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Politikerin stellt Moderator wegen Frage nach Baby in den Senkel

Der neuen Oppositionsführerin von Neuseeland werden Fragen über ihre Babypläne gestellt. 
Der neuen Oppositionsführerin von Neuseeland werden Fragen über ihre Babypläne gestellt. Bild: screenshot

«Nicht akzeptabel» – Politikerin stellt Moderator wegen Frage nach Baby in den Senkel

Seit Jacinda Ardern zur Leaderin der Labour Partei ernannt wurde, ist in Neuseeland eine Debatte entbrannt: Wäre eine schwangere Premierministerin okay? Und: Müssen Frauen im Vorstellungsgespräch über ihre Babypläne Auskunft geben?
02.08.2017, 18:2003.08.2017, 07:55
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Eines steht fest: Einem Mann wäre diese Frage in der gleichen Situation niemals gestellt worden.

Kaum war die 37-jährige Jacinda Ardern in ihrem neuen Amt als Chefin der Labour Partei Neuseeland bestätigt, fragte sie ein Moderator, ob sie einmal Kinder wolle. «Ich habe eine Frage und wir diskutieren heute, ob ich diese stellen darf oder nicht», sagte Jesse Mulligan, Moderator der TV-Sendung «The Project» am Dienstagabend. Sie habe keine Probleme damit, reagierte Ardern höflich, die bereits früher geäussert hatte, dass sie sich gut vorstellen könne, eine Familie zu gründen.

«Ist es okay, wenn eine Premiereministerin während ihrer Amtszeit Mutterschaftsurlaub braucht?»
Mark Richardson, Co-Moderator «The AM Show»

Am nächsten Morgen folgte ein weiteres Interview und wieder drehte sich alles um die Kinderfrage. In der «The AM Show» sagte Co-Moderator Mark Richardson: «Ich denke es ist eine legitime Frage für Neuseeland. Sie könnte die nächste Premierministerin von diesem Land werden.» Als Unternehmer müsse man von den Babyplänen von den Frauen, die man einstelle, wissen. Wegen dem Mutterschaftsurlaub, den man gewähren müsse. «So lautet die Frage: Ist es okay, wenn eine Premierministerin während ihrer Amtszeit Mutterschaftsurlaub nimmt?»

Mit seiner Aussage machte Richardson die neue Leaderin der Oppositionspartei offensichtlich wütend. «Ich habe entschieden, über dieses Thema zu reden –  es war meine Entscheidung.» Danach drehte sie ihren Stuhl in Richtung des Moderators, zeigte mit ihrem Zeigefinger auf ihn und sagte: «Es ist total inakzeptabel im Jahr 2017 zu sagen, Frauen müssten an ihrem Arbeitsplatz auf diese Frage antworten. Es ist inakzeptabel.» Sie verteidigte das Recht der neuseeländischen Frauen, ihre Kinderpläne vor ihrem zukünftigen Arbeitgeber geheim zu halten.

Für dieses Statement gab es Applaus von der Co-Moderation Amanda Gilles, die schon während ihr Kollege die Frage formulierte «nein, nein, nein, nein, nein» dazwischen rief: «Es ist die Entscheidung der Frauen, ob sie sich für Kinder entscheiden und es sollte keinen Einfluss darauf haben, ob sie einen Job kriegen.»

Rechtslage in der Schweiz

Auch in der Schweiz gilt: Eine bestehende oder geplante Schwangerschaft gilt als Privatsache und somit ist die Frage bei einem Vorstellungsgespräch nicht zulässig. Wird sie dennoch gestellt, gilt das Notwehrrecht der Lüge. Sprich: Wenn mich mein zukünftiger Arbeitgeber nach meinen Familienplänen befragt, darf eine Frau sagen, dass sie sich voll auf die Arbeit konzentrieren will und Kinder derzeit nicht infrage kommen – auch wenn dies nicht stimmt. 

Es gibt aber Ausnahmen: Und zwar dann, wenn sich eine Schwangere um einen Job bewirbt, in dem sie eine körperliche oder gefährliche Tätigkeit ausüben müsste oder wenn sie den Job wegen ihrer Schwangerschaft nicht ausüben kann. Zum Beispiel als Model. In diesen Fällen darf der zukünftige Arbeitgeber fragen, ob man schwanger ist.

«Ich könnte Bundesrat und Baby nicht miteinander vereinbaren. Weder zeitlich noch mit meinem Gewissen.»
Jasmin Hutter, damalige SVP-Vizepräsidentin 2009 im Gespräch mit Blick.

Auch in der Schweiz wurde schon diskutiert, ob eine Bundesrätin mit einem Baby zulässig wäre. In einem Interview 2009 mit der Zeitung «Blick» sagte die damalige SVP-Vizepräsidentin Jasmin Hutter: «Ich könnte Bundesrat und Baby nicht miteinander vereinbaren. Weder zeitlich noch mit meinem Gewissen.»

Anderer Ansicht ist Isabelle Moret: Als die Vizepräsidentin der FDP 2009 Bundesrätin werden wollte, sah sie ihre damals dreijährige Tochter nicht als Hindernisgrund. «Wenn ein Mann Vater eines kleinen Kindes ist, fragt auch niemand, ob das mit dem Bundesrat vereinbar wäre», sagte sie damals zum «Blick». «Warum dann bei einer Frau? Das ist absurd.»

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tartaruga
02.08.2017 19:17registriert Januar 2016
Gerade in der Schweiz verstehe ich dieses Theater um den Mutterschaftsurlaub nicht.
Bestes Beispiel bei meinem Arbeitgeber: Frau Mitte/Ende 20 wird nicht eingestellt, wegen mögl. Kinderwunsches.
Typ anfangs 20 wird eingestellt, um 3 Monate später in die RS einzurücken. Ach ja, WK kommt ja auch noch...
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Mia_san_mia
02.08.2017 22:51registriert Januar 2014
Ja klar wären diese Fragen einem Mann nicht gestellt worden... Das habt ihr aber super herausgefunden 😂
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Theor
03.08.2017 09:01registriert Dezember 2015
Das Thema ist dermassen ein heisses Eisen und verfahren, dass ich hier nur einen Kommentar schreiben möchte, um klar festzuhalten, dass ich mich zu der Thematik niemals äussern würde. Da kann man nur verlieren. 😂
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