigten Frauen und getöteten Männern.
In einem Appell an den UNO-Sicherheitsrat hatte am vergangenen Donnerstag mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger ein Einschreiten der Vereinten Nationen gegen die Verfolgung der Rohingya im ehemaligen Birma gefordert. In dem südostasiatischen Land komme es zu «ethnischen Säuberungen» und «Verbrechen gegen die Menschlichkeit», schrieben insgesamt 23 Nobelpreisträger, Politiker und Aktivisten.
Weite Teile der buddhistischen Mehrheit im Land betrachten die Rohingya als illegale, staatenlose Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele von ihnen schon seit Generationen in Myanmar leben. Die in bitterer Armut lebenden Rohingya gelten als eine der meistverfolgten Minderheiten der Welt.
Seit der Unabhängigkeit Birmas von Grossbritannien im Jahr 1948 ist die Beziehung der ethnischen Minderheiten zur Zentralregierung von Konflikten geprägt. Mehrere bewaffnete Gruppen kämpfen seit Jahrzehnten für mehr Rechte, Autonomie und Beteiligung an den reichen Ressourcen des Landes.
Myanmar wurde jahrzehntelang von einem Militärregime beherrscht. Der von den Militärs im Herbst 2010 eingeleitete demokratische Übergang mündete 2015 in die ersten freien Parlamentswahlen, aus denen die Nationale Liga für Demokratie (NLD) von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi als klare Siegerin hervorging. Das Militär behielt aber bedeutenden Einfluss in Wirtschaft und Politik. (kri/sda/afp)