Gebenstorf
Gemeindeammann nach Moschee-Schlägerei: «Wir wollen kein zweites Winterthur»

Die Massenschlägerei nach der Abschiedsrede eines Imams in der Moschee Gebenstorf sorgt für grosses Unbehagen im Dorf. Gemeindeammann Rolf Senn zeigt sich besorgt und spricht bereits von einem «zweiten Winterthur». Indes streitet man bei der Moschee ab, dass es sich beim Imam um einen radikalisierten Gläubigen handle.

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Der Vorfall in der Gebenstorfer Moschee sorgte für Schlagzeilen weit über die Gemeindegrenzen hinaus: Am letzten Sonntag kam es hier im Rahmen der Abschiedsrede eines Imams zu einer handfesten Prügelei zwischen Moschee-Besuchern. Die Kantonspolizei Aargau rückte mit einem Dutzend Beamten aus und kontrollierte vor Ort rund 90 Gläubige. Zwei der Streithähne mussten sich nach dem Handgemenge gar zur Untersuchung ins Spital begeben.

War ein radikalisierter Imam Auslöser für die wüste Schlägerei im Gotteshaus? Gegenüber der «Aargauer Zeitung» erklärte Murseli Ibraimov, Vizepräsident der Moschee, dass das Verhältnis zum Prediger schon in der Vergangenheit nicht einfach gewesen sei. Er habe einen Keil in den Verein getrieben, die Mitglieder gespalten. Und er habe kürzlich radikale Imame in der mazedonischen Hauptstadt Skopje besucht, was den Verein dazu bewog, den Imam aus der Moschee auszuschliessen.

Verein dementiert Radikalisierung des Imams

Bei einem erneuten Besuch des Regionalsenders Tele M1 klingt es von den Betreibern der Moschee erstaunlicherweise ganz anders. Zwar bestätigt Vorstandsmitglied Alijevski Emra vor der Kamera den Vorfall und den Polizeieinsatz. Dass der Imam aber radikalisiert sei, dementiert Emra hingegen. «Wir haben keinerlei Spuren von Radikalismus in ihm gesehen. Ansonsten hätten wir das anders gelöst, sicher nicht mit einem einfachen Ausschluss.» Der Verein arbeite eng mit der Polizei zusammen und würde diese sofort einschalten, sollte ein radikaler Einfluss in der Gemeinschaft festgestellt werden, so Emra.

Besorgt über den Vorfall in der Gebenstorfer Moschee zeigt sich Gemeindeammann Rolf Senn. Gegenüber Tele M1 erklärt er: «Wir wollen kein zweites Winterthur.» Doch nun sei es genau passiert, dass ein radikalisierter Imam von der Gemeinschaft infrage gestellt und eine Massenschlägerei provoziert habe. «Das können und wollen wir in Gebenstorf nicht tolerieren.»

Auch Tage nach dem Handgemenge in der örtlichen Moschee bleibt also ungewiss, ob es sich beim Gebenstorfer Imam wirklich um einen radikalisierten Prediger handle. Sicher ist nur, dass sich der Verein von ihm getrennt hat. (luk)

Auch die Tele-M1-Sendung «Fokus» hat sich mit dem Vorfall in der Gebenstorfer Moschee befasst. Abdul Malik Allawala vom Verband Aargauer Muslime nimmt im Gespräch mit dem Fernsehsender Stellung zum Fall und erklärt, wie der Verband mit radikalen Imamen umgeht: