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«Kein Pilot, kein Entführer, kein Terrorist würde so fliegen»

Theorie über MH370

«Kein Pilot, kein Entführer, kein Terrorist würde so fliegen»

09.04.2014, 14:1609.04.2014, 15:23
Ronald williams
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Derzeit besteht wieder mehr Hoffnung, Wrack und vor allem den Flugschreiber von MH370 zu finden. Ein australisches Suchschiff hat erneut Signale aus der Tiefe des Meers empfangen, die von der Blackbox stammen könnten. Diese könnte endlich Aufschluss darüber geben, was mit der Boeing 777-200ER der Malaysia Airlines passierte.

Ronald Williams hat eine Theorie, was sich am 8. März über dem Indischen Ozean abgespielt hat: «Ich bin ein pensionierter British-Airways-Flugkapitän mit 23’000 Flugstunden auf dem Buckel. Ich verfüge über keinerlei Insider-Informationen über den Fall MH370, sondern kann lediglich anhand der Medienberichterstattung sowie aufgrund meiner Erfahrung Annahmen treffen.»

Und so könnte es sich seiner Ansicht nach zugetragen haben: Kurz nach der Übergabe an die vietnamesische Flugsicherung ereignete sich ein Feuer oder sogar eine Explosion an Bord, und zwar ausgehend vom Transponder. Das würde erklären, warum er absichtlich ausgeschaltet wurde.

Wegen der Rauchentwicklung im Cockpit würden die Piloten umgehend ihre Sauerstoffmasken anziehen und einen Notkurs auf die nächste verfügbare Landebahn nehmen. Diese befand sich an der Ostküste Malaysias auf dem Langkawi International Airport.

Aufgrund der abrupten Richtungsänderung hätten die Piloten die Flughöhensperre des Autopiloten aufgehoben und ein Absinken um 1000 Fuss eingegeben, um auf der korrekten Anti-Kollisions-Höhe Richtung Westen zu fliegen.

Zu diesem Zeitpunkt muss das Feuer das ACARS-System (standardisierte Status-Kurznachrichten) erreicht haben, weshalb die Piloten dieses ebenfalls manuell ausschalteten. Wenig später erfasste es auch das Sauerstoffsystem, was zu einem Flammenrückschlag führte, der beide Piloten sofort tötete.

Cockpit der MH370 in einer Aufnahme aus dem Jahr 2004Bild: Wikimedia Commons/Chris Finney

Somit war nun allein der Autopilot verantwortlich für das Flugzeug. Die letzte Einstellung war auf die Landebahn des Langkawi International Airport mit einer Trimmung, die einen langsames Absinken auf eine sichere Flughöhe erlaubt hätte.

Der Autopilot würde diese Einstellung verlässlich und korrekt ausführen, bis jemand eine Änderung eingab. Mit der aufgehobenen Flughöhensperre und der eingestellten Trimmung würde das Flugzeug kontinuierlich sinken. Doch aufgrund des fortschreitenden Treibstoffverbrauchs würde es auch leichter, was irgendwann zu einer gleichbleibenden Flughöhe und später sogar zu einem Anstieg führen würde.

Bis 2007 flog Malaysia Airlines auch Zürich mit einer Boeing 777-200ER an.Bild: Flickr/Aero Icarus

Satelliten haben bei MH370 offenbar Flughöhen von bis zu 46'000 Fuss registriert. Kein Pilot, kein Entführer, kein Terrorist würde in einer derart extremen Höhe fliegen. Nur dem Autopilot ist dies zuzutrauen. In dieser Höhe wird ein Flugzeug so schnell, dass es irgendwann zu einem Strömungsabriss («High Speed Stall») kommt.

Darauf würde das Flugzeug wieder sinken, bis es sich auf 26'000 Fuss wieder auffängt. Diese Höhe wurde ebenfalls von einem Satelliten registriert. Es ist möglich, dass sich dieses Szenario mehrmals wiederholte, bis der Treibstoff aufgebraucht war.

In das Schicksal der Passagiere wird erst eine Auswertung des Flugdatenschreibers Licht bringen. Ich weiss nicht, was in der Kabine auf einer Höhe von 46'000 Fuss passiert. Sollte die Sauerstoff-Explosion ein Loch in den Rumpf gerissen haben, wären alle sofort erstickt. Oder sie starben durch dieselbe Explosion, da sie in dieser Höhe vermutlich ebenfalls Sauerstoffmasken trugen. Denkbar wäre auch, dass sie bei vollem Bewusstsein waren und lediglich das seltsame Verhalten des Flugzeugs registrierten.

Sollte der Flugdatenschreiber je gefunden werden, bin ich mir sicher, dass dies eine der Erkenntnisse sein wird: Zwei erfahrene Piloten reagierten professionell und gemäss Protokoll, bis dies aufgrund der tragischen Umstände ihrer Lage nicht mehr möglich war.

Disclaimer: Der Autor hat familiäre Verbindungen zu einem Redaktor bei watson.

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