«Der Schrei» von Edvard Munch († 1944) gehört zweifellos zu den bekanntesten Gemälden der Welt. Für Schlagzeilen sorgt das Werk, das im Jahr 1893 geschaffen wurde, beispielsweise immer dann, wenn mal wieder jemand versucht, es zu stehlen, oder wenn dies – wie im Jahr 1994 – sogar gelingt.
Doch nicht nur Kunstdiebe, sondern auch Kunsthistoriker beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Meisterwerk. Im Zentrum ihrer Forschung steht die Frage danach, was es mit den mysteriösen weissen Flecken auf sich hat, mit denen die älteste und berühmteste von vier Versionen besprenkelt ist.
Zwei Theorien dominierten lange Zeit die Diskussion: Während die einen davon ausgingen, dass es sich schlicht um weisse Farbe handeln müsse, glaubten die anderen, dass Vogelkot auf dem Gemälde gelandet sei.
Ob nun Farbe oder Vogelmist – beides müsste in der Zeit passiert sein, als sich das Bild noch im Besitz des Künstlers befunden hatte. Denn von dort aus war es direkt (und schon damals samt seiner Flecken) in die Sammlung des Norwegischen Nationalmuseums gewandert.
Um den ewigen Spekulationen ein Ende zu setzen, untersuchte nun ein Forscher-Team aus Antwerpen das Gemälde – und mit Hilfe des Deutschen Elektronen-Synchrotons (DESY) konnte das Rätsel tatsächlich gelöst werden.
Bei der Röntgenanalyse zeigte sich: Weder die Farb- noch die Vogelmist-Theorie stimmt. In Wahrheit handelt es sich bei den Flecken um Wachs, der vermutlich in Munchs Atelier auf das Bild getropft ist. (viw)