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Trumps Team womöglich doch abgehört

President Donald Trump speaks in the Roosevelt Room of the White House in Washington, Wednesday, March 22, 2017, during a meeting on women in healthcare. (AP Photo/Evan Vucci)
Empfindet «so etwas wie eine Rehabilitierung»: Donald Trump.Bild: Evan Vucci/AP/KEYSTONE

Trumps Team womöglich doch abgehört – allerdings nur «zufällig»

23.03.2017, 00:1823.03.2017, 06:29
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In der verschlungenen Affäre um angebliches Abhören von US-Präsident Donald Trump vor seiner Amtseinführung sind plötzlich neue Erkenntnisse aufgetaucht. Es sei möglich, dass Gespräche von Trump und seiner Mitarbeiter durch routinemässige Abhöraktionen mitgeschnitten worden seien, sagte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus, Devin Nunes.

Trump hatte seinem Amtsvorgänger Barack Obama vorgeworfen, dieser haben ihn in seinem Wahlkampf-Hauptquartier im Trump-Tower in New York abhören lassen. Die US-Geheimdienste verneinten dies. Die Bundespolizei FBI untersucht unterdessen weiter mögliche Verbindungen des Trump-Teams zur russischen Regierung.

Präsident Trump, der über die neuen Erkenntnisse von Nunes im Weissen Haus informiert worden war, sagte, er empfinde «so etwas wie eine Rehabilitierung». Allerdings sagte Nunes auch, dass die Vorwürfe gegen Obama weiterhin haltlos seien.

«Normales, zufälliges Sammeln»

Nunes sagte nun, er selbst habe beim Sichten von ihm zugeleiteten Geheimdienstunterlagen bemerkt, dass es offenbar zufällig gesammelte Informationen gegeben habe. «Das ist normales, zufälliges Sammeln», sagte Nunes. Es scheine sich um legal erlangte Informationen zu handeln.

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Adam Schiff von den oppositionellen Demokraten kritisierte das Vorgehen von Nunes scharf. Er habe Trump und die Medien informiert, bevor die restlichen Ausschussmitglieder davon wussten.

«Wenn die Erkenntnisse stimmen, hätte er den Ausschuss informieren müssen», beklagte Schiff. Er habe nun grosse Bedenken, dass das Thema korrekt behandelt wird. «So geht man nicht eine saubere Untersuchung an», sagte Schiff.

epa05864118 Chairman of the House Permanent Select Committee on Intelligence Devin Nunes responds to a question from the news media during a press conference on Capitol Hill in Washington, DC, USA, 22 ...
Devin Nunes erntet für sein Vorgehen Kritik. Bild: SHAWN THEW/EPA/KEYSTONE

Routinemässige Aufzeichnungen

Der US-Abhördienst NSA zeichnet routinemässig Gespräche auf, die führende US-Amerikaner mit ausländischen Repräsentanten führen. In den verschriftlichten Versionen werden die Namen jedoch nicht genannt. Es sei zu befürchten, dass in diesem Falle eine Demaskierung stattgefunden habe, sagte Nunes.

Über die Affäre unerlaubter Kontakte zu ausländischen Regierungen war bereits Trumps früherer Sicherheitsberater Michael Flynn gestolpert. Er hatte nach wenigen Wochen im Amt zurücktreten müssen, weil er noch vor Amtsantritt mit dem russischen Botschafter Gespräche über Sanktionen geführt und dies verheimlicht hatte.

Untersucht wird auch die Rolle von Trumps früherem Wahlkampfmanager Paul Manafort, dem Kontakte nach Russland und in die Ukraine nachgesagt werden. (cma/sda/dpa)

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92 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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walsi
23.03.2017 05:54registriert Februar 2016
Interessant. Wie es scheint beginnt man langsam zurück zu rudern. Da Trump doch recht gehabt haben könnte. Jetzt war es nur "zufällig" das er abgehört wurde. Zitat aus dem Artikel: "Der US-Abhördienst NSA zeichnet routinemässig Gespräche auf, die führende US-Amerikaner mit ausländischen Repräsentanten führen." Anders formuliert bedeutet das, dass die US Geheimdienste amerikanische Staatsbürger regelmässig und anlasslos abhören. Dabei wurde uns doch immer gesagt US-Bürger dürften nicht ohne richterlichen Beschluss abgehört werden. Was gilt den nun?
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Cash
23.03.2017 01:40registriert April 2016
Wow, wenn sogar Präsidentschaftskandidaten nur rein zufällig abgehört werden ist es in Amerika bereits sehr weit gekommen mit grossflächigen Abhöraktionen ohne jegliche Verdachtsmomente..
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Fafnir
23.03.2017 06:42registriert August 2016
Die nächste Runde der Schlammschlacht ist hiermit eröffnet.
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