Nachdem der Missbrauchsprozess gegen Bill Cosby geplatzt ist, plant der US-Fernsehstar eine umstrittene Rehabilitierungs-Tour durch die USA. Der 79-Jährige wolle in verschiedenen Städten seine Sicht der Dinge und seine Erfahrungen mit dem US-Justizwesen darstellen.
Zu diesem Zweck veranstalte Cosby sogenannte Townhall-Meetings, sagte sein Sprecher Andrew Wyatt am Donnerstag. Ziel ist offenbar, Cosby als Justizopfer darzustellen und so sein Image wieder aufzupolieren.
«Wir sind noch in der Planungsphase», sagte Wyatt der Nachrichtenagentur AFP, nachdem er die Pläne in einem lokalen Fernsehsender im Bundesstaat Alabama enthüllt hatte. «Wir suchen nach Städten, wo wir das machen können. Ein Datum haben wir noch nicht.» Doch das Interesse sei gross – Cosbys Mitarbeiter erreichten hunderte Anrufe von Menschen, die von den Erfahrungen des Fernsehstars hören wollten.
«Sie müssen sich bewusst sein, dass diese Dinge auch ihnen passieren können, wenn sie Bill Cosby widerfahren können», sagte Wyatt. «So etwas kann jedem jungen Menschen passieren, besonders jungen Athleten von heute, und sie müssen wissen, was ihnen droht, wenn sie abhängen und Party machen.» Dem Staatsanwalt Kevin Steele, der ein neues Verfahren anstrebt, warf Wyatt «politische Ambitionen» vor.
Der Prozess gegen Cosby war in der vergangenen Woche ergebnislos beendet worden, nachdem sich die Geschworenen in mehr als 52 stündigen Beratungen nicht auf ein Urteil einigen konnten. Für Cosby ist es allerdings nur ein Etappensieg, denn Steele, Staatsanwalt des Distrikts Montgomery, kündigte umgehend an, er werde ein neues Verfahren beantragen.
Cosby wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sie in früheren Jahrzehnten missbraucht zu haben. Die meisten Anschuldigungen sind verjährt, deshalb beschränkte sich der Prozess auf einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004.
Die heute 44-jährige Andrea Constand wirft Cosby vor, sie damals in seinem Haus in Philadelphia mit Tabletten betäubt und sich dann an ihr vergangen zu haben. Cosby hatte im Prozess nicht ausgesagt. Im Falle einer Verurteilung hätte dem 79-jährigen Schauspieler eine bis zu 30-jährige Haftstrafe gedroht.
Cosby wurde in den USA jahrzehntelang als «Amerikas Dad» verehrt. In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in seiner «Cosby Show» war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes. (sda/afp)