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Polizei ermittelt gegen Weinstein +++ Tarantino hat alles gewusst – aber geschwiegen

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Eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien wirft Harvey Weinstein Vergewaltigung in einem Hotel vor.Bild: AP/Invision

Polizei ermittelt gegen Weinstein +++ Tarantino hat alles gewusst – aber geschwiegen

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein hat die Polizei von Los Angeles Ermittlungen eingeleitet. US-Regisseur Quentin Tarantino wusste seit Jahren von den Vorwürfen. Er bedauert sein Schweigen nun.
20.10.2017, 06:1620.10.2017, 14:39
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Laut US-Medien wirft eine Schauspielerin dem Filmmogul Weinstein Vergewaltigung in einem Hotel vor. Nähere Angaben zum möglichen Opfer machte ein Polizei-Sprecher zunächst nicht. Weinstein sei mutmasslich in den Fall aus dem Jahr 2013 verwickelt gewesen, sagte er.

Der «Los Angeles Times» zufolge soll es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien handeln. Demnach soll die Frau angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills vergewaltigt worden zu sein.

Unangemeldet im Hotel erschienen

Die Frau schilderte der Zeitung, dass sie Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er «ohne Warnung» in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe dann an ihrer Tür geklopft und gesagt, er wollte nur mit ihr sprechen. Dann sei er «sehr aggressiv» geworden. Er habe sie gegen ihren Willen ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. «Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert», so die Frau.

Im Zeitungsinterview gibt sie weiter an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen von dem Vorfall erzählt.

Tarantino bedauert sein Schweigen

HOLLYWOOD, CA - DECEMBER 07: Producer Harvey Weinstein (L) and director Quentin Tarantino attend the world premiere of "The Hateful Eight" presented by The Weinstein Company at Le Jardin on  ...
Weinstein und Tarantino sind langjährige Freunde.Bild: Getty Images North America

Der US-Regisseur Quentin Tarantino, langjähriger Freund von Harvey Weinstein, hat nach eigenen Worten seit vielen Jahren von den Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen gewusst. «Ich wusste genug, um mehr zu tun als ich getan habe», sagte Tarantino der Zeitung «New York Times» vom Donnerstag. Er hätte viel früher «Verantwortung» übernehmen und seine Zusammenarbeit mit Weinstein beenden müssen, sagte der Regisseur.

Mehr als 20 Jahre lang arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng zusammen an Film-Hits wie «Pulp Fiction», «Kill Bill», «Inglourious Basterds» und «Django Unchained».

Vier Beweise, dass Weinsteins Verhalten kein Geheimnis war

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1995 hätte ihm seine damalige Freundin, die Schauspielerin Mira Sorvino, von früheren Belästigungen erzählt, sagte Tarantino. Er sei damals «schockiert und aufgebracht» gewesen, habe die Anschuldigungen aber verdrängt und als Missverhalten des Produzenten abgetan.

Nach Bekanntwerden der massiven Vorwürfe in den letzten zwei Wochen habe er mehrfach bei Weinstein angerufen, aber nichts von ihm gehört. Er habe keine Erklärung für dessen Vergehen. Weinstein müsse nun für diese Taten geradestehen, sagte Tarantino.

Prominente mutmassliche Opfer

Der einflussreiche Hollywood-Produzent Weinstein soll über drei Jahrzehnte hinweg Frauen sexuell belästigt haben. Rund 40 Frauen haben sich mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet, unter anderen die Top-Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Mindestens fünf Frauen werfen Weinstein vor, er habe sie vergewaltigt.

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Die Ermittlungen in Los Angeles sind die ersten in der Sache in der Filmstadt. In New York und Grossbritannien wurden bereits Ermittlungen wegen der Vorwürfe eingeleitet. Scotland Yard in London prüft einen angeblichen sexuellen Übergriff aus den 80er Jahren.

Der 65-jährige Weinstein bestreitet die Vorwürfe. Über einen Sprecher hatte er mitteilen lassen, mit keiner Frau nicht-einvernehmlichen Sex gehabt zu haben. Weinstein kündigte an, Hilfe in Form einer Therapie zu suchen. (viw/sda/dpa/afp/reu)

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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walsi
20.10.2017 07:04registriert Februar 2016
Auch füt Tarantino gilt: Die Hand die mich füttert beiss ich nicht. So lange der Skandal nicht öffentlich war hat er geschwiegen und gehofft er könne auch in Zukunft mit Weinstein zusammen arbeiten. Was für ein Heuchler.
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derEchteElch
20.10.2017 07:11registriert Juni 2017
Natürlich hat Tarantino davon gewusst, so wie andere auch. Vielleicht hat er auch das selbe gemacht, so wie vielleicht anderen in der Film- und Werbebranche auch.

Was mich verärgert ist, dass jetzt alle so schockiert, überrascht sind und plötzlich alle betroffen sind. Solange man ein niemand war und um die Schauspielrollen froh war hat man geschwiegen.

Nicht dass es deshalb weniger schlimm wäre aber da sieht man wieder die Doppelmoral..
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Knety
20.10.2017 11:44registriert Mai 2016
Schweigen ist in Hollywood oberstes Gebot und das schon seit hundert Jahren. Ich weiss ja nicht wieviele Ikonen fallen würden käme alles ans Licht.
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