Er knuddelt eine Flasche Schnaps und zieht dazu Grimassen: Gareth Johnson, selbsternannter «Party-hard-Abenteurer» verantwortete als Chef von Young Pioneer Tours den Nordkorea-Trip des verstorbenen US-Studenten Otto Warmbier.
Das Bild postete der 36-jährige Brite nur wenige Tage nach der Verhaftung Warmbiers auf Instagram. «Das ist so widerlich. Wie kannst du nur ruhig schlafen?», kommentiert eine entrüstete Instagram-Userin.
Während sein Schützling im Nordkorea-Knast schmorte, liess sich Johnson in Pjöngjang volllaufen. Er habe alles versucht, um Warmbier zu helfen und sei extra in Nordkorea geblieben, verteidigte sich der Tour-Chef später. Die Nordkoreaner warfen Warmbier vor, im Hotel ein Propaganda-Plakat geklaut zu haben und verurteilten ihn deswegen zu 15 Jahren Straflager.
Reisekollegen schilderten, dass der US-Student in der besagten Nacht bis fünf Uhr in der früh Bier gekippt habe ...
Ob «Sauf-Kreuzfahrten» auf dem Taedong-Fluss oder Trink-Eskapaden im Hotelzimmer: Alkohol-Exzesse gehören aber offensichtlich zum Programm eines jeden Nordkorea-Trips bei Young Pioneer Tours. Johnson hat mehrmals Bilder auf Instagram gepostet, bei denen er Whisky direkt aus der Flasche trinkt.
Der Brite Adam Pitt erkundete 2013 mit Reiseleiter Johnson Nordkorea. Der «New York Times» schilderte er, dass sich die Leute in der Gruppe immer wieder hätten volllaufen lassen. Und den weiblichen nordkoreanischen Tourguide mit anzüglichen Fragen belästigt hätten. «Johnson hat nichts dagegen unternommen», so Pitt.
Später sei er auf der Zugfahrt zurück nach China so betrunken gewesen, dass er kaum mehr habe stehen können. Beim Grenzübertritt hätte es Schwierigkeiten gegeben. Johnson habe kaum mehr reden können. Und dann so viel Bestechungsgeld bezahlt, bis sie die Nordkoreaner endlich hätten ausreisen lassen.
Ein Reporter des «Guardian» hätte 2009 ebenfalls mit Reiseleiter Johnson durch Nordkorea reisen sollen. Doch er traf ihn erst am Schluss – und zwar im Spital von Pjöngjang: Gereth war während der Fahrt aus dem Zug gefallen und hatte sich damals ein Bein gebrochen. «Ich bin unglaublich dankbar. Uns hätte das gleiche Schicksal wie Warmbier ereilen können.»
Nun hat es sich zumindest für alle Amerikaner in Nordkorea ausgefeiert: Young Pioneer hat angekündigt, vorerst keine US-Bürger mehr auf die Reisen mitzunehmen. Das Risiko sei zu hoch. (amü)