Ministerpräsident Binali Yildirim sagte bei einem Besuch am grössten Flughafen der Türkei, erste Hinweise deuteten auf die Terrororganisation «Islamischer Staat» («IS») als Urheberin des Terroranschlags hin. Ein Sprecher der kurdischen Arbeiterpartei PKK hat sich gemäss der Zeitung Cumhyriyet folgendermassen distanziert: «Wir kämpfen gegen das türkische Militär, wir greifen keine Zivilisten mit Selbstmordattentätern an.»
Unter den Opfern seien mindestens 23 Türken und 13 Ausländer, das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hatte zuvor mitgeteilt, es seien keine Schweizer Staatsangehörige unter den Toten.
Noch am Morgen war von insgesamt 39 Toten die Rede. Ein türkischer Regierungsvertreter sagte, fünf Saudiaraber, zwei Iraker sowie je ein Bürger aus Tunesien, Usbekistan, China, dem Iran, der Ukraine und Jordanien seien getötet worden.
Nach Yildirims Angaben trafen die Attentäter am Dienstagabend mit dem Taxi am Flughafen ein. Im Terminalgebäude hätten sie dann das Feuer aus Maschinengewehren eröffnet, ehe sie sich selbst in die Luft sprengten. Zur Identität und Herkunft der Angreifer machte er keine Angaben.
Aus türkischen Regierungskreisen hiess es, keiner der drei Selbstmordattentäter habe die Sicherheitsschleusen am Eingang des internationalen Terminals passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien deuteten dagegen darauf hin, dass einer oder mehrere Angreifer in den Innenbereich des Terminals gelangten.
Aus Regierungskreisen hiess es weiter, zwei der Angreifer hätten sich vor dem Ankunftsbereich des Internationalen Terminals in die Luft gesprengt, ein weiterer auf dem angrenzenden Parkplatz. Mindestens einer der Angreifer sei von der Polizei beschossen worden, bevor er seine Sprengstoffweste gezündet habe.
#Istanbul witness: It looked like someone had gone around with a bulldozer and shredded the entrance of the terminal https://t.co/Hjt6RcN91G
— CNN (@CNN) 28. Juni 2016
Die Airline bot allen Reisenden mit Buchungen von oder nach Atatürk Airport an, die Flüge kostenlos umzubuchen oder zu stornieren. In der Nacht waren etliche ratlose Reisende vor dem Flughafen gestrandet, die vor den Terrorangriffen aus dem Terminal geflohen waren. Nach dem Angriff hatte Ministerpräsident Binali Yildirim den Flughafen noch in der Nacht besucht. Er hatte den Flughafen für landende und startende Flüge wieder für geöffnet erklärt. Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss hat ihre beiden Flüge vom Mittwoch gestrichen. Die betroffenen Kunden können gratis umbuchen.
Der Atatürk-Flughafen – der in etwa ein Passagieraufkommen wie das Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt hat – liegt auf der europäischen Seite Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Millionenmetropole liegt der kleinere Flughafen Sabiha Gökcen.
Die Polizei sperrte den Atatürk-Flughafen weiträumig ab. Fotos vom Anschlagsort zeigten ein Bild der Verwüstung ausserhalb des Ankunftsterminals, wo Passagiere normalerweise auf Taxis warten. Auf einem Foto war ein auf dem Boden liegendes Schnellfeuergewehr zu sehen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kam in Ankara zu einem Krisentreffen mit Ministerpräsident Yildirim und Armeechef Hulusi Akar zusammen. In einer Mitteilung rief Erdogan die Welt zum entschlossenen Handeln gegen die Terrorbedrohung auf, besonders die westlichen Staaten.
Das Attentat müsse ein Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus sein. Die Bomben hätten in jedem Flughafen auf der ganzen Welt detonieren können. «Jeder soll wissen, dass die Terrororganisationen nicht unterscheiden zwischen Istanbul und London, Ankara und Berlin, Izmir und Chicago, Antalya und Rom», liess sich Erdogan zitieren.
Die Regierungen der USA, Deutschlands und Frankreichs verurteilten den Terrorangriff. Gleiches tat auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Er hoffe, dass die Verantwortlichen hinter der Attacke identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden könnten.
Bundespräsident Johann Schneider-Ammann schrieb am Mittwochmorgen, die Schweiz sei «erschüttert über den schrecklichen Anschlag» am Flughafen von Istanbul. «Wir trauern um die Opfer. Unsere Gedanken sind bei ihnen, den zahlreichen Verletzten und ihren Familien.»
Die Türkei war in den vergangenen Monaten mehrmals Ziel terroristischer Anschläge. Bei einem «IS»-Selbstmordanschlag im Istanbuler Zentrum waren im Januar zwölf deutsche Touristen getötet worden.
(cma/sda/dpa/afp/reu)
Wie lange muss es noch so weiter gehen?
A) Wenn die Umgebung des Terrorismus , dessen Alimentation nicht ernsthaft bekämpft wird und zwar Regionen übergreifend werden wir weiterhin solche Anschläge erleben.
B) Wenn die Grundursachen die zum Terrorismus führen nicht abgehandelt und eliminiert werden, werden wir weiterhin solche Anschläge erleben.
Es ist die Staatengemeinschaft die am gleichen Strick ziehen muss, aber dies ist wohl ein Wunschdenken, denn zu viele Geschäfte und Machentfaltungen hängen in der Causa Terror.