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«Krim-Modell»: Spannungen zwischen Kosovo und Serbien

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Dekoriert mit religiösen Symbolen: Ein in Russland gebauter Zug erhitzt die Gemüter zwischen Serbien und dem Kosovo.Bild: STR/EPA/KEYSTONE

Gefährliche Spannungen auf dem Balkan – wiederholt sich im Kosovo das «Krim-Szenario»?

Serbien plane einen Teil des Nordkosovos zu annektieren, genau so wie es Russland auf der Krim im Jahr 2014 gemacht habe, sagte der kosovarische Präsident Hashim Thaci am Montag gegenüber Reuters.
17.01.2017, 02:2217.01.2017, 11:43
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Die Stimmung zwischen Serbien und Kosovo ist in diesen Tagen sehr angespannt. Ausgelöst wurden diese am Samstag, als Serbien einen Zug in den mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Kosovos schicken wollte. Die Waggons waren bemalt mit nationalistischen Symbolen und dem Schriftzug «Kosovo ist Serbien». Gebaut wurde der Zug in Russland.

Der Kosovo wollte dies jedoch nicht zulassen und schickte bewaffnete Spezialeinheiten an die Grenze. Darauf entschied sich der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic dazu, den Zug kurz vor der Grenze anzuhalten. Aus Angst um die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung, wie er selbst sagt.

Der Propaganda-Zug aus Belgrad

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Der Propaganda-Zug aus Belgrad
Von Belgrad sollte er nach Mitrovice im Kosovo fahren. Doch kurz vor der Grenze musste er angehalten werden.
quelle: epa/epa / str
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Serbien attackiert den Kosovo scharf

Nach dem Vorfall gingen die Serben verbal auf den Kosovo los. «Ein Massaker an Serben im Zug verhindert», titelte etwa die Belgrader Zeitung «Kurir» am Sonntag. «Thaci hat wegen des Zugs beinahe einen Krieg ausgelöst», schrieb die serbische Regierungszeitung «Novosti» am Sonntag auf der Titelseite. 

Ministerpräsident Vucic drohte: «Das ist meine letzte Warnung an die Albaner, keinen Angriff auf Serben im Kosovo zu versuchen, denn das wird Serbien nicht erlauben.» Für Serbiens Präsident Tomislav Nikolic war klar: «Der Kosovo will Krieg mit Belgrad.» 

Nach Gesprächen mit führenden Militärs drohte der serbische Präsident damit, wieder Truppen in den Kosovo zu entsenden. Nikolic, der in den 90er-Jahren einer ultra-nationalistischen Partei angehörte, sagte: 

«Wenn sie Serben umbringen, werden wir die Armee senden, wir werden alle gehen, auch ich, es wäre nicht mein erstes Mal.»
Serbia's President Tomislav Nikolic arrives for the Brdo-Brioni Process meeting, a gathering of political leaders from the Western Balkans, in Sarajevo, Bosnia and Herzegovina May 29, 2016. REUTE ...
Hält sich nicht zurück mit Kriegsrhetorik: Serbiens Präsident Tomislav Nikolic.Bild: DADO RUVIC/REUTERS

Thaci fürchtet sich vor Krim-Szenario

Am Montag legte nun der kosovarische Präsident Hashim Thaci seine Standpunkte auf den Tisch. In einem Reuters-Interview sagte er: «Serbien will mit diesem Zug, der von Russland geschenkt wurde, den Norden des Kosovos loslösen und ihn annektieren. Es ist das Krim-Modell.» Damit bezieht sich Thaci auf die ukrainische Krim-Halbinsel, welche im Jahr 2014 von Russland annektiert wurde. 

Kosovo's President Hashim Thaci gives an interview for REUTERS in his office in Kosovo's capital Pristina, January 16, 2017. REUTERS/Hazir Reka
Hashim Thaci fürchtet sich vor einem Flächenbrand auf dem Balkan. Bild: HAZIR REKA/REUTERS

Als Reaktion auf die Drohungen Belgrads warnte Thaci zudem davor, dass jeglicher Versuch einer Annexion des Nordkosovos eine Kettenreaktion auf dem Westbalkan auslösen würde. 

Nicht anerkannt

Serbien verlor die Kontrolle über den Kosovo im Jahr 1999, als NATO-Luftangriffe Belgrad dazu zwangen, ihre Truppen abzuziehen. Weiterhin sind im Kosovo rund 5000 Soldaten der NATO stationiert, um den Frieden zu sichern. 

Around a thousand Kosovo Albanian emigrants fly Albanian flags to celebrate the declaration of independence of their province from Serbia on the Federal Palace in Bern, Switzerland, Sunday, February 1 ...
Kosovo-Albaner feiern im Februar 2008 ihr Unabhängigkeit: Die Schweiz war eines der ersten Länder, die diese anerkannte.Bild: KEYSTONE

Im Jahr 2008 verkündete der Kosovo seine Unabhängigkeit, die heute aber weder von Serbien noch Russland anerkannt wird. (cma)

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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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exeswiss
17.01.2017 02:30registriert Januar 2015
"Darauf entschied sich der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic dazu, den Zug kurz vor der Grenze anzuhalten. "

warum zur hölle schickt man so einen zug überhaupt in den nordkosovo, ohne irgendwelche konsequenzen zu erwarten oder sonstige höhere ziele damit anzustreben?
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Beobachter24
17.01.2017 03:25registriert August 2014
Darüber, wer auf dem Balkan die Bösen und die Guten seien, sind die Meinungen derart zementiert, dass dagegen kaum ein Kraut gewachsen ist.
Ich habe Jahre gebraucht um das Bild des "bösen Serben" aus meinem Hirn zu verbannen.

Bezeichnend an diesem Artikel ist, dass wie damals, einseitig Ereignisse herausgepickt werden um Stimmung zu machen gegen die Serben.
Was ich von Hashim Thaci halte darf ich gar nicht sagen; ausser vielleicht dass er ein NATO-Hätschelkind erster Güte ist.
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almlasdn
17.01.2017 08:42registriert Mai 2016
Aus meiner Sicht ist hier wieder einmal übertriebener Nationalismus das Problem. Die einen wollen ihr befreites, freies Land nicht wieder hergeben und die anderen wollen ihr Stück Land zurück, weil es ja "ihr" Land ist.
Der ganze Balkan hat ein Nationalismusproblem, ehrlich. Überall "Wir sind die besten!".
Ausserdem: Die meisten Menschen in den jeweiligen Ländern sind meiner Erfahrung nach nicht unbedingt feindlich gegeneinander eingestellt, ist mehr so wie hier Berner/Zürcher (verallgemeinert).
Als ob beide Länder nicht andere, wichtigere Probleme hätten.
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