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Obama und Putin: Schweigen und ein Abschiedsgeschenk in Lima

U.S. President Barack Obama talks with Russian President Vladimir Putin at the APEC Economic Leaders’ Meeting in Lima, Peru November 20, 2016. REUTERS/Kevin Lamarque
Haben sich nicht mehr viel zu sagen: Barack Obama und Wladimir Putin.Bild: KEVIN LAMARQUE/REUTERS

Schweigen zwischen Obama und Putin – doch dann macht der Russe ein Abschiedsgeschenk

Wladimir Putin und Barack Obama gehen sich beim Asien-Pazifik-Gipfel weitgehend aus dem Weg. Nur kurz sprechen sie über den Syrienkrieg. Dennoch zeigt sich Wladimir Putin zum Abschluss von seiner charmanten Seite.
21.11.2016, 04:3121.11.2016, 08:33
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US-Präsident Barack Obama hat sich nach einem kurzen Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wenig zuversichtlich über eine Lösung des Syrienkonflikts gezeigt. «Ich bin nicht optimistisch mit Blick auf den Prozess in nächster Zeit», sagte Obama.

Das Gespräch sei ähnlich verlaufen wie viele in den vergangenen Monaten, sagte der scheidende Präsident am Sonntagabend (Ortszeit) bei seiner letzten Pressekonferenz auf einer Auslandsreise in der peruanischen Hauptstadt Lima. Er kritisierte erneut scharf die russischen Bombardements in Syrien. In Aleppo würden Kinder getötet und Schulen zerstört.

Obama und Putin waren zwei Tage lang beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC). Es gab aber kein gemeinsames bilaterales «Abschlussgespräch», sondern nur einen vierminütigen Wortwechsel am Rande einer Arbeitssitzung. Man sei sich «mit Respekt begegnet», sagte Putin anschliessend.

Zuvor ging man sich so gut es ging aus dem Weg und schwieg sich an. Auch auf dem Gruppenfoto und dem gemeinsamen Abendessen wurde die Distanz deutlich. Beim feierlichen Dinner sassen Barack Obama und Wladimir Putin 15 Plätze auseinander. Der US-Präsident sass neben Chiles Präsidentin Michelle Bachelet, Putin neben Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto.

Leaders wave during the group photo at the annual Asia Pacific Economic Cooperation, APEC, summit in Lima, Peru, Sunday, Nov. 20, 2016. From right are Malaysia's Prime Minister Najib Razak, Vietn ...
Das abschliessende Gruppenfoto: Sicherer Abstand zwischen Wladimir Putin und Barack Obama. Bild: Martin Mejia/AP/KEYSTONE

Am 20. Januar 2017 übernimmt Donald Trump das Präsidentenamt in den Vereinigten Staaten. Er will mit Putin das Gespräch suchen und strebt auch einen neuen Ansatz in der amerikanischen Syrien-Politik an. Obama hatte stets die russische Unterstützung für Syriens Machthaber Baschar al-Assad kritisiert. Assad sei ein Mann, der sein Land zerstöre, kritisierte Obama in Lima.

Warnung an die Adresse Trumps

Seinen designierten Nachfolger Trump warnte Obama indirekt davor, das Freihandelsabkommen TPP aufzukündigen. «TPP ist ein Plus für die amerikanische Wirtschaft, für Arbeitsplätze und für Arbeiterrechte», sagte Obama.

Die Transpazifische Partnerschaft (TPP) war 2015 beschlossen worden und ist das bisher grösste Freihandelsabkommen der Welt. Es umfasst die USA, Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam. Trump will TPP aufkündigen, weil es Arbeitsplätze in den USA kosten könnte. Die USA haben mit den TPP-Staaten ein Handelsvolumen von rund 1600 Milliarden Dollar, 40 Prozent ihres Aussenhandels.

epa05640170 US President-elect Donald Trump gestures a thumbs up at the clubhouse of Trump International Golf Club, in Bedminster Township, New Jersey, USA, 20 November 2016. EPA/PETER FOLEY
Donald Trump: Er ist in Lima zwar nicht anwesend, dennoch allgegenwärtig. Bild: PETER FOLEY/EPA/KEYSTONE

Putins Verständnis

Putin rechnet allerdings nicht mit einem kompletten Ende der liberalen US-Handelspolitik unter dem künftigen US-Präsidenten Trump. «Es gibt einen grossen Unterschied zwischen der Rhetorik im Wahlkampf und der Realpolitik, das ist in jedem Land der Welt so», sagte Putin in einer Pressekonferenz zum Abschluss des Asien-Pazifik-Gipfels in Lima. «Und wenn Herr Trump erklärt, dass er Firmen in die USA zurückholen will, um damit in seinem Land Arbeitsplätze zu sichern, was gibt es Schlechtes dabei?», fragte Putin.

Er bekräftigte, dass Trump auf «eine Normalisierung der Beziehungen» zu Russland setze. Aber noch sei kein Termin für ein Treffen der beiden vereinbart worden. Trump hatte im Wahlkampf Putins Führungsstärke gelobt, Putin gehörte unter den Staatschefs zu einem der ersten Gratulanten.

«Abschiedsgeschenk»

Trotz der spürbaren Kälte zwischen Obama und Putin kam es ganz zum Schluss des Gipfels zu einer versöhnlichen Geste. Putin machte Obama bei ihrer letzten Begegnung ein besonderes «Abschiedsgeschenk»: Er stellte Obama eine Art Willkommensgarantie für Russland aus.

Russian President Vladimir Putin attends a meeting of the APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation) Business Advisory Council in Lima, Peru, November 19, 2016. REUTERS/Mariana Bazo
Heisst Barack Obama in Russland immer willkommen: Wladimir Putin.Bild: MARIANA BAZO/REUTERS

«Ich habe ihm für die Jahre der Zusammenarbeit gedankt und ihm gesagt, dass wir uns immer freuen, ihn in Russland zu sehen – wenn es notwendig sein sollte oder wenn er es sich wünscht», sagte Putin zum Abschluss des Asien-Pazifik-Gipfels in der peruanischen Hauptstadt Lima. 

Putin bezeichnete die Zusammenarbeit als schwierig. «Aber Präsident Obama und ich haben betont, dass wir uns immer gegenseitig respektiert haben, genauso wie unsere Standpunkte. (cma/sda/dpa)

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21 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Spooky
21.11.2016 04:40registriert November 2015
"In Aleppo würden Kinder getötet und Schulen zerstört."

Als ob das Obama schlaflose Nächte bereiten würde.
122121
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