Interview
ZFF

Peter Fonda ist uhrensüchtig und will Banken ausrauben. Was wohl sein potenter Schweizer Freund dazu sagt? 

Mit so einer Harley raste Peter Fonda 1969 mitten hinein in die Filmgeschichte. Hier posiert er mit einem nachgebauten Exemplar.
Mit so einer Harley raste Peter Fonda 1969 mitten hinein in die Filmgeschichte. Hier posiert er mit einem nachgebauten Exemplar.Bild: AP
Hollywood-Legende im Interview

Peter Fonda ist uhrensüchtig und will Banken ausrauben. Was wohl sein potenter Schweizer Freund dazu sagt? 

Er ist der Bruder von Jane Fonda und wie sie ein politischer Aktivist. Der Töff-Film «Easy Rider» ist sein Vermächtnis und hat ihn richtig reich gemacht. Am ZFF hatte der 74-Jährige Schauspieler und Regisseur exakt 16 Minuten und 17 Sekunden für uns Zeit.
02.10.2014, 21:0622.10.2014, 10:17
No Components found for watson.skyscraper.
Simone Meier
Folge mir
Mehr «Interview»

Als wir uns vor sechs Jahren am ZFF gesehen haben, trugen Sie sieben Armbanduhren übereinander, jetzt nur eine. Was ist passiert?
Ach, ich habe mich entschieden, das nicht mehr zu tun. Ich nehme jetzt nur noch fünf Uhren mit auf Reisen und ziehe nie mehr als eine davon an. Für mich begann das alles 1969 mit «Easy Rider»: Da schmeisse ich eine Uhr weg und rufe: «I'm hip about time!» Seither bin ich uhrensüchtig. Wissen Sie, wer zu meinen besten Freunden gehört?

Sagen Sie es mir!
Nick Hayek! Deshalb bin ich auch so oft in der Schweiz. Nick und ich können ewig über Uhren reden, aber auch über Filme. Ich muss unbedingt mit ihm diesen Omega-Werbespot für die Master Co-Axial besprechen: Erstens ist dies der beste Werbespot, den ich je gesehen habe und total überzeugend, zweitens kommt am Ende diese Uhr, die unfassbar präzis sein soll. Ich liebe Präzision. Und ich bin im Verwaltungsrat der Swatch Group. Nick muss mir die Uhr also mit 20 Prozent Rabatt geben.

Zwei Uhrenfreaks am ZFF 2014: Hinten Cate Blanchett in einem IWC-Werbefoto, vorne Peter Fonda.
Zwei Uhrenfreaks am ZFF 2014: Hinten Cate Blanchett in einem IWC-Werbefoto, vorne Peter Fonda.Bild: Getty Images Europe

Aber ich wollte mit Ihnen nicht über Nick Hayek reden, sondern über Barack Obama. Vor sechs Jahren haben Sie und Ihre Schwester Fundraising für seinen Wahlkampf gemacht. Wie lautet Ihr Fazit?
Oh, ich versuche, nie allzu grosse Hoffnungen in eine einzelne Person zu setzen. Deshalb kann ich jetzt auch nicht sagen, ich sei total enttäuscht oder total glücklich über Obamas Präsidentschaft. Ich habe sowieso eine antiautoritäre Haltung, und allzu oft repräsentieren Politiker nicht das Volk, sondern nur sich selbst. Aber ich sage soviel: Da kommt dieser sympathische, hochintelligente Junge und will nur das Beste. Ein paar Dinge hat er verhauen, ein paar hat er erreicht. Was mich wirklich wütend macht, ist unser Kongress, der Obama überhaupt nicht unterstützt. Ich spiele da konsequent die Rassismus-Karte.

«Die amerikanische Jugend wird immer apathischer. Und dann machen sie ‹Occupy Wall Street›. Ich hab gesagt: Occupy! Fuck, no! Raubt die Banken aus!»

Ehrlich? Ist das so einfach?
Vollkommen. Ich sage: Ihr wollt den schwarzen Mann aus dem Weissen Haus vertreiben. Ihr kümmert euch weder um die Politik noch um euer Land und Ihr merkt nicht einmal, wenn Euch selbst das Messer am Hals sitzt. Ihr wollt einfach den schwarzen Mann nicht mehr im Weissen Haus haben. Das ist widerlich. Für Obama muss ich mich nicht schämen, so wie früher für die Bushs. Aber für den Kongress.

Letztes Mal haben Sie die jungen Menschen zur Revolution aufgerufen und sich darüber beschwert, dass niemand mehr auf die Strasse geht für seine Ideale. Seither haben wir «Occupy Wall Street» gesehen und den arabischen Frühling. Sind Sie zufriedener mit der Jugend?
Kein bisschen! Ich bin ziemlich erschüttert. Ich kann ja immer nur versuchen, die Leute in meinem Land, in Amerika, aufzurütteln. Und da wird die Jugend immer apathischer. Und dann machen sie «Occupy Wall Street!» Was bringt denn das! Ich habe gesagt: Occupy! Fuck, no! Raubt die Banken aus! Wir brauchen das Geld! Die haben das ganze Geld!

Der Trailer zu «Easy Rider»

Fonda als Captain America in «Easy Rider».
Fonda als Captain America in «Easy Rider».Bild: Columbia Pictures

Brauchen Sie selbst das Geld auch?
Natürlich hat mich «Easy Rider» reich gemacht. Richtig reich. Obwohl das Studio immer behauptet, der Film hätte bloss 19 Millionen Dollar Gewinn gemacht. Ich denke nicht! Ich schaue mir meine tolle Yacht an, ich schaue mir mein tolles Leben an, all die Filme, die ich ohne nachzudenken machen kann, und denke: Niemals hat «Easy Rider» bloss 19 Millionen Gewinn gemacht, ich weiss doch, wieviel ich zur Bank getragen habe. Und es war richtig viel. Aber zurück zu den jungen Leuten...

Mehr zum Thema

Ja gerne!
Natürlich hat unser Engagement damals im Frühling 1968 in Paris begonnen. Ich war mit dabei. Da war diese jugendliche Energie, dieser Wille, die Welt zu verändern. Sowas liegt der heutigen Jugend in den westlichen Ländern enorm fern. In Amerika heisst es ja, die Regierung solle den Leuten dienen, «serve the people», aber wem soll sie denn dienen, wenn sich überhaupt keiner für das Land und die Gesellschaft interessiert? Dann sagt sich die Regierung doch: Okay, wir dienen lieber uns selbst. Das ist gefährlich. Wie der Klimawandel.

Fondas Sternentanz auf dem Walk of Fame.
Fondas Sternentanz auf dem Walk of Fame.Bild: EPA

Wie kommen Sie jetzt auf den Klimawandel?
Ja, der Klimawandel! Verrückt! Als ich vor sechs Jahren als Jurypräsident am ZFF war, erfror ich fast, ich musste die ganze Zeit mit einem warmen Schal herumlaufen. Anfang dieser Woche war es Hochsommer. Grossartig. Apropos Klima: Nick hat mich mal nach La Brévine mitgenommen, ins kälteste Tal der Schweiz, wo die Swatch Group gerade irgendwas gekauft hatte, und er sagte: Wenn es hier schneit, können die Leute gar nicht mehr aus dem Haus, was sollen sie auch anderes tun, als zuhause in der Wärme zu sitzen und Uhren zu machen?

Wie kleine Uhrmacher-Heinzelmännchen?
Genau. Und einmal waren wir bei Breguet und mussten Schutzanzüge tragen, und plötzlich stand ich da vor einem Mann, der machte irgendwie nichts, und ich fragte ihn: Was tun Sie da eigentlich? Da liess er mich einen Blick durchs Mikroskop werfen, und ich sah, dass er die kleinste, präziseste Schraube der Welt herstellte. Umwerfend! Und ich sah die Nachfolge-Uhr jener Standuhr, die Breguet einst für Napoleons Geliebte angefertigt hatte. Ich durfte die in die Hand nehmen! Wahnsinn!! Ja, ja Zürich...

Hier ist die Jugend auch nicht wirklich politisch. Was mögen Sie denn an Zürich?
Ich habe so viele Freunde hier. Und etwas vom Bemerkenswertesten an Zürich ist ja, dass James Joyce hier begraben liegt, einer meiner Lieblingsschriftsteller. Seeeehr schwierig, ihn zu mögen, aber ich liebe ihn. Und ich gehen gern fliegenfischen in Zürich. Mit einem von Zürichs besten Fischern. Oh, die Zeit ist um? Vielleicht sehen wir uns wieder in sechs Jahren!

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!