Lenzburg
Parallelen bei zwei Grossbränden in acht Monaten lassen aufhorchen

Der am Mittwoch zerstörte Forstwerkhof liegt nicht weit entfernt von den Wisa-Gloria-Hallen, die erst vor acht Monaten abgebrannt sind.

Ruth Steiner
Drucken
Werkhofbrand in Lenzburg
20 Bilder
Um 5.45 Uhr ging der Alarm los – Feuerwehr und Polizei rückten sogleich zu einem Grossbrand aus.
Zwischenzeitlich stand das Gebäude in Vollbrand.
Der Forstwerkhof um 5.59 Uhr.
Der Forstwerkhof um 6.05 Uhr.
Der Forstwerkhof um 6.04 Uhr.
Es bildete sich eine grosse Rauchsäule am Himmel.
Hier sind die Löscharbeiten noch in vollem Gang.
Im Gebäude befinden sich hauptsächlich Arbeitsräume, Maschinen und Geräte.
Der Schaden ist gross. Nach ersten Erkenntnisse gibt es keine Verletzten.

Werkhofbrand in Lenzburg

Pascal Meier

Über der Brandruine im Werkhofareal Lenzburg hängt ein hartnäckiger Geruch von kaltem Rauch, da und dort hört man Wasser tropfen. Am Tag nach dem Grossbrand des Forstwerkhofs ist die Zerstörung in ihrem ganzen Ausmass sichtbar: Die Decke des linken Gebäudeteils ist eingestürzt, Trümmer liegen am Boden, angesengtes Isolationsmaterial und Gerätschaften.

Ein ebenso trauriges Bild zeigt sich an den Innenwänden. Die dort befestigten Werkzeuge sind immer noch schön in Reih und Glied, teilweise jedoch bis zur Unterkenntlichkeit verbogen und russgeschwärzt. Auf dem Schild beim Treppenaufgang ist die Aufschrift «Ausstellung» noch deutlich lesbar.

Dort, wo bis vorgestern die Lenzburger Tische ausgestellt waren, sind nun die Brandermittler der Kantonspolizei an der Arbeit. Sorgfältig wird der Brandschutt Schicht für Schicht gehoben und begutachtet. «Das Schild bringen wir wieder auf Hochglanz», sagt Forstdienste-Lenzia-Chef Frank Haemmerli mit hörbarem Galgenhumor.

Vor dem Gebäude werden ausgebrannte Autos auf Autotransporter geladen und weggeführt. In einer Garage werden Versicherungsexperten den Schaden schätzen. Von den acht eingestellten Fahrzeugen sind sechs stark beschädigt. Ebenso deren Anhänger.

Vertreter der Aargauischen Gebäudeversicherung stehen vor dem Trümmerhaufen und prüfen das Ausmass des Schadens. Stadtrat Martin Stücheli steht dabei. «Es sieht gar nicht schön aus», sagt er und schüttelt den Kopf. Die traurige Kunde habe ihn vorgestern wenige Minuten nach sechs Uhr, nur kurz nachdem der Brand ausgebrochen war, bei der morgendlichen Zeitungslektüre erreicht, erzählt er.

Das könne unmöglich sein, sei ihm durch den Kopf geschossen. Das Haus sei erst wenige Jahre alt. Martin Stücheli steht im Stadtrat unter anderem dem Ressort Ortsbürger vor. Ihnen gehört die Liegenschaft. Sie war den Forstdiensten Lenzia als deren Stützpunkt vermietet worden, nachdem der Forstwerkhof auf dem Viehmarktareal in der Stadt einer Überbauung weichen musste. Im Mai 2008 war das 1,84 Mio. Franken teure Gebäude unweit der SWL Energie AG eingeweiht worden.

Unter den anwesenden Mitarbeitenden ist die Stimmung gedrückt. «Jeder Mitarbeiter hat gestern ein Stück Heimat verloren», sagt Haemmerli. Hier habe man sich regelmässig getroffen, bevor man zur Arbeit in den Wald ausschwärmte und wieder zurückkehrte.

Bezug zu Wisa-Gloria-Brand?

Nachdenklich stimmt dies: Der gestrige Brand liegt nur wenige hundert Meter vom Wisa-Gloria-Areal entfernt, wo erst vor acht Monaten ein Grossbrand einen Sachschaden von rund drei Mio. Franken anrichtete. Auch dort ist das Feuer in den frühen Morgenstunden ausgebrochen und auch dort konnte davon ausgegangen werden, dass keine Menschen zu Schaden kommen.

Die Frage liegt auf der Hand: Geht in Lenzburg der Brandteufel um? Darauf angesprochen, antwortet Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei: «Im jetzigen Ermittlungsstadium ist es zu früh für derartige Spekulationen.» Doch bestätigt er, dass bei der Klärung der Brandursache auch diese Möglichkeit geprüft werde. Graser spricht davon, dass die Ursachenforschung aufgrund der starken Zerstörung schwierig sei. Genau so wie beim ungeklärten Brand am 29. September im Wisa-Gloria-Areal.