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Bei Lufthansa wird die Luft wegen des Streiks immer knapper

Bei Lufthansa wird die Luft immer knapper – Angst um die Zukunft macht sich breit

30.11.2016, 06:3330.11.2016, 06:39
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Die Pilotenstreiks bei der Lufthansa gehen am Mittwoch weiter. Nach Angaben der Airline sind für diesen Tag 890 Verbindungen mit 98'000 Passagieren gestrichen.

Flüge der Töchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti sind erneut nicht betroffen. Ob es bald zu weiteren Arbeitsniederlegungen kommt, blieb zunächst offen. Weitere Streiks sind nach Angaben des VC-Sprechers Jörg Handwerg jederzeit mit einem Vorlauf von 24 Stunden möglich.

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Bei Lufthansa geht fast nichts mehr.Bild: EPA/DPA

Nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung macht sich bei der Lufthansa bereits ein Buchungsrückgang bemerkbar. Unter Berufung auf Unternehmenskreise und Kreise der Vereinigung Cockpit (VC) berichtet das Blatt über Rückmeldungen aus dem Lufthansa-Management, wonach die Buchungsrückgänge «deutlich spürbar sind».

Demnach liegen die Kosten des Piloten-Streiks für die Lufthansa mittlerweile bei rund 15 Millionen Euro pro Tag. Der vergangene Woche begonnene Ausstand habe damit schon Kosten von rund 75 Millionen Euro verursacht.

Internes Kräftemessen

In dem zugespitzten Arbeitskampf kommt es nun auch zu einem öffentlichen Kräftemessen zwischen den streikenden Piloten und Teilen der übrigen Belegschaft. Für diesen Mittwoch haben sowohl die Pilotengewerkschaft VC als auch der Betriebsrat des Frankfurter Bodenpersonals zu entgegengesetzten Demonstrationen vor der Lufthansa-Unternehmenszentrale aufgerufen.

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Am Boden statt in der Luft.Bild: EPA/DPA

Der Boden-Betriebsrat Frankfurt fordert in seinem Aufruf ein schnelles Ende des «zerstörerischen Streits» und verlangt von der VC, in eine Schlichtung einzuwilligen. Die Durchsetzung von Partikularinteressen gehe auf Kosten aller anderen Kollegen.

«Vielmehr muss es darum gehen, den notwendigen Konzernumbau im Sinne aller Lufthanseaten konstruktiv und in die Zukunft gerichtet zu begleiten. Tarifforderungen müssen sich den realen Marktbedingungen stellen», heisst es in dem nicht namentlich unterzeichneten Aufruf. G

Grosse Angst um Unternehmenszukunft

Der Streik der Piloten wird von Teilen der Lufthansa-Belegschaft als zunehmende Bedrohung für das Unternehmen wahrgenommen. «Was immer die Piloten herausholen, muss am Ende des Tages an anderen Stellen im Unternehmen gegenfinanziert werden», sagte das Mitglied des Lufthansa-Betriebsrates Frankfurt Boden, Ruediger Fell.

«Es herrscht grosse Angst um die Unternehmenszukunft am Boden, bei der Technik und der Cargo», sagte das Betriebsratsmitglied, das sich der nicht-gewerkschaftlichen «Vereinigung Boden» zugehörig fühlt. Die Piloten nähmen mit ihren fortgesetzten Streiks die Lufthansa-Mitarbeiter ebenso in Geiselhaft wie die Passagiere. Bei Lufthansa gebe es eine schweigende Mehrheit, die von den Streiks die Nase voll hätten.

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Bild: EPA/DPA

Die Kabinengewerkschaft Ufo distanzierte sich ausdrücklich von der Demonstration gegen die Piloten. Verdi distanzierte sich ebenfalls. Die Verdi-Vertreter im Betriebsrat hätten sich ausdrücklich gegen die Aktion gewendet.

Lufthansa und Cockpit streiten im Moment um die Gehälter von rund 5400 Piloten der Lufthansa, Lufthansa Cargo und der Tochter Germanwings. Die VC verlangt für einen Zeitraum von fünf Jahren Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent bis April 2017. Lufthansa hatte für einen noch längeren Zeitraum 2,5 Prozent angeboten. Bei der Lösung weiterer offener Tariffragen lautete die Offerte 4,4 Prozent plus einer Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern. VC hatte am Sonntagabend nach ergebnislosen Gesprächen mit Lufthansa abermals zu Streiks aufgerufen. (sda/dpa)

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