Donald Trumps Lieblingssender Fox News könnte schon bald sein Aushängeschild verlieren. Starmoderator Bill O'Reilly droht laut US-Medien noch diese Woche der Rauswurf. Grund ist der von der «New York Times» aufgedeckte Sexskandal: Fox News soll fünf Frauen, die von O'Reilly sexuell belästigt wurden, ein Schweigegeld von insgesamt 13 Millionen Dollar bezahlt haben.
Vor dem Fox-News-Hauptsitz in New York kam es zu Demonstrationen. Wirklich gravierend für den Sender ist aber die Tatsache, dass mehr als 50 Unternehmen ihre Werbeaufträge für die Primetime-Show «The O'Reilly Factor» zurückgezogen haben. Sie war bislang mit Einnahmen von mehreren hundert Millionen Dollar pro Jahr der eigentliche Goldesel des Senders.
Ein Anwalt von Bill O'Reilly bezeichnete die Vorwürfe gegenüber der «New York Times» als «Schmierenkampagne von Linksaussen-Organisationen». Allerdings meldete sich am Dienstag laut der Zeitung eine weitere Frau, die von O'Reilly belästigt worden sein soll. Der Moderator habe die Afroamerikanerin unter anderem als «heisse Schokolade» bezeichnet.
Nun mehren sich offenbar die Anzeichen, dass 21st Century Fox, der Mutterkonzern von Fox News, die Konsequenzen ziehen und Bill O'Reilly entlassen wird. Der Moderator befindet sich derzeit ferienhalber in Italien und sollte eigentlich am nächsten Montag wieder auf Sendung gehen. Ob es so weit kommt, scheint fraglich.
Zwischen Fox und O'Reilly soll es bereits Gespräche über die Modalitäten seines Abgangs geben, berichtet CNN. Am Donnerstag tagt der Verwaltungsrat von 21st Century Fox. Die Causa O'Reilly soll ein Hauptthema sein. Dabei geht es auch um einen Familienstreit zwischen Fox-Patriarch Rupert Murdoch und seinen Söhnen James und Lachlan.
Sie wollen Fox News aus der rechten «Schmuddelecke» führen und breiter aufstellen, weshalb sie den Abgang des polarsierenden Starmoderators gemäss dem «New York Magazine» befürworten. Murdoch senior hingegen sträube sich gegen den Rauswurf, weil er nicht den Eindruck erwecken wolle, er sei von der «New York Times» dazu gezwungen worden.
Eine Entlassung des 67-jährigen O'Reilly wäre der dritte gewichtige Abgang bei Fox News innert Jahresfrist. Erst musste Roger Ailes gehen, der Gründer des rechtslastigen Newssenders. Auch ihm war sexuelle Belästigung vorgeworfen worden. Im Januar folgte Vorzeige-Moderatorin Megyn Kelly, sie wechselte zum Mainstream-Sender NBC.
Die Sexskandale entlarven die Macho-Kultur bei Fox News. Auch damit wollen die Murdoch-Söhne aufräumen. Bill O'Reillys Abgang wäre allerdings ein grosser Verlust. Seine Sendung, in der er die News des Tages scharfzüngig und nicht ohne Humor kommentiert, erzielt die mit Abstand höchsten Einschaltquoten. Auch Donald Trump ist ein Fan. (pbl)