International
Syrien

Umfrage unter Flüchtlingen, auf welcher Seite sie stehen

epa04964693 Syrian refugees walk at the Zatari Syrian Refugee Camp, northeast of Amman, Jordan, 05 October 2015. According to estimates, Lebanon is hosting approximately 630,000 Syrian refugees who ha ...
Syrische Flüchtlinge im Zatari-Lager nordöstlich von Amman, Jordanien (05.10.2015).Bild: JAMAL NASRALLAH/EPA/KEYSTONE

2000 syrische Flüchtlinge wurden befragt, wem sie im Krieg helfen: Das Resultat passt niemandem

19.09.2016, 19:0320.09.2016, 06:42
Kian Ramezani
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Seit Menschen aus Syrien vor der Gewalt fliehen und im Ausland Schutz suchen, steht die Frage im Raum: Was für Leute kommen zu uns? Was denken Sie über den Krieg in ihrer Heimat? Daniel Corstange, Professor für Politologie an der Columbia University in New York, hat Antworten. 

«Auf welcher Seite stehen Sie im syrischen Bürgerkrieg?»

Diese Frage stellte er 2000 syrischen Flüchtlingen im Libanon (Spätfrühling 2015). Die Resultate, die er nun im Magazin Foreign Affairs publiziert hat, überraschen:

Loyalitäten im Syrien-Konflikt

Bild
grafik: Daniel Corstange; adaption: watson 

Knapp 40 Prozent gaben an, die Regierung Baschar Assads zu unterstützen. Das ist zu viel – oder zu wenig, je nach Sichtweise:

«40 Prozent Unterstützung für die Regierung – vielleicht eine grössere Zahl, als viele im Westen glauben möchten, aber eine kleinere, als das Regime oder seine ausländischen Verbündeten gerne behaupten würden.»
Daniel Corstange

Knapp über die Hälfte unterstützen demnach die oppositionellen Kräfte, die aber bekanntlich keinen einheitlichen Block darstellen, sondern sich bisweilen untereinander bekämpfen. Acht Prozent wollten keine Präferenz angeben.

Auch Sunniten halten zu Assad

Eine der Annahmen über den syrischen Bürgerkrieg lautet: Auf der einen Seite stehen das Assad-Regime und die Minderheiten der Alawiten, Kurden, Christen und Drusen. Auf der anderen die sunnitischen Rebellen. Das stimmt, aber ein wichtiger Aspekt geht dabei vergessen: Wenn 40 Prozent der Flüchtlinge Assad unterstützen, dann sind darunter auch viele Sunniten.

Die Umfrage ergab weiter, dass jüngere oppositionelle Syrer eher die Nationalisten bevorzugen, während ältere zu den Islamisten tendieren. Während drei Viertel angeben, täglich zu beten, wünscht sich nur ein Drittel, dass die Religion in Politik und Wirtschaft eine Rolle spielt.

Schon Anfang 2012, bevor der Konflikt zum Bürgerkrieg eskalierte, gaben in einer Online-Umfrage in Syrien 55 Prozent der Teilnehmer an, sie würden es bevorzugen, wenn Assad an der Macht bliebe. Die Stichprobe war allerdings sehr klein, ebenso wie die Internet-Durchdringung in Syrien.

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sapere Aude
19.09.2016 19:44registriert April 2015
Die grosse Unterstützung Assads verwundert mich nicht. Auch wenn er ein Diktator ist, er war lange Zeit Garant für Stabilität und Wohlstand, hat wirkungsvoll dem Islamismus einhalt Geboten und durch die Trennung von Staat und Religion den Schutz von religiösen Minderheiten ermöglicht. Der Westen hat den gleichen Fehler gemacht wie im Irak. Demokratie lässt sich nicht durch Gewalt erzwingen, vorallem wenn es sich bei den "Rebellen" um eingeschleusste Islamisten aus den Golfstaaten handelt. Assad ist zwar ein schrecklicher Despot, die Menschen wählen jedoch das kleinere Übel.
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Mr.Doppelbürger
19.09.2016 19:51registriert August 2016
28,8% der Befragten sind also auf der Seite der Islamisten?
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Ignorans
19.09.2016 19:53registriert Mai 2015
Zeigt auf, wie falsch die Berichterstattung in Western...
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