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Schweizer F/A-18 eskortieren russischen Regierungsjet – Moskau irritiert

Schweizer F/A-18 eskortieren russischen Regierungsjet – Moskau irritiert

19.11.2016, 15:4019.11.2016, 18:22
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Kampfflieger der Schweizer Luftwaffe haben am Freitag ein russisches Regierungsflugzeug auf seinem Weg durch den Schweizer Luftraum begleitet. Moskau ist über das Vorgehen erstaunt - und fordert nun eine Erklärung vom Bundesrat. Nicht das erste Mal.

In der russischen Maschine befanden sich eine Regierungsdelegation und Journalisten auf dem Weg zum Gipfel der Asien-Pazifik-Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Peru. Präsident Wladimir Putin war nicht an Bord. Gemäss einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters näherten sich drei F/A-18-Jets und eskortierten das Flugzeug vorübergehend.

Die russischen Behörden waren offenbar vom Vorgehen der Schweizer Luftwaffe erstaunt. Die russische Botschaft in Bern twitterte am Samstag: «Wir haben unsere Überraschung zum Ausdruck gebracht und von der Schweiz eine Erklärung verlangt zum Vorfall mit einem russischen Regierungsflugzeug über dem Luftraum der Eidgenossenschaft.»

Regelmässige Kontrollflüge

Gemäss Schweizer Armee handelte es sich um ein Standardverfahren. «Sie wurden im Rahmen des regulären Luftpolizeidienstes von F/A-18-Kampfflugzeugen begleitet, wie das bei Überflügen ausländischer Staatsluftfahrzeugen oft getan wird», erklärte Armeesprecher Daniel Reist gegenüber verschiedenen Schweizer Medien.

Solche Kontrollflüge fänden regelmässig statt, unabhängig der Herkunft der Maschine, erklärte Reist auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Dabei werde überprüft, ob es sich um die angemeldete Maschine handle und ob die Immatrikulation des Flugzeugs mit der Anmeldung übereinstimme.

Dabei bestehe normalerweise Funkkontakt. Wenn ein solcher nicht möglich sei, gebe es, wie beim Schiffsverkehr mit den Flaggen, in der Luftfahrt international vereinbarte Handzeichen oder andere Zeichen zwischen Piloten.

Vorfall im Oktober 2015

Es ist nicht das erste Mal, dass von russischer Seite her der luftpolizeiliche Dienst der Schweizer Luftwaffe gerügt wird. Eine Kontrolle eines russischen Flugzeugs im Oktober 2015 über Biel führte zu einem kleinen diplomatischen Nachspiel. Beim Schweizer Botschafter in Moskau war nach dieser Kontrolle eine Protestnote des russischen Aussenministeriums eingegangen.

An Bord der Maschine befand sich damals eine vom damaligen Duma-Präsidenten und heutigen Chefs des russischen Auslandgeheimdienstes SWR, Sergei Naryschkin, angeführte Parlamentarierdelegation. Diese war unterwegs zu einem Treffen der Interparlamentarischen Union (IPU) in Genf.

Das russische Aussenministerium hielt damals fest, dass die Versuche «gewisser Schweizer Verantwortlichen», den Vorfall als normales Verfahren hinzustellen, wenig überzeugend wirkten. Bern solle künftig «solch riskante Aktionen» unterlassen.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) erklärte in der Folge, dass man die russischen Behörden im Voraus mündlich und schriftlich über die Durchführung einer routinemässigen luftpolizeilichen Kontrolle in Kenntnis gesetzt habe. (sda/reu)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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amore
19.11.2016 17:49registriert Februar 2014
Was wir in inserem Luftraum tun und lassen, entscheiden immer noch wir.
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Mesuax
19.11.2016 18:21registriert Dezember 2015
Die haben nur die "diplomatic clearance" geprüft und geschaut, ob alles stimmt... Wär nicht das erste mal bei dem diese clearance für Truppentransporte in Kriegsgebiete missbraucht wird... Das war sicher ein tolles Erlebnis für die Passagiere. Ausserdem besser in der schweiz mit kampfjets eskortiert werden als in anderen Ländern.

Ps. Ein Land welches mit seinen eigenen Jets simulierte Angriffe gegen Schiffe anderer Staaten ausübt sollte besser nicht zu laut Husten....
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elivi
19.11.2016 20:28registriert Januar 2014
Ich weiss gar nicht warum man beleidigt sein soll ... Is doch nett
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