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US-Präsident Trump wusste wochenlang von Flynns Unwahrheiten

Er wusste seit Wochen Bescheid: Jetzt fliegt Trump die Russen-Connection um die Ohren

15.02.2017, 06:0015.02.2017, 09:32
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Die Affäre um den zurückgetretenen Sicherheitsberater Michael Flynn hält das Weisse Haus in Atem. US-Präsident Donald Trump wusste nach Angaben seines Sprechers seit Wochen, dass Flynn wegen umstrittener Kontakte zu Russland nicht die Wahrheit gesagt hatte.

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Sicherheitsberater Michael Flynn im Rücken des US-Präsidenten Donald Trump.Bild: CARLOS BARRIA/REUTERS

Trump war nach Darstellung seines Sprechers Sean Spicer seit mehr als zwei Wochen darüber informiert, dass der Ex-General noch zu Zeiten der Regierung von Präsident Barack Obama mit Russlands Botschafter in Washington über US-Sanktionen gegen Moskau gesprochen hatte.

Trump habe dies rechtlich untersuchen lassen. Das Weisse Haus habe den Vorgang aber nicht als rechtliches Problem bewertet, Trump werte ihn als eine Frage des Vertrauens.

Man habe den Vorgang über Wochen täglich untersucht und bewertet, sagte Spicer am Dienstag. Trumps Vertrauen in Flynn sei zunehmend geschwunden.

Irgendwann sei der Präsident zu dem Schluss gelangt, dass sich etwas ändern müsse und er habe Flynn um dessen Rücktritt gebeten. Der Präsident sei sehr betroffen gewesen, dass Vizepräsident Mike Pence in die Irre geführt worden sei.

Verhandlungsverbot

Flynn hatte Ende Dezember, noch ehe er ein offizielles Amt innehatte, mit Russlands Botschafter Sergej Kisljak telefoniert - ungefähr zu der Zeit, als Obama neue Sanktionen gegen Russland verhängte. Amerikanischen Bürgern ist es verboten, ohne Legitimation mit anderen Staaten zu verhandeln.

Der mächtige Sprecher des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, sagte am Dienstag vor Medien, Trump habe recht gehabt, Flynn zum Rücktritt zu bewegen.

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Paul Ryan, Sprecher des Abgeordnetenhauses.Bild: J. Scott Applewhite/AP/KEYSTONE

In Moskau bewerteten Politiker den Rücktritt als schlechtes Zeichen für die Zukunft der amerikanisch-russischen Beziehungen.

«Von den Falken in Washington wird die Bereitschaft zum Dialog mit den Russen als Gedankenverbrechen gesehen», schrieb der Vorsitzende im Aussenausschuss des Föderationsrates, Konstantin Kossatschow, auf Facebook.

Bericht über weitere Kontakte

Laut einem Bericht der «New York Times» hatten führende Mitarbeiter von Trumps Wahlkampfteams Kontakte zu ranghohen russischen Geheimdienstmitarbeitern.

Das belegen abgefangene Telefonate und Mitschnitte von Telefongesprächen, wie die Zeitung am Dienstag unter Berufung auf «vier derzeitige und frühere amerikanische Behördenvertreter» berichtete.

Zweck und Inhalte der Gespräche wurden nicht bekannt. Namentlich wurde nur Trump-Mitarbeiter Paul Manafort genannt. Die Anrufe seien von US-Justizbehörden und US-Geheimdiensten abgefangen worden.

Beweise für eine mögliche Zusammenarbeit mit der russischen Seite gebe es aber den Informanten zufolge bislang nicht.

Was glaubst du, Stand jetzt: Wird Trumps Präsidentschaft an seinen Kontakten zu Russland zerfallen?

Der Lobbyist und Politikberater Manafort war für mehrere Monate Chef von Trumps Wahlkampfteam. Manafort, der enge berufliche Kontakte nach Russland und in die Ukraine pflegt, nannte den Bericht «absurd».

Paul Manafort of Republican presidential nominee Donald Trump's staff listens during a round table discussion on security at Trump Tower in the Manhattan borough of New York, U.S., August 17, 201 ...
Paul Manafort, zurückgetretener Chefstratege von Trump.Bild: CARLO ALLEGRI/REUTERS

Weiteres Ungemach

Am Donnerstag bereits droht Trump neues Ungemach. Mindestens sechs republikanische Senatoren drohen, seinen umstrittenen Kandidaten für den Posten des Arbeitsministers, Andrew Puzder, nicht mitzutragen.

Sollte Puzder im Senat scheitern, wäre das erst der dritte Ministervorschlag nach dem Zweiten Weltkrieg und erst der zehnte in der US-Geschichte, der von dem Gremium nicht akzeptiert wird. (sda/reu/dpa/afp)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luis Cypher
15.02.2017 06:53registriert Juli 2016
Für mich passt das alles zusammen: Wer sich so stümperhaft und beratungsresistent verhält kann unmöglich ein Milliardenvermögen erwirtschaftet haben. Er hat halt eben alles geerbt und hat heute weniger als er eigentlich geerbt hat. Kein Wunder will er seine Steuer-Histoty nicht preisgeben. Inkompetent, Egozentrisch, Soziopath. Denkbar schlechte Voraussetzungen für Erfolg - wenn man nicht mehr im Schosse der eigenen Firma mit Ja-Sagenden Speichelleckern umgeben ist, die nur auf Geld aus sind. Eigentlich ein grossartiges Theater - wenn es nicht um die einstige Grossmacht USA ginge.
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Benjmi
15.02.2017 09:44registriert Februar 2014
In dieser Hinsicht ist Betsy DeVos vorbildlich. Sie hatte vor ihrem Amt noch keinen Kontakt zu einer öffentlichen Schule.
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HabbyHab
15.02.2017 09:11registriert Oktober 2014
Und Yates wurde dafür entlassen, die Regierung vor genau sowas gewarnt zu haben....
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