Wüste Szenen in Nürnberg: Beim Versuch, einen 20-jährigen Afghanen abzuschieben, ist es zu schweren Tumulten gekommen.
Die Polizei holte den jungen Mann aus dem Klassenraum, dieser zeigte sich kooperativ und liess sich ruhig zum Polizeiauto geleiten. Doch seine Mitschüler wollten das nicht einfach so hinnehmen.
Denn der Afghane war offenbar sehr gut integriert und lebte bereits seit vier Jahren in Deutschland. Gemäss Bayrischen Flüchtlingsrates hatte der junge Mann bereits einen Ausbildungsplatz in Aussicht.
Aus Protest gegen die Abschiebung setzten sich rund 20 Mitschüler spontan auf den Boden, um den Streifenwagen an der Abfahrt zu hindern. Die Situation spitzte sich nun weiter zu. Immer mehr Leute solidarisierten sich mit dem Afghanen und nahmen ebenfalls an der Sitzblockade teil. Rund 300 Personen sollen es am Ende gewesen sein, berichten diverse deutsche Medien.
Die Nürnberger Polizei reagierte vehement. Mit einem Grossaufgebot wurde die Sitzblockade gewaltsam aufgelöst. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Die Auseinandersetzung dauerte mehrere Stunden. Der Afghane konnte letzten Endes weggefahren werden.
Ursprünglich hätte der junge Mann gestern Mittwoch von Frankfurt nach Afghanistan geflogen werden sollen, doch wegen des gestrigen Bombenanschlages in Kabul wurde die Sammelabschiebung gestoppt, der Flug wurde nicht durchgeführt.
Die Nürnberger SPD kritisierte das Vorgehen der Polizei scharf. Man könne Schüler nicht aus Klassenzimmer holen, diese müssten sich dort sicher fühlen. «Andernfalls werden sie aus Angst erst gar nicht in den Unterricht gehen. Das wäre fatal für unsere Integrationsbemühungen», sagte der Chef der Nürnberger SPD. Auch auf Twitter äusserten sich die User kritisch zum Einsatz der Polizei. (cma)
Nürnberger Polizei vermöbelt Schüler*innen,weil die eine Abschiebung ihres Mitschüler verhindern wollen.Schämt euch https://t.co/mPnnW5NhET
— Cyberkalle (@Cyberkalle) 31. Mai 2017
Große Liebe für die Schüler. Es gibt noch Hoffnung <3
— 🇪🇺 Gilly 🏳️🌈 (@GillyBerlin) 31. Mai 2017
Gar keine Liebe für @PolizeiMFR, das geht auch anders :(https://t.co/dsVLTqNPtp
Diese Bilder machen traurig und wütend zugleich. Eine Schande! https://t.co/6bciHj9pny #Abschiebung #Nürnberg #keinMenschistillegal
— Andi Wagner (@Andi_Wagner) 31. Mai 2017