In Haiti sind durch den Hurrikan «Matthew» mindestens 339 Menschen ums Leben gekommen und damit weit mehr als bislang bekannt. Das teilten die örtlichen Behörden am Donnerstag mit. Vier Tote gab es in der benachbarten Dominikanischen Republik.
Nach Angaben des UN-Büros für humanitäre Hilfe (OCHA) ist die Hälfte der elf Millionen Haitianer von dem Wirbelsturm betroffen, einige Regionen waren zwei Tage nach dem Durchzug des Hurrikans weiter von der Aussenwelt abgeschnitten.
Aerial footage shows damage caused by Hurricane #Matthew in Haiti https://t.co/mAn2wF9unG pic.twitter.com/8HuFfG70kS
— CNN (@CNN) 7. Oktober 2016
Der Wirbelsturm der Kategorie 4 hatte den Karibikstaat am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um, und Strassen wurden überschwemmt.
Die besonders stark betroffenen Regionen Sud und Grand'Anse im Südwesten wurden vom Rest des Landes abgeschnitten. Das Ausmass der Katastrophe ist deswegen noch immer schwer abschätzbar. Dutzende Tote gab es nach Aussagen von Helfern allein im Küstenort Les Anglais, den die ersten Helfer erst Tage nach dem Sturm erreichten.
Die Hauptstadt der Region Grand'Anse, Jérémie, sei zu weiten Teilen zerstört, sagte der Länderdirektor der Hilfsorganisation Care, Jean-Michel Vigreux. Alle Telefonverbindungen und die Stromversorgung seien zusammengebrochen. «80 Prozent der Häuser liegen in Trümmern. Die einzige Verbindungsstrasse ist unpassierbar, und den Menschen gehen langsam Nahrung und Geld aus.»
Die UNO-Blauhelmmission Minustah veröffentlichte Fotos aus Jérémie, die Strassen voller Schlamm und Schutt sowie eingestürzte Mauern zeigen. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren 1,5 Millionen Menschen in Haiti von dem Hurrikan «Matthew» betroffen, 350'000 benötigten Soforthilfe.
Im völlig verarmten Karibikstaat leben sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit mehr als 200'000 Toten immer noch Zehntausende in Zelten und Notunterkünften.
Der Sturm bewegte sich in der Nacht zum Freitag über den Nordwesten der Bahamas auf den US-Bundesstaat Florida zu. Dort und in den angrenzenden Bundesstaaten wurden rund drei Millionen Menschen aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
Floridas Gouverneur Rick Scott warnte, wer sich der Anordnung widersetze, riskiere den Tod. «Geht nicht surfen, geht nicht an den Strand. Ihr werdet sterben», sagte Scott. Sein Evakuierungsbefehl galt für 1,5 Millionen Menschen.
Die Regierung in South Carolina ordnete die Evakuierung von mehr als einer Million Bürgern an. US-Präsident Barack Obama erklärte für mehrere Staaten den Notstand, was die unmittelbare Freigabe von Bundesmitteln für Notmassnahmen ermöglichte. In Florida, Georgia und den Carolinas waren die Strassen verstopft, Tankstellen und Supermärkte wurden leergekauft. (cma/sda/dpa/Reuters/afp)