US-Präsident Donald Trump hat den verbalen Schlagabtausch mit Nordkorea am Donnerstag noch eskaliert. Seine jüngste Erklärung sei womöglich «nicht scharf genug» gewesen, sagte Trump am Donnerstag zu Journalisten.
Am Dienstag hatte er Nordkorea «mit Feuer und Zorn» gedroht, wie es die Welt noch nicht gesehen habe. Die Amerikaner und ihre Verbündeten seien sicher, bekräftigte Trump angesichts der Drohung Nordkoreas, die US-Pazifikinsel Guam ins Visier zu nehmen.
Nordkorea sollte sich zusammenreissen, sonst würde es Probleme bekommen, wie sie nur wenige Länder erlebt hätten. Es sollte «sehr, sehr nervös» sein, wenn es nur daran dächte, die USA und ihre Alliierten anzugreifen.
Nach Einschätzung des republikanischen Senators Lindsey Graham wäre US-Präsident Donald Trump zu einem Präventivschlag gegen Nordkorea bereit, um das Land von einem Atomangriff auf US-Territorium anzuhalten. «Wenn Verhandlungen scheitern, dann ist er bereit, die 'strategische Geduld' aufzugeben und Präventivmassnahmen zu ergreifen», sagte Graham.
Nordkorea bezeichnete Trumps Feuer-und-Zorn-Äusserung als «einen Haufen Unsinn». Ein fundierter Dialog sei mit dem US-Präsidenten nicht möglich. Dieser sei keiner Vernunft zugänglich, und nur «absolute Gewalt» funktioniere bei ihm, hiess es in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA.
Ausserdem konkretisierte die Führung in Pjöngjang ihre Angriffsdrohung. Bis Mitte August solle der Einsatzplan stehen, um vier Mittelstreckenraketen über Japan hinweg auf Guam abzufeuern, meldete KCNA. Die Raketen sollten demnach 30 bis 40 Kilometer vor Guam im Meer niedergehen.
Experten in Südkorea warnten, die USA würden jeden Raketenabschuss in Richtung ihres Hoheitsgebietes als Provokation werten, selbst wenn Nordkorea den Start nur als Test deklarieren würde. Aus Furcht vor einem militärischen Konflikt gaben die Aktienmärkte weltweit seit Tagen nach.
Trump now: "North Korea better get their act together or they are going to be in trouble like few nations have ever been in trouble" pic.twitter.com/3QTGiZCxpL
— Jonathan Lemire (@JonLemire) 10. August 2017
Auf Guam leben rund 163'000 Menschen. Die USA haben dort eine Luftwaffenbasis, einen Marinestützpunkt mit U-Booten, eine Einheit der Küstenwache und rund 6000 Militärangehörige. Guams Gouverneur Eddie Calvo gab sich betont gelassen.
«Wir sind besorgt wegen dieser Drohungen, wollen aber gleichzeitig sicherstellen, dass die Menschen nicht in Panik verfallen und ihr normales Leben weiter führen. Viel Spass am Strand», sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Der südkoreanische Politologe Lee Choon Geun warnte, es bestehe die Gefahr, dass eine Rakete doch näher an Guam landen könnte als beabsichtigt.
«Die USA werden es als offenkundigen Angriff betrachten, wenn sie (die Rakete) in ihren Hoheitsgewässern niedergeht», sagte er. Angesichts dieses Risikos würden die USA versuchen, das Geschoss abzufangen, bevor es in die Nähe ihres Hoheitsgebietes landen könnte. «Dies könnte die Bedrohung auf eine nie dagewesene Stufe erhöhen.»
Die siebte US-Flotte hat derzeit sechs Schiffe der Aegis-Klasse in der Region, die für die Raketenabwehr ausgerüstet sind. Japan hat weitere vier solcher Schiffe. Zudem ist auf Guam das Raketenabwehrsystem Thaad installiert, das die USA vor kurzem auch in Südkorea aufgebaut haben. (sda/reu)