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Vom Waisen zum Extremisten: So wurde Luke Skywalker radikalisiert

Laserschwert-Dschihad gegen das Imperium: Wie Luke Skywalker von den Jedi radikalisiert wurde

17.12.2015, 12:22
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Luke Skywalker ein Terrorist? Die Parallelen sind vorhanden.
Luke Skywalker ein Terrorist? Die Parallelen sind vorhanden.
Bild: AP/Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Massen strömen dieser Tage in die Kinos, um sich den neuesten Film der «Star-Wars»-Saga anzusehen. Manche nehmen den Kinostart von «The Force Awakens» zum Anlass, die ersten Filme der Kult-Reihe noch einmal reinzuziehen.

Die Welt ist heute eine andere als vor fast vierzig Jahren, als der erste Film «A New Hope» erschien. Und so mögen einige Aspekte der Story in einem neuen Licht erscheinen: Ein Imperium, das gegen eine Rebellengruppe kämpft, um Ordnung in der Galaxie herzustellen. Erinnert ein bisschen an den Krieg gegen den Terror, nicht?

In einem etwas überspitzten Gedankenexperiment vergleicht das Online-Magazin «Decider» den Werdegang des Helden Luke Skywalker mit dem von religiösen Extremisten. Es ist nicht ganz ernst gemeint, doch einige Parallelen lassen sich tatsächlich nicht von der Hand weisen.

Vom entwurzelten Waisen zum Extremisten

Am Anfang der Story lernen wir Luke als Waisenkind kennen, das bei seinem Onkel und seiner Tante lebt. Er hat kaum Freunde, möchte aber wie seine Altersgenossen auf die imperiale Akademie. Auf ihrer Suche nach neuen Rekruten suchen religiöse Extremisten gemäss dem «Journal of Homeland Security» vor allem junge Männer mit folgenden Ausgangslagen:

  • Aus Familien mit einem abweisenden Vater.
  • Haben Schwierigkeiten, Beziehungen ausserhalb der Familie aufzubauen.
  • Fühlen sich zu Gruppen hingezogen, die Akzeptanz und Kameradschaft anbieten.

All das trifft auf den jungen Skywalker zu.

Damit ist er ein optimales Opfer für Obi Wan Kenobi, der im «Decider»-Artikel als «religiöser Fanatiker» beschrieben wird, «der schon in der Vergangenheit Kinder rekrutiert hat und eine extreme Interpretation der Macht lehrt».

Eine Taktik von Terror-Rekrutierern ist es, die Zielpersonen von ihren bestehenden sozialen Gefügen zu entfernen und zu isolieren. Genau das tut Obi Wan: Er drängt Luke dazu, seine Familie zu verlassen und mit ihm zu kommen und erzählt ihm sogar die Lüge, dass das Imperium seinen Vater getötet habe.

Als Luke nach Hause zurückkehrt, findet er die Leichen seines Onkels und seiner Tante – bei einer Razzia von imperialen Sturmtruppen getötet. Der Artikel zieht Parallelen zu den US-Drohnenangriffen, die immer wieder zivile Opfer fordern. Genauso wie die Terroristen habe Obi Wan Kenobi die Situation ausgeschlachtet, um Luke für seine Sache zu gewinnen.

Am Anfang des zweiten Films «The Empire Strikes Back» wird Luke zu Yoda geschickt, einem «extremistischen Geistlichen», um sich ausbilden zu lassen. Yoda verlangt totalen Gehorsam und will Luke das unabhängige Denken abgewöhnen. Er sagt Dinge wie: «Befreie deinen Geist von Fragen» und «vergiss, was du gelernt hast». Für den Autoren ist klar: Für ihren heiligen Krieg müssen die Jedi ihren Kriegern stumpfen Gehorsam eintrichtern.

Im dritten Film «The Return of the Jedi» nimmt Luke schliesslich an einem Anschlag auf den Todesstern teil. Er tötet den Imperator und bekämpft seinen eigenen Vater, bevor seine Mitstreiter den Todesstern in die Luft jagen.

Noch Fragen?

Ist das Imperium gut?

Das hier beschriebene Szenario, dass die als Helden dargestellten Rebellen eigentlich die Bösen sind, ist nicht neu. Vor über 10 Jahren schrieb der Autor Jonathan V. Last im Weekly Standard: «Alles, das ihr über Star Wars zu wissen glaubt ist falsch.»

Er argumentiert unter anderem:

«Es stimmt, Imperator Palpatine ist ein Diktator – aber ein relativ sanfter, wie Pinochet. Es ist eine Diktatur, mit der man Geschäfte machen kann. Sie treiben Steuern ein und patroullieren in den Lüften. Sie versuchen dem organisierten Verbrechen ein Ende zu bereiten. Das Imperium hat überhaupt keine Auswirkungen auf das alltägliche Leben des gesetzestreuen Bürgers.»

Das Gewaltmonopol des Imperium sorgt für Ordnung. Als die Rebellen das Imperium schliesslich stürzen, scheinen sie keinen Plan für die Zukunft der Galaxie zu haben. Last schreibt: «Der Sieg über das Imperium befreit die Galaxie nicht – er verwandelt sie in ein Somalia in einer grösseren Dimension: dominiert von lokalen Warlords, die niemandem unterstellt sind.»

Als Beweis, dass das Imperium böse ist, wird oft die Zerstörung des Planeten Alderaan aufgeführt. Dagegen argumentiert der Autor Sonny Bunch in einem Artikel in der «Washington Post» vom vergangenen Oktober.

Es stimme nicht, dass der Planet von Prinzessin Leia ein rein ziviles Ziel gewesen sei, wie immer wieder argumentiert werde. Leia habe einen diplomatischen Besuch vorgetäuscht und über den Verbleib der gestohlenen Pläne des Todessterns gelogen. Alderaan sei das Zentrum der Rebellion gewesen und deswegen ein gültiges militärisches Ziel.

Aber ist die komplette Zerstörung nötig gewesen? Auch das könne man rechtfertigen, so Bunch. Es sei wahrscheinlich die Option mit den wenigsten Todesopfern gewesen. Denn ein Einsatz am Boden hätte den Planeten und möglicherweise die ganze Region destabilisiert, und er hätte zum Nährboden des Terrors werden können. Wer weiss, vielleicht wäre sogar ein Jedi-Staat im Aldeeran System (JSAS) entstanden, oder wie sie sich selbst genannt hätten: JS. (rey)

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