Ein bewaffneter Angreifer hat in einer Abtreibungsklinik in den USA drei Menschen getötet und neun weitere verletzt. Der Schütze, ein mutmasslicher Abtreibungsgegner, verschanzte sich am Freitag mehrere Stunden lang in der Klinik im Bundesstaat Colorado und lieferte sich Schusswechsel mit der Polizei.
Der 57-Jährige hatte die Klinik der Familienplanungsorganisation Planned Parenthood in Colorado Springs am Freitagmittag (Ortszeit) mit einem Sturmgewehr betreten. Viele Menschen konnten aus dem Gebäude fliehen, andere fanden in einem Sicherheitsraum Zuflucht. Der Angreifer, der zwischenzeitlich 24 Menschen als Geiseln genommen hatte, ergab sich schliesslich nach mehr als fünfstündiger Belagerung und wurde festgenommen.
Bei den Toten handelt es sich um zwei Zivilisten und einen Polizisten. Fünf seiner Kollegen und vier weitere Menschen wurden verletzt. Bürgermeister John Suthers sprach von einer «schrecklichen Tragödie».
Die Polizei äusserte sich zunächst nicht über die Hintergründe der tödlichen Schiesserei. Die Chefin von Planned Parenthood of the Rocky Mountains, Vicki Cowart, erklärte unter Berufung auf Augenzeugen, der Schütze habe die Tat verübt, weil er ein Gegner «sicherer und legaler Abtreibungen» sei.
Planned Parenthood bietet neben Vorsorgeuntersuchungen unter anderem Abtreibungen an und wird dafür von erzkonservativen Kreisen in den USA angefeindet. Im Juli veröffentlichten Abtreibungsgegner heimlich aufgenommene Videos, in denen Mitarbeiter angeblich über den Verkauf von Organen und Gewebe abgetriebener Föten sprachen. Planned Parenthood wies die Vorwürfe strikt zurück.
Wie der Nachrichtensender NBC News unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtete, erwähnte der Angreifer diese Videos nach seiner Festnahme. Er soll «Keine Baby-Teile mehr» gesagt haben. Der 57-Jährige wurde von US-Medien als Einzelgänger beschrieben und war der Polizei lediglich wegen kleinerer Delikte bekannt.
Radikale Abtreibungsgegner in den USA griffen in den vier vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu gewaltsamen Mitteln. Die Nichtregierungsorganisation National Abortion Federation verzeichnete seit Mitte der 70er Jahre mehr als 200 Bomben- und Brandanschläge auf Abtreibungskliniken. Im Mai 2009 war im Bundesstaat Kansas der Abtreibungsarzt George Tiller erschossen worden.
Der Supreme Court hatte vor 42 Jahren in einer Grundsatzentscheidung den Schwangerschaftsabbruch in den USA legalisiert. Seitdem kämpfen konservative Gruppen, Kirchen und Politiker dafür, die Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Die Republikaner im US-Kongress versuchten mehrfach, Planned Parenthood die staatlichen Zuschüsse zu streichen. (egg/sda/afp)