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St. Petersburg-Attentäter stammt laut Geheimdienst aus Kirgistan

St. Petersburg-Attentäter ist identifiziert – Zahl der Toten steigt auf 14

03.04.2017, 14:1504.04.2017, 14:46
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Nach dem Anschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg ist die Zahl der Toten nach offiziellen Angaben auf 14 gestiegen. Wie die russische Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa am Dienstag mitteilte, starben elf Menschen direkt am Anschlagsort. Drei weitere Menschen seien in Rettungswagen oder in Spitälern ihren schweren Verletzungen erlegen.Ein Sprengsatz war in einer fahrenden U-Bahn nahe der Station Sennaja Ploschad unter dem Zentrum der Fünf-Millionen-Stadt explodiert.

Die Explosion wurde einem Agenturbericht zufolge von einem Selbstmordattentäter ausgelöst. Der mutmassliche Attentäter sei Russe kirgisischer Herkunft. Der Mann sei 1995 in der Stadt Osch geboren, sagte ein Sprecher des Geheimdienstes GKNB am Dienstag.

«Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde», sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax am Montagabend. Nach bisherigem Kenntnisstand soll der Mann radikal-islamistische Verbindungen haben.

Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasien in die Tat involviert sein könnten. Die Behörden hatten zunächst nach zwei Verdächtigen gesucht, die auf Bildern der Überwachungskameras im Metrobereich entdeckt wurden. 

Eine der zwei Detonationen fand an der U-Bahn-Station Tekhnologicheskiy Institut statt.  

Einer der mutmasslichen Täter soll die Bombe in einer Aktentasche unter einem Sitz in der U-Bahn platziert haben, wie die Agentur Interfax unter Berufung auf Sicherheitskreise meldete. Der andere soll eine Bombe an der Metro-Station Ploschad Wosstanija deponiert haben. Der zweite Sprengstoff wurde von Sicherheitskräften entdeckt und konnte rechtzeitig unschädlich gemacht werden.

Behördenquellen schätzten die Sprengkraft der Bombe auf 200 bis 300 Gramm TNT. Der Sprengsatz sei mit Metallteilen versehen gewesen, um die tödliche Wirkung zu verstärken.

Präsident Wladimir Putin selbst hielt sich in St. Petersburg zu einem Treffen mit dem weissrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf. Alle Metro-Stationen der Stadt wurden geschlossen.

In der fahrenden U-Bahn

Die Explosion ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit ausserhalb der Hauptverkehrszeit. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen.

Der Fahrer der Metro habe nach der Explosion die richtige Entscheidung getroffen, zur nächsten Station weiter zu fahren, erklärten die Ermittler. Dadurch sei eine schnelle Evakuierung möglich gewesen

Fernsehsender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein grosses Loch zu sehen.

«Ich appelliere an die Bürger von St.Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.»
Gouverneur Georgi Poltawtschenko

Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: «Ich appelliere an die Bürger von St.Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten.» In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht.

Betroffenheit weltweit

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres drückte den betroffenen Familien sein tiefes Mitgefühl aus. «Die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat müssen zur Rechenschaft gezogen werden», teilte sein Sprecher mit.

Betroffene Reaktionen und Beileidsbekundungen kamen unter anderen auch von US-Präsident Donald Trump, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel.

Und selbst der Fussball-Weltverband FIFA reagierte betroffen. Die Explosion sei «schockierend und traurig», hiess es in einer Stellungnahme des Verbandes am Montag. St.Petersburg ist als Spielort für die Fussball-WM 2018 und den Confederations Cup in diesem Sommer vorgesehen.

epa05885899 Russian President Vladimir Putin attends the Truth and Justice regional and local media forum in St Petersburg, Russia, 03 April 2017. Ten people were killed and about 20 were wounded in a ...
Der russische Präsident Wladimir Putin hielt sich zum Zeitpunkt der Explosion in St.Petersburg auf. Bild: EPA/SPUTNIK POOL

Mehrmals Ziel von Anschlägen

Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Führer der Rebellen, von denen einige als Islamisten für ein unabhängiges Kaukasus-Kalifat kämpfen, hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. 2010 waren 38 Menschen gestorben, als zwei weibliche Selbstmordattentäter ihre Sprengsätze in der Moskauer Metro zündeten.

Tschetschenen kämpfen auch an der Seite der Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») in Syrien. Dort hat Russland militärisch in den Konflikt militärisch – an der Seite von Präsident Baschar al-Assad. Die Behörden haben daher vor allem Rückkehrer von dort im Auge. (sda/reu/afp)

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84 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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NikolaiZH
03.04.2017 14:30registriert November 2014
Omg schreklich solche bilder aus der heimatstadt, wo man aufgewachsen ist, wo man tausend male an dieser station war zu sehen....
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Regula Sterchi
03.04.2017 19:38registriert Dezember 2014
Wir sollten betroffen sein. Alle. Immer. Wenn wir ehrlich sind, können wir das aber nicht 24/7. Es gibt Ermüdungserscheinungen. Und man stumft ab. Menschlich. Ein Schutz-Mechanismus.

Trotzdem: Hart für alle Betroffenen. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kommt es doch durch.

Was aber mein Hirn beschäftigt ist rein faktisch. Ihr schreibt was von Anschlag in St.Petersburg und dass es sich vielleicht um eine Terrorattacke handelt. Nun will ich eins wissen: Ist ein Anschlag nicht IMMER eine Terrorattacke? Oder ist der Begriff plötzlich nur noch auf die IS bezogen?
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Posersalami
03.04.2017 14:34registriert September 2016
RIP 😞
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