International
Schweiz

Nach Anschlägen in Brüssel: Bedrohungslage in der Schweiz bleibt unverändert

Nach Anschlägen in Brüssel: Bedrohungslage in der Schweiz bleibt unverändert

22.03.2016, 20:0423.03.2016, 08:20
Mehr «International»

Nach den Anschlägen in Brüssel ist in der Schweiz der Krisenstab zusammen gekommen. Das Bundesamt für Polizei aktivierte zudem seine Taskforce. Doch die Bedrohungslage in der Schweiz bleibt unverändert. Von Schweizer Opfern ist bislang nichts bekannt. Glück hatten Freiburger Schülerinnen und Schüler in Brüssel.

Sie waren am Dienstagmorgen auf derselben Métro-Linie unterwegs, auf der es zu einem Bombenanschlag kam. Die Jugendlichen kamen mit dem Schrecken davon und konnten unverletzt ins Hotel zurückkehren. Eine Gruppe von Waadtländer Schülerinnen und Schüler besuchte zur Zeit der Attacken das Kunstmuseum und musste zunächst darin ausharren. Die verschiedenen Klassen brechen ihre Aufenthalte in Brüssel ab.

«Wir verurteilen diese schrecklichen Taten auf das Schärfste», so Bundespräsident Johann Schneider-Ammann.
«Wir verurteilen diese schrecklichen Taten auf das Schärfste», so Bundespräsident Johann Schneider-Ammann.
Bild: EPA/KEYSTONE

Von Schweizer Opfern hatte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bis Dienstagabend keine Kenntnis. Abklärungen sind aber weiterhin im Gang. «Wir arbeiten eng zusammen mit der Schweizer Botschaft in Brüssel und dem konsularischen Dienst in Den Haag», sagte EDA-Sprecher Jean-Marc Crevoisier auf Anfrage.

Das EDA hat zudem die Reisehinweise für Belgien angepasst. Es fordert dazu auf, die Anweisungen des belgischen Krisenzentrums (DG Centre de crise) und der Polizei zu befolgen. Es erinnert daran, dass Terroristen überraschend zuschlagen. Bombenanschläge liessen sich trotz gelegentlicher mehr oder weniger konkreter Warnungen nicht voraussagen.

Bundesbehörden analysieren die Lage fortlaufend

Schon kurz nach den Anschlägen begannen die Bundesbehörden mit der Analyse der möglichen Auswirkungen der Attentate auf die Schweiz. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) überprüft zurzeit, ob die Anschläge in Brüssel etwas an der Bedrohungslage in der Schweiz ändern. Gemäss Stellungnahme ist die Bedrohungslage aber seit den Anschlägen in Paris im November 2015 bereits erhöht.

Der NDB hält zudem fest, dass die Schweiz nicht primäres Zielland von islamistisch motivierten Attentätern sei. Als westliches Land bleibe die Schweiz aber ein mögliches Ziel. Die Brüsseler Attentate, aber auch diejenigen in Paris im vergangenen Jahr, könnten gemäss NDB nun radikalisierte Personen in der Schweiz inspirieren, solche Anschläge nachzuahmen. Die Schweiz könne aber auch als logistische Basis oder Durchgangsland für Terroristen dienen.

Kontakt mit belgischen Behörden

Daher steht das Bundesamt für Polizei (Fedpol) derzeit auch mit den belgischen Ermittlern in Kontakt, um herauszufinden, ob die Anschläge in Brüssel eine Verbindung zur Schweiz aufweisen.

Die Kerngruppe Sicherheit des Bundes hat das Sicherheitsdispositiv der Lage entsprechend angepasst. Gemäss Mitteilung des NDB vom Dienstagabend wurden die Sicherheitsmassnahmen an den Flughäfen Genf und Zürich sowie in internationalen Zügen und an den Grenzen verschärft.

In Genf wurde zudem die Polizeipräsenz insbesondere rund um Gebäude der UNO, am Bahnhof und an anderen Orten, wo sich viele Menschen aufhalten, erhöht.

Brüssel erreichen und verlassen, ist schwierig

Am Flughafen Zürich lief der Betrieb nach den Anschlägen normal, wie eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Beeinträchtigt war der Flugverkehr nach Brüssel: Ein Morgenflug der Swiss musste in Düsseldorf landen. Alle anderen Flüge nach Brüssel wurden abgesagt.

Ausfallen werden auch sämtliche Flüge vom (morgigen) Mittwoch und der erste Morgenflug von Brüssel nach Zürich am Donnerstag, wie die Swiss am Dienstagabend meldete. Betroffen sind insgesamt rund 1500 Passagiere.

Auch der Bahnverkehr nach Belgien ist eingeschränkt. Zwar fuhren am Dienstag die geplanten Züge los, da sie unterwegs noch andere Stationen bedienen. Doch sie verkehrten teilweise nicht bis nach Brüssel.

Brüssel-Reisenden, die Belgien verlassen möchten, empfiehlt das EDA sich direkt an ihren Reiseveranstalter oder ihre Airline zu wenden und die kommerziellen Transportmittel zu nutzen. Allerdings hatten keine Schweizer Reiseveranstalter am Dienstag Kunden in Brüssel. Es dürften aber etliche Umsteigepassagiere aus der Schweiz von der Schliessung des Flughafens betroffen gewesen sein. Der Flughafen Zaventem ist ein wichtiges Drehkreuz für den Afrika-Verkehr.

Beileidskundgebung des Bundespräsidenten

In Bern hat am Dienstagnachmittag Bundespräsident Johann Schneider-Ammann im Namen des Bundesrates und der Schweizer Bevölkerung Belgien sein tief empfundenes Beileid ausgedrückt. «Wir verurteilen diese schrecklichen Taten auf das Schärfste», sagte er.

Die Schweiz sei bestürzt über die Attentate. Die Schweiz und Europa stünden für Freiheit, Sicherheit, Rechtsstaat und Demokratie. «Diese Werte werden wir jederzeit hochhalten und verteidigen», sagte Schneider-Ammann.

Gemäss Bundesratssprecher André Simonazzi wird noch am Dienstagabend die Beflaggung am Bundeshaus West im Gedenken an die Opfer der Brüsseler Anschläge auf Halbmast gesetzt, wie er in einem Tweet bekannt gab. (jas/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Lega-Chef Salvini will noch höchstens 20 Prozent ausländische Kinder pro Schulklasse

In Italien ist eine Diskussion über eine Höchstzahl ausländischer Kinder in italienischen Schulklassen entbrannt. Bildungsminister Giuseppe Valditara erklärte, er unterstütze einen Vorschlag von Lega-Chef und Vizepremier Matteo Salvini, wonach eine Höchstquote von 20 Prozent ausländischer Kinder pro Schulklasse eingeführt werden sollte.

Zur Story