International
USA

Faktencheck der dritten TV-Debatte Hillary Clinton Donald Trump

Republican presidential nominee Donald Trump waits behind his podium as Democratic presidential nominee Hillary Clinton makes her way off the stage following the third presidential debate at UNLV in L ...
Bild: David Goldman/AP/KEYSTONE

Sorry, Hillary-Haters: Auch in der dritten Debatte hat Trump VIEL mehr gelogen

20.10.2016, 11:2907.11.2016, 16:20
Kian Ramezani
Folge mir
Mehr «International»

Die Gründe, warum Hillary Clinton in den Medien einen besseren Eindruck hinterlässt als Donald Trump, wurden hier kürzlich erläutert.

Dass ein Faktencheck bei Trump mehr Unwahrheiten ortet als bei Clinton ist also nicht Verzerrung, sondern das unvermeidliche Resultat einer konsequenten und fairen Berichterstattung. 

Die Bilanz bei der gestrigen dritten und letzten Debatte ist eindeutig. Hillary Clinton liess sich zu keiner regelrechten Unwahrheit hinreissen. Bei Trump sind es derer acht:

1

«Ich kenne Putin nicht.»

2013 sagte Trump, er kenne Putin. 2014 sagte er, er habe «indirekt und direkt mit ihm gesprochen» und ein Geschenk von ihm erhalten. 2015 sagte er, er habe ihn anlässlich eines Auftritts in der TV-Sendung 60 Minutes «sehr gut kennengelernt».

2

«Ihr [Clintons] Plan wird die Steuern erhöhen und sie sogar verdoppeln.»

Die übergrosse Mehrheit der Amerikaner ist von Clintons Steuerplänen nicht betroffen, weder negativ noch positiv. Reiche würden mehr Steuern bezahlen, aber nicht einmal die Allerreichsten müssten mit dem Doppelten rechnen.

3

«Als Sie das Aussenministerium führten, gingen sechs Milliarden Dollar verloren. Wie verliert man sechs Milliarden? Sie waren die Chefin, sechs Milliarden wurden entweder gestohlen. Man weiss es nicht. Es ist weg, sechs Milliarden.»

Der Generalinspektor des US-Aussenministeriums warnte 2014, dass die Akten für Verträge im Wert von sechs Milliarden Dollar aus dem Zeitraum von 2008 bis 2014 entweder unvollständig oder gar nicht vorhanden waren. Clinton war zwar von 2009 bis 2013 Aussenministerin – aber es waren Teile der Akten, nicht die sechs Milliarden, die nicht mehr auffindbar waren.

4

«Die Anschuldigungen gegen mich wegen sexueller Belästigung haben sich grösstenteils als falsch herausgestellt.»

Einige der Anschuldigungen haben Fragen aufgeworfen, aber keine hat sich als bislang abschliessend als falsch herausgestellt. Fünf der neun Anschuldigungen sind nicht in Abrede gestellt worden. Vier sind durch Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen der Frauen bestätigt worden. 

5

«Falsch.»

Clinton beschuldigte Trump, er habe sich am TV über die Behinderung eines Reporters der «New York Times» lustig gemacht. Das hat er (Artikel mit Videobeweis hier). Seine Entgegnung, das sei falsch, ist somit falsch.

6

«Millionen von Menschen sind für die Wahl registriert, die nicht für die Wahl registriert sein sollten.»

Trump behauptet, Wahlbetrug sei in den USA weitverbreitet und zitiert aus einem Bericht des Pew Research Centers. Diese schätzt, dass 24 Millionen Wählerregistrierungen ungültig oder fehlerhaft sind. Dies bedeutet nicht, dass die betroffenen Personen nicht wahlberechtigt sind. Diese fehlerhaften Unterlagen führen nicht zu Wahlbetrug, aber sie könnten zu einer solchen Wahrnehmung führen, heisst es in dem Bericht.

7

«Falsch.»

Clinton warf Trump vor, er bestreite für den Irakkrieg gewesen zu sein (sie selbst stimmte 2002 als Senatorin für die entsprechende Resolution). Er sagt, das sei falsch. Doch Trump antwortete 2002 auf die Frage von Radiomoderator Howard Stern, ob er für die Invasion des Iraks sei: «Ja, ich denke schon.»

Die entscheidende Stelle ist 03:39.


8

«Wir kümmern uns um illegale Einwanderer, Menschen die illegal ins Land kommen, besser als um unsere Kriegsheimkehrer.»

Kriegsheimkehrer haben Anrecht auf viele Vergünstigungen, die Zivilisten nicht offenstehen, geschweige denn illegalen Einwanderern, darunter kostenlose Gesundheitsversorgung.

(Quelle: Politifact)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
86 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
The Box
20.10.2016 12:05registriert Juli 2015
Sorry Hillary-Hater-Hater: Nicht jeder Hillary-Hater ist ein Trump-Fan.
8310
Melden
Zum Kommentar
avatar
Brienne von Tarth
20.10.2016 12:44registriert Januar 2014
Ein Bild, welches die Situation einigermassen gut auf den Punkt bringt. Es ist ja immer schwer so eine allgemeine Aussage zu machen, doch dieses Bild umreisst die aktuellen Geschehnisse gar nicht mal so schlecht.
Sorry, Hillary-Haters: Auch in der dritten Debatte hat Trump VIEL mehr gelogen
Ein Bild, welches die Situation einigermassen gut auf den Punkt bringt. Es ist ja immer schwer so eine allgemeine Aussage ...
737
Melden
Zum Kommentar
avatar
Amadeus
20.10.2016 13:44registriert September 2015
Ich lese seit einiger Zeit mit Interesse die Kommentare hier zu Clinton und Trump und frage mich, wie die Meinungen zum einen oder anderen Kandidaten zustande kommen.

Haben alle hier:
- die Wahl-Berichterstattung in verschiedenen amerikanischen Medien verfolgt?
- alle Wikileaks-Papers gelesen?
- die Polls in den verschiedenen Bundesstaaten beobachtet?
- die Debatten live gesehen und die Berichte aus den Spinrooms)
- Clinton, Trumps, Steins und Johnsons Wahlprogramme gelesen?

Oder basiert die eigene Meinung einfach auf subjektivem Eindruck und/oder mangelnder Kenntnis des Sachverhalts?
7312
Melden
Zum Kommentar
86
Israel will Rafah angeblich in Etappen angreifen – das Nachtupdate ohne Bilder
Der israelische Angriffsplan für Rafah steht laut Medienberichten. Zuerst sollen Zivilisten evakuiert werden. Derweil kommt es nach dem Veröffentlichen eines Videos einer Hamas-Geisel in Israel zu Protesten. Hier ist das Nachtupdate.

Israel will seine angekündigte Bodenoffensive auf die Stadt Rafah im Süden des abgeriegelten Gazastreifens einem Medienbericht zufolge in Etappen durchführen. Wie die Zeitung «Wall Street Journal» am späten Mittwochabend unter Berufung auf ägyptische Beamte und ehemalige israelische Offiziere berichtete, änderte Israel auf Druck der USA und anderer Länder seine anfänglichen Pläne für einen grossangelegten Angriff auf die derzeit mit Hunderttausenden palästinensischer Binnenflüchtlingen überfüllte Stadt an der Grenze zu Ägypten. Durch ein stattdessen schrittweises Vorgehen solle die Zahl ziviler Opfer begrenzt werden, hiess es. Israels Militär äussert sich zu seinen Einsatzplänen nicht. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte allerdings vor wenigen Tagen «weitere schmerzhafte Schläge» gegen die islamistische Hamas angekündigt. «Und dies wird in Kürze geschehen», sagte er.

Zur Story