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Greencross International: Gorbatschow wirft Schweizer Sektion «Sabotage» vor

Greencross International: Gorbatschow wirft Schweizer Sektion «Sabotage» vor

22.02.2017, 10:4422.02.2017, 13:01
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Green Cross International (GCI) ist quasi bankrott. Die NGO ist nicht mehr in der Lage, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Die Schuld dafür gibt sie der Schweizer Sektion unter Führung von Nationalrat Martin Bäumle.

Aus Protest trat Michail Gorbatschow, der Gründer der Organisation und letzter Präsident der Sowjetunion, aus dem GCI-Verwaltungsrat zurück. Auch der Finanzchef und der Präsident Jean-Michel Cousteau nahmen den Hut. Der Sohn des Meeresforschers Jean-Jacques Cousteau war erst im letzten Oktober zum Nachfolger von Gorbatschow an die Spitze der Nichtregierungsorganisation gewählt worden.

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Aus Protest trat Michail Gorbatschow, der Gründer der Organisation und letzter Präsident der Sowjetunion, aus dem GCI-Verwaltungsrat zurück.Bild: Ivan Sekretarev/AP/KEYSTONE

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Gemäss der GCI-Webseite stürzte die Weigerung von Green Cross Schweiz, ihren Mitglieder-Beitrag Ende 2016 zu überweisen, die internationale Umweltorganisation in die finanzielle Krise. Seither habe die Schweizer Sektion nur die Gehälter von gewissen Angestellten übernommen – unter der Bedingung, dass diese «verschiedene Forderungen» erfüllten.

Neben der Schweizer Sektion habe auch die Tochter des verstorbenen polnischen Unternehmers Jan Kulczyk ihre Spendenzahlungen eingestellt. Dominika Kulczyk wird von GCI als eine ihrer wichtigsten Geldgeberinnen bezeichnet. Ausstehend seien auch die Zahlungen der amerikanischen und der italienischen Sektion.

Seither sei die GCI praktisch insolvent, heisst es auf der Webseite weiter. Die NGO werde nun die Behörden über ihre finanzielle Lage informieren und über ihre Schwierigkeiten, die rund drei Millionen Franken an geschuldeten Beiträgen einzutreiben.

Gorbatschows schwere Vorwürfe

In seinem Rücktrittschreiben wirft Friedensnobelpreisträger Gorbatschow der Schweizer Sektion den «Versuch der feindlichen Übernahme des GCI», einen Verstoss gegen ihre vertraglichen Verpflichtungen, die «Sabotage» der Verwaltungsratsentscheide und Intrigen vor. Er mache die «Anstifter» denn auch für die Konsequenzen verantwortlich.

Gleichzeitig verzichte er auch auf den Titel des «Gründungspräsidenten», schrieb Gorbatschow. Der schwere Entscheid erfülle ihn mit «grosser Trauer», doch die gegenwärtige Situation lasse ihm keine andere Wahl.

Martin Bäumle, GLP
Stiftungsratspräsident von Green Cross Schweiz, Nationalrat Martin Bäumle (GLP/ZH)Bild: watson/rafaela roth

Green Cross Schweiz fordert Auskünfte

Der Stiftungsratspräsident von Green Cross Schweiz, Nationalrat Martin Bäumle (GLP/ZH), wollte gegenüber der SRF-Sendung «Heute Morgen» am Mittwoch keine Stellung zu den Vorwürfen nehmen.

In einer Medienmitteilung schreibt die Schweizer Sektion aber, GCI sei «bisher nicht bereit, die notwendigen Angaben zur Finanzlage vorzulegen, damit die geforderte Restzahlung für das Jahr 2016 überwiesen werden kann».

Sie hätten mit GCI schriftlich vereinbart, dass die Mitgliedszahlung in Green-Cross-Projekte fliessen müssten und nicht anderweitig verwendet werden dürften. «Leider zeigen die uns vorliegenden Zahlen von Green Cross International Liquiditätsprobleme und erfordern dringende Sanierungsmassnahmen», wird Bäumle in der Mitteilung zitiert.

13 Millionen Franken Spenden in der Schweiz

Green Cross International mit Sitz in Genf wurde 1993 nach der UNO-Umwelt-Konferenz in Rio von Gorbatschow gegründet. Die NGO engagiert sich weltweit für die Bewältigung von Folgeschäden aus Industriekatastrophen wie Tschernobyl, für die Sanierung von militärischen Altlasten aus der Zeit des Kalten Krieges und für die Prävention von neuen Kriegen. Green Cross ist in 30 Ländern vertreten.

Green Cross Schweiz nahm im letzten Jahr Spenden in Höhe von 13 Millionen Franken ein. Die Zahl der Mitglieder stieg gleichzeitig auf 51'700. Die Ziele der Umweltorganisation werden von der Parlamentarischen Gruppe Green Cross unterstützt. Diese setzt sich parteiübergreifend aus 28 Ständerätinnen und -räten sowie aus 100 Nationalrätinnen und Nationalräten zusammen. (whr/sda)

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