Sarah und Pietro – es scheint so, als würde Deutschland derzeit kaum ein anderes Thema kennen. Das Kölner Boulevardblatt «Express» hat dem Paar seit dem 14. Oktober satte 37 Artikel gewidmet – in nur elf Tagen!
Rückblick ins Jahr 2011: Bei «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) lernt Pietro Lombardi Sarah Engels kennen. Die Kandidaten, beide 19 Jahre alt, verlieben sich während der achten Staffel der Castingshow. Die letzte Sendung im Jahr 2011 inszeniert RTL als «Traumpaarfinale»: Pietro setzt sich darin gegen Sarah durch.
Ein grosser Erfolg für den gebürtigen Karlsruher, der es bis dato nicht weit gebracht hat: Die Hauptschule verliess der Sohn italienischer Einwanderer ohne Abschluss und hielt sich fortan mit 400-Euro-Jobs über Wasser.
Sein DSDS-Siegerlied «Call My Name» katapultiert ihn in die Charts und auch das Album «Jackpot», aufgelegt von Hit-Produzent Dieter Bohlen, schlägt ein. Im März 2013 heiratet Pietro Sarah, beide sind da 21 Jahre alt. Es riecht nach einem Märchen!
Als Musiker alleine kommen die zwei aber nicht durch: Die Folgealben schiffen mehr oder weniger ab. Das Paar tingelt durch diverse Fernsehshows, um seinen Ruhm zu konservieren: Die Sendungen heissen «Clash! Boom! Bang!», «Der VIP-Bus – Promis auf Pauschalreise» oder «TV total Turmspringen».
Spätestens als das Duo 2015 die Doku-Soaps «Sarah & Pietro … bauen ein Haus» und «Sarah und Pietro ... bekommen ihr Baby» für RTL2 drehen, ist aus den Castingshow-Teenagern von einst ein öffentliches Paar geworden, das seine Fangemeinde auch via Social Media über ihr Leben stets auf dem Laufenden hält.
Ihr Sohn kommt im Juni 2015 zur Welt – allerdings nicht ohne Komplikationen. Die jungen Eltern sorgen sich rührend um den kleinen Alessio, und alle Welt darf zuschauen. Als das Kind aus der Klinik entlassen wird, scheinen Sarah und Pietro das glücklichste Paar der Welt zu sein: Endlich eine vom TV geschlossene Promi-Liebe, die wahrhaftig und ewiglich ist?
Von wegen! Am Mittwoch, den 12. Oktober 2016, bekommt das Märchen Risse: OK! werden Bilder angeboten, die Sarah Lombardi mit einem anderen Mann zeigen. Einerseits zeigt das Blatt die Fotos nicht – aus «rechtlichen und moralischen Gründen». Andererseits titelt es: «Fremdgeh-Schock» – und berichtet von «schweren Anschuldigungen des Insiders», nach denen die Ehefrau schon seit Monaten untreu sei.
Pietro Lobardi sagt via Facebook, man wolle dem Paar was anhängen. Später löscht er den Eintrag – und auch Fotos, die ihn mit Sarah zeigen. Das Ganze geschieht nicht wirklich unbeobachtet – hier nur die Artikel vom Freitag, den 14. Oktober:
Die Jagd ist also eröffnet! Es folgt eine mediale Demontage frei nach dem Motto: Eine Ehe, die vor den Medien geschlossen wurde, kann auch nur durch die Presse geschieden werden.
Die Überschriften sprechen für sich:
TV-Drehs abgesagt, Fotos gelöscht und Sarah alleine in den Ferien: Die Krise und das mögliche Ehe-Ende sind ebenso öffentlich wie die Anbahnung der Liaison. Damit muss man rechnen, wenn man als Paar durchs Fernsehen bekannt wird.
Die Intensität der Berichterstattung artet aber dennoch aus.
Natürlich kommen anonyme Freunde zu Wort:
Und die lieben Verwandten:
Zuweilen wird es grotesk:
Ja, so eine Ehekrise ist kein Spass, aber wenn dir dabei permanent Reporter im Nacken sitzen, ist sie der blanke Horror. Bei Sarahs Rückkehr aus ihren Griechenland-Ferien wartete die Journaille bereits am Flughafen und vor dem Haus des Paares in Köln. Und wenn sie da nicht auftaucht, ist das natürlich eine Nachricht und Anlass zur Spekulation:
Aber sind die Medien nun schuld an dem Ehe-Aus? Eher nicht – die Vorzeichen für ein Märchen waren von Anfang an schlecht: Ein Paar wird ins Rampenlicht gestellt, ein Paar heiratet jung, ein Paar ist permanent unter Beobachtung. Die beiden leben in der Medienstadt Köln, wo Sarah auch geboren wurde und die Realschule abgeschlossen hat.
Dieses deutsche Drama zeigt: Das Promi-Leben ist nichts für Zartbesaitete, sondern harte Arbeit, die Nerven kostet und korrumpiert. Last but not least sind es Leser und User, die zu dem Medien-Hype beitragen: Vielleicht wäre die Berichterstattung nicht so massiv, wenn die Zillionen Storys über Sarah und Pietro nicht geklickt würden.
Doch mit einer Spekulation soll dieser Artikel nicht enden, darum: Wer glaubt, das Fernsehen mache Romanzen, wer denkt, das Leben im Rampenlicht sei einfach schön, oder wer meint, Medien wären stets intelligent, muss mit dem Träumen aufhören und aufwachen. Willkommen in der Realität!