Wollen wir nicht alle näher an den Stars sein? Geradezu hautnah an den Stars? Die «Inside» tut's. Ihr Verlag sagt, sie sei «näher an den Stars» und würde «keinen Blatt vor den Mund» nehmen. Keinen Blatt. Deutsch ist halt auch für ein deutsches Verlags Glückssachen. Journalismus auch. «Hohes Niveau», «hohe Qualität», «hoher Anspruch» sind die «Philosophie» der Münchner Vision Media.
Was dabei herauskommt? Die Qualitätsprodukte «Jolie», «Mädchen», «Popcorn», «Madame» und eben «Inside». Kennen wir. Wir Frauen, die wir uns immer so gern wie eine billige Gesichtsmaske an die Stars drankleben möchten. Sowas wie die «Inside» gehört dabei zu den sündigsten Genüssen. Zum Schund, für den man an ganz lowen Tagen Geld ausgibt. Die «Inside» ist Hate-Material.
Auch die «InTouch» ist weit unten, aber tiefer als die «Inside» kann man am Kiosk gar nicht greifen. Sie gehört zu den Dingen, nach deren Lektüre man sich automatisch unter die Dusche stellen will.
Schenkel-Schande also. Die «Inside» hat's erfunden. Ebenso die «Knie-Katastrophe», das «Furchen-Fiasko», das «Dellen-Drama», die «Wabbel-Wellen» und über allem der grundsätzliche «Figur-Frust».
die inside hat ein neues kreatives wort für normales, weibliches bindegewebe gefunden. #schenkelschande pic.twitter.com/J8PPANIie9
— Lisa Ludwig (@Antialleslisa) 5. Juni 2017
Als Frau merkt man sowas ja schon gar nicht mehr. «Inside» ist wie «Dschungelcamp»: Ekel, Schadenfreude und das gute Gefühl, selbst zumindest nicht noch mieser zu sein als die A-, B- und Z-Promis.
Doch dann kommt die Badesaison mit ihrem Hauptproblem, das unter die Haut geht – der Badifigur! Und wo bitte ist dann die ironisch leichte Distanz, die wir beim Durchblättern der verblödeten Heftlis eben noch spürten? Unsere Body-Positivity? Wo? Na? Halb verschüttet unter dem Dreck, mit dem wir uns bewusst oder unbewusst latent zugedröhnt haben. Einfach, weil er da ist.
Jetzt hat sich ein Mann der «Inside» angenommen. Er ist Vater mehrerer Töchter und er ist entsetzt! «Liebes Inside Magazin, ich hasse dich», schreibt Nils Pickert, Chefredakteur der Internetplattform Pinkstinks.
Was soll man da sagen? Er hat vollkommen recht, der aufgebrachte Herr Pickert! Es lohnt sich, ab und zu mal wieder einen Blick auf den alltagssexistischen Wahnsinn unserer Medienmaschine zu werfen.
Sehr schön an den beiden folgenden Cover-Beispielen ist auch das schizophrene Verhältnis der «Inside» zu den «Beauty-Docs». «Wenn der Beauty-Doc versagt ...» vs. «Gewinnen tut nur der Beauty-Doc!» Der Doc als Verschnetzler und Profiteur. Um ihn, aber auch die fiesen Fallen, die das Altern stellt, zu vermeiden, kann man sich dann ja all die weiträumig beworbenen Beauty-Produkte aus der «Inside» kaufen.
Was man wissen muss: Auch die scheinbar wahren, in unbeobachteten Momenten geschossenen, «schlechten» Promibilder sind bearbeitet. Genau so einfach, wie sich Unebenheiten per Photoshop glätten lassen, können sie auch verschärft werden. Die Wahrheit liegt dazwischen. In der Normalität eben. Dort, wo sich die Stars und wir wirklich nahe wären. Aber die Normalität interessiert ja mal wieder kein Schwein.