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Gedenkmarsch in Baltimore eskaltiert: Tausende fordern Gerechtigkeit für jüngstes Opfer von Polizeigewalt

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Gedenkmarsch in Baltimore: Tausende fordern Gerechtigkeit für Freddie Gray
In der US-Grossstadt Baltimore demonstrierten am Samstag zahlreiche Bürger gegen Polizeigewalt.
quelle: epa/epa / noah scialom
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Gedenkmarsch in Baltimore eskaltiert: Tausende fordern Gerechtigkeit für jüngstes Opfer von Polizeigewalt

Wurde der Afroamerikaner Freddie Gray in Polizeigewahrsam misshandelt? Tausende fordern Aufklärung in dem Fall. Bei einem Protestmarsch eskalierte nun die Wut, es kam zu Ausschreitungen.
26.04.2015, 12:1626.04.2015, 13:43
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Ein Artikel von
Spiegel Online

Bei Protesten nach dem Tod eines Schwarzen in Polizeigewahrsam ist es am Samstag zu Krawallen in der US-Grossstadt Baltimore gekommen. Die Polizei nahm zwölf Menschen fest.

Zunächst hatten rund 2000 Menschen an einem friedlichen Trauermarsch in Gedenken an den 25-jährigen Freddie Gray teilgenommen. Die Demonstration war zunächst mit einigen Hundert Teilnehmern in dem Wohnblock gestartet, in dem Gray festgenommen wurde. Im Laufe des Marsches schwoll die Zahl der Teilnehmer immer weiter an.

Die Menge marschierte zum Rathaus in Baltimore und forderte Gerechtigkeit für den jungen Mann, der unter ungeklärten Umständen ums Leben kam. Redner forderten US-Präsident Barack Obama auf, eine nationale Untersuchung zu Polizeigewalt einzuleiten. «Das muss aufhören. Das muss wirklich aufhören, denn es hätte jeder von uns sein können», sagte ein entfernter Verwandter Grays.

Die Polizei war auf Zwischenfälle eingestellt.
Die Polizei war auf Zwischenfälle eingestellt.Bild: REUTERS

Bei Einbruch der Dunkelheit zogen jedoch einige Dutzend Demonstranten zum Camden-Yards-Baseballstadion weiter. Dort eskalierte die Lage. Örtliche Fernsehsender zeigten Hubschrauberaufnahmen von der Menge, die Flaschen und Mülleimer auf Polizisten warf. «Die Demonstranten schmeissen jetzt Fenster ein und werfen Gegenstände auf uns», erklärte die Polizei von Baltimore im Kurznachrichtendienst Twitter.

Die Randalierer schlugen auch die Schaufenster von Geschäften ein, plünderten einen kleinen Supermarkt und blockierten Strassenkreuzungen, wie der Sender WBAL berichtete. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass die Scheiben von fünf Polizeiwagen zerstört wurden, bevor Spezial-Sicherheitskräfte einschritten. Laut Polizei wurden ein Polizist und zwei weitere Menschen verletzt.

Grays Zwillingsschwester Fredericka wandte sich nach dem Tod ihres Bruders erstmals an die Demonstranten. «Bitte, bitte hört auf mit der Gewalt. Freddie würde das nicht wollen», sagte sie an der Seite von Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake. «Gewalt bringt keine Gerechtigkeit.» Auch Bürgermeisterin Rawlings-Blake rief die Protestierenden zur Ruhe auf. Sie sei «tief enttäuscht» über die Unruhen, für die sie eine «kleine Gruppe von Agitatoren» verantwortlich machte.

Es kam zu Verhaftungen.
Es kam zu Verhaftungen.Bild: REUTERS

Gray war am 19. April, eine Woche nach seiner Festnahme, an Rückenmarksverletzungen gestorben. Der genaue Hergang der Ereignisse vom 12. April ist noch unklar, möglicherweise wurde der Afroamerikaner aber von Polizisten misshandelt. Auf einem Handy-Video von Zeugen ist zu sehen, wie die Beamten Gray auf einem Gehweg festhalten, bevor sie den vor Schmerz schreienden jungen Mann zu einem Polizeibus schleifen. Rund eine Stunde später wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er ins Koma fiel.

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Zuletzt hatte die Polizei eingeräumt, dass Gray sofort nach seiner Festnahme ärztliche Hilfe gebraucht hätte. Dies sei nicht geschehen, sagte Polizeivertreter Kevin Davis, der die Ermittlungen zu dem Fall leitet.

Sechs Beamte wurden inzwischen vom Dienst suspendiert. In einem Polizeibericht hatte es zunächst geheissen, die Festnahme sei ohne Gewaltanwendung verlaufen. Gray war der Besitz eines Springmessers zur Last gelegt worden.

Nach dem Tod des jungen Mannes gab es täglich Proteste in Baltimore, bei denen die vollständige Aufklärung von Grays Tod gefordert wurde. Am Montag soll sein Leichnam beigesetzt werden. (gam/AFP/Reuters)

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