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Nordkorea

So wild feierten die Nordkorea-Traveller nach Warmbiers Verhaftung

In this photo taken May 30, 2009 and released by Christopher Barbara, Gareth Johnson poses for photos while wearing a traditional costume during a visit to the Pyongyang Film Studio in Pyongyang in No ...
Selbsternannter «Party-hard-Traveller»: Gareth Johnson, Gründer von Young Pioneer Tours. Bild: AP/

«Das ist widerlich»: So feierten die Nordkorea-Traveller nach Warmbiers Verhaftung

Otto Warmbier starb nach 17 Monaten in Kims Folterknast. Den Tour-Veranstalter kümmerte die Verhaftung offenbar nicht allzu sehr. Bilder auf Instagram zeigen die Trinkgelage der Reisegruppen.   
22.06.2017, 04:0622.06.2017, 13:01
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Er knuddelt eine Flasche Schnaps und zieht dazu Grimassen: Gareth Johnson, selbsternannter «Party-hard-Abenteurer» verantwortete als Chef von Young Pioneer Tours den Nordkorea-Trip des verstorbenen US-Studenten Otto Warmbier. 

Das Bild postete der 36-jährige Brite nur wenige Tage nach der Verhaftung Warmbiers auf Instagram. «Das ist so widerlich. Wie kannst du nur ruhig schlafen?», kommentiert eine entrüstete Instagram-Userin.

Während sein Schützling im Nordkorea-Knast schmorte, liess sich Johnson in Pjöngjang volllaufen. Er habe alles versucht, um Warmbier zu helfen und sei extra in Nordkorea geblieben, verteidigte sich der Tour-Chef später. Die Nordkoreaner warfen Warmbier vor, im Hotel ein Propaganda-Plakat geklaut zu haben und verurteilten ihn deswegen zu 15 Jahren Straflager.

Reisekollegen schilderten, dass der US-Student in der besagten Nacht bis fünf Uhr in der früh Bier gekippt habe ...

Exzess als Programm

Ob «Sauf-Kreuzfahrten» auf dem Taedong-Fluss oder Trink-Eskapaden im Hotelzimmer: Alkohol-Exzesse gehören aber offensichtlich zum Programm eines jeden Nordkorea-Trips bei Young Pioneer Tours. Johnson hat mehrmals Bilder auf Instagram gepostet, bei denen er Whisky direkt aus der Flasche trinkt.

Nur wenige Tage nach der Verhaftung: Reisegruppe von Young Pioneer Tours in Nordkorea. 

Der Brite Adam Pitt erkundete 2013 mit Reiseleiter Johnson Nordkorea. Der «New York Times» schilderte er, dass sich die Leute in der Gruppe immer wieder hätten volllaufen lassen. Und den weiblichen nordkoreanischen Tourguide mit anzüglichen Fragen belästigt hätten. «Johnson hat nichts dagegen unternommen», so Pitt. 

Später sei er auf der Zugfahrt zurück nach China so betrunken gewesen, dass er kaum mehr habe stehen können. Beim Grenzübertritt hätte es Schwierigkeiten gegeben. Johnson habe kaum mehr reden können. Und dann so viel Bestechungsgeld bezahlt, bis sie die Nordkoreaner endlich hätten ausreisen lassen. 

An der Grenze zwischen China und Nordkorea

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An der Grenze zwischen China und Nordkorea
Die berühmten Brücken über den Grenzfluss zwischen China und Nordkorea. Links die aktuelle «Friendship Bridge», rechts die alte, kaputte Brücke.
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Ein Reporter des «Guardian» hätte 2009 ebenfalls mit Reiseleiter Johnson durch Nordkorea reisen sollen. Doch er traf ihn erst am Schluss – und zwar im Spital von Pjöngjang: Gereth war während der Fahrt aus dem Zug gefallen und hatte sich damals ein Bein gebrochen. «Ich bin unglaublich dankbar. Uns hätte das gleiche Schicksal wie Warmbier ereilen können.»

Nun hat es sich zumindest für alle Amerikaner in Nordkorea ausgefeiert: Young Pioneer hat angekündigt, vorerst keine US-Bürger mehr auf die Reisen mitzunehmen. Das Risiko sei zu hoch. (amü)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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PaulDerGaul
22.06.2017 07:30registriert Mai 2017
Was ist nun der Punkt dieses Artikels? Soll sich der Tourguide nun ein schlechtes Gewissens machen? Ich war in mancher Tour, aber eine Elternfunktion eines Tourguides habe ich noch nie erwartet.
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Theor
22.06.2017 06:32registriert Dezember 2015
Abgesehen vom traurigen Verlauf der Geschichte ist doch Alkohol stets dee Katalysator für Dummheiten. Man sollte einfach nicht trinken, wenn man es nicht unter Kontrolle hat. Schade, dass der junge Mann dafür mit dem Leben zahlen musste.
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Stinkstiefel
22.06.2017 09:46registriert Juni 2015
Hier hat man sich aber am journalistischen Stil von Blick und Co. bedient.

Ganz dünne Story!
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