Am Wochenende sorgte die Veröffentlichung einer angeblichen Mail von AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel für Empörung. Die Mail, die der Welt am Sonntag vorliegt, ist gespickt mit rassistischen und demokratiefeindlichen Aussagen. Weidel schreibt darin angeblich von «kulturfremden Völkern», die Deutschland überschwemmten und von «Verfassungsfeinden, von denen wir regiert werden.»
AfD-Politiker haben sich in letzter Zeit immer wieder Entgleisungen geleistet, der jüngste Skandal um die Spitzenkandidatin Alice Weidel ist nun aber selbst für AfD-Verhältnisse eine grosse Nummer. In der Mail werden unverhohlen rassistische Aussagen gemacht und demokratische und rechtsstaatliche Strukturen in Zweifel gezogen. Zudem wird suggeriert, dass ein ein Plan bestehe, um die bürgerliche Gesellschaft «systematisch» zu zerstören.
In bestem Reichsbürger-Sprech wird weiter die Souveränität Deutschlands angezweifelt:
Wer so etwas verfasst, sollte nicht in ein demokratischen Parlament gewählt werden #Weidel #AfD ~ @Welt pic.twitter.com/Yda6uifcYF
— Andreas Petzold (@andreaspetzold) September 10, 2017
Die E-Mail soll aus dem Jahr 2013 stammen, als Weidel laut der «Welt am Sonntag» noch nicht Mitglied der AfD war, sich jedoch bei der «Wahlalternative 2013» engagierte, einem Vorläufer der Partei. Offenbar hatte ein ehemaliger Vertrauter Weidels der Zeitung die E-Mail zugespielt.
Weidel bestritt umgehend, dass sie Verfasserin der entsprechenden Mail sei und schaltete erfolglos Anwälte ein, um die Veröffentlichung zu verhindern. AfD-Sprecher Christian Lüth sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA, Weidel habe ihm versichert, diese Mail stamme nicht von ihr. Sie sei eine Fälschung. Der «Welt am Sonntag» liegen laut eigenen Angaben jedoch eine eidesstaatliche Erklärung sowie weitere Aussagen vor, die das Gegenteil bewiesen.
Am späten Sonntagabend wurde Weidel in einem Wahl-Special der Welt von Lesern zu der E-Mail befragt, die AfD-Spitzenkandidatin blieb aber dünnlippig: «Zu diesem Thema habe ich gestern auch durch meinen Sprecher alles gesagt. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl werde ich wirklich nicht über jedes absurde Stöckchen springen, das man mir hinhält, und diese plumpe Kampagne auch noch selbst befeuern. Das mache ich nicht.»
Weidel, die nach der Wahl zusammen mit Alexander Gauland den Parteivorsitz der AfD bestellen soll, hat erst vergangene Woche mit ihrem Auftritt in einer ZDF-Wahlsendung für Aufsehen gesorgt. Weidel verliess nach einer hitzigen Diskussion das Studio und verbreitete im Anschluss ein Statement, das sich gegen die Moderatorin Marietta Slomka richtete. Kritiker warfen Weidel vor, den Eklat inszeniert zu haben.
Meine Stellungnahme zum Verlassen der Sendung #wiegehtsD aufgrund der tendenziösen & völlig unprofessionellen Moderatorin Marietta #Slomka: pic.twitter.com/4upZkDs518
— Dr. Alice Weidel (@Alice_Weidel) September 5, 2017
Vor zwei Wochen sorgte der AfD-Vize Alexander Gauland mit einer Äusserung über die Integrationsbeauftragte Aydan Özoguz für Aufregung. Gauland forderte an einer Wahlkampfveranstaltung, die Deutsch-Türkin Özoguz nach Anatolien zu entsorgen. Gauland wurde weitherum für seine «rassistischen» Aussagen kritisiert.
Äh, ich will ja nichts sagen, aber die Mail als rassistisch zu bezeichnen ist voll die Verharmlosung. #AliceWeidel pic.twitter.com/ddNISKn2UE
— Julia Schramm (@_juliaschramm) September 10, 2017
Was der AfD wirklich geschadet hätte: Eine Mail von Alice Weidel, in der sie Geflüchtete und Grüne lobt und Dieselautos verbieten will.
— Eva Horn (@habichthorn) September 10, 2017
Die AfD liegt laut aktuellen Umfragen zwischen acht und elf Prozent. Am 24. September findet in Deutschland die Bundestagswahl statt.
(wst)