Sevnica ist eine slowenische Kleinstadt 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Ljubljana. Zu Habsburger Zeiten hiess sie Lichtenwald, hat aber ausser einem 700 Jahre alten Schloss touristisch wenig zu bieten. Trotzdem hoffen viele der 5000 Bewohner auf einen baldigen Besucherstrom: In Sevnica wuchs die künftige First Lady der USA, Melania Trump, auf.
Das Gewerbe Sevnicas ist bereit: Beim Bäcker gibt es Melania-Schoggikuchen mit Goldglasur, im Restaurant ein Melania-Menu bestehend aus lokal gefangener Forelle und der traditionsreiche Schuhersteller Kopitarna Sevnica wartet mit einer Limited Edition «White House»-Pantoffeln auf. «Wir haben der künftigen First Lady ein Paar geschickt und hoffen, dass sie ihr in den Wintermonaten die Füsse wärmen werden», sagt eine Sprecherin gegenüber AFP.
Nicht so toll finden das anscheinend die Trumps selbst. Sie haben einen slowenischen Anwalt beauftragt, den kommerziellen Gebrauch ihres Namens ohne Bewilligung zu unterbinden. Die Stadtverwaltung spurte sofort und liess eine Reklametafel mit dem Bild Melanias abbauen. Ein Honigproduzent musste die Aufschrift «aus Melanias Garten» von seinen Gläsern entfernen. Und im Restaurant wurde aus dem «Trump-Burger» der «Präsidentenburger».
Ohnehin scheint Melania Trump keine besonders innige Beziehung zu ihrer Heimat zu haben. Seit einem Kurzbesuch 2002, als sie ihren Eltern Donald Trump vorstellte, soll sie nicht mehr in Slowenien gewesen sein. Ihre Eltern besitzen offenbar noch ein Haus in Sevnica, leben aber die meiste Zeit ebenfalls in den USA.
Auch in ihren seltenen öffentlichen Auftritten erwähnt sie ihre Herkunft nur beiläufig. In ihrer Rede am Parteikongress der Republikaner sagte sie, sie stamme aus Slowenien, «einem kleinen, wunderschönen und damals kommunistischen Land».
Auf ihre Sprachkenntnisse angesprochen sagte sie in einem Interview, sie beherrsche Englisch, Italienisch, Französisch und sogar Deutsch. Slowenisch – ihre Muttersprache – erwähnte sie nicht.
Ohnehin erinnert sich in Sevnica kaum jemand an Melania, die im jugendlichen Alter von 18 Jahren ihren ersten Modelvertrag in Mailand ergatterte und ihre Heimat verliess: «Als Kind war sie schon sehr kreativ, diese Stadt war nichts für sie, das war für sie schon als Kind alles zu kleinstädtisch, sie wollte weg in die Hauptstadt und Design studieren», sagt Mirjana Jelancic, die mit ihr in die Primarschule ging.
Auch der slowenische Journalist Dejan Steinbuch hält die «Melaniamania» in Sevnica für nichts weiter als einen vorhersehbaren Marketing-Gag. Sie sei eine von vielen jungen Auswanderern, die Slowenien damals wie heute wegen Perspektivlosigkeit verlassen. «Melanias Beziehung zu Slowenien ist eine Geschichte der Ablösung», so Steinbuch.