Südafrika
Justiz

Fünf Jahre Haft für Oscar Pistorius – nach zehn Monaten könnte der «Bladerunner» frei sein

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Pistorius vor Gericht
Carl Pistorius, rechts, sagt vor Gericht aus.
quelle: ap/ap pool / themba hadebe
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Pistorius-Prozess

Fünf Jahre Haft für Oscar Pistorius – nach zehn Monaten könnte der «Bladerunner» frei sein

Der ehemalige Paralympics-Star Oscar Pistorius wurde am Dienstag wegen fahrlässiger Tötung an seiner Lebenspartnerin Reeva Steenkamp zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Dieses Strafmass verkündete die Richterin Masipa im North Gauteng High Court in Pretoria. Nach zehn Monaten Gefängnis kann der beinamputierte Sportler Hausarrest beantragen.
21.10.2014, 09:4921.10.2014, 13:08
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Ausserdem verurteilte sie Pistorius zu drei Jahren Haft wegen rücksichtsloser Benutzung einer Waffe. Dieser Teil der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. 

Gerichtssaal in Pretoria

Verkündung des Strafmasses durch die Richterin Thokozile Masipa.youtube/sabc news

Mitglieder der Verteidigung machten darauf aufmerksam, dass Pistorius nach südafrikanischem Recht nur zehn Monate Gefängnis zu erwarten hat. Danach könnte der beinamputierte Sportler für den Rest der Strafdauer Hausarrest beantragen. Andere Prozessbeobachter gehen davon aus, dass Pistorius mindestens 20 Monate in Haft verbringen muss.

Es wird erwartet, dass Pistorius nun direkt vom Gericht ins Gefängnis gebracht wird. Die letzten Monate hatte der 27-Jährige bei seinem Onkel unter Hausarrest verbracht.

Die Anklage hatte zuvor eine mindestens zehnjährige Haftstrafe verlangt. Die Verteidigung hatte gefordert, dem 27-jährigen Behindertensportler wegen aufrichtiger Reue das Gefängnis zu ersparen und ihm lediglich Hausarrest aufzuerlegen. 

Oscar Pistorius (links) umarmt seinen Vater bei der Ankunft im Gericht am Dienstag Morgen.
Oscar Pistorius (links) umarmt seinen Vater bei der Ankunft im Gericht am Dienstag Morgen.Bild: Themba Hadebe/AP/KEYSTONE

Weder Pistorius noch die Familie von Reeva Steenkamp zeigte grosse Regungen bei der Verkündung des Strafmasses. Die Höhe der Strafe liegt im erwarteten Bereich. 

Wie kurz nach dem Urteilsspruch bekannt wurde, akzeptiert Pistorius nach Auskunft seiner Familie die Verurteilung zu fünf Jahren Haft wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin. «Oscar wird diese Möglichkeit nutzen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben», sagte sein Onkel Arnold Pistorius am Dienstag in Pretoria vor Reportern.

Oscar Pistorius vor dem Gerichtshof in Pretoria.
Oscar Pistorius vor dem Gerichtshof in Pretoria.Bild: AP/INDEPENDENT NEWSPAPERS

Die Familie sei bereit, den Sportler zu unterstützen und anzuleiten. Oscar Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp im Februar 2013 mit vier Schüssen durch eine geschlossene Badezimmertür erschossen. Er hatte sie gemäss Urteil mit einem Einbrecher verwechselt. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht über eine Berufung entschieden.

Richterin Masipa hatte zuvor bei der Begründung der Strafmassfindung darauf aufmerksam gemacht, dass die Vorstellungen der Gesellschaft von Gerechtigkeit nicht zwingend mit den strafrechtlichen Definitionen übereinstimmen. 

Richterin Thokozile Masipabei der Verkündung des Strafmasses.
Richterin Thokozile Masipabei der Verkündung des Strafmasses.Bild: EPA/AP/POOL

Der Prozess gegen den ehemaligen Behindertensportler hatte nicht nur in Südafrika für Aufregung gesorgt. Viele Beobachter forderten einen härteren Urteilsspruch als Fahrlässige Tötung und bezichtigen die Jury, angesichts der Bekanntheit des Angeklagten, Milde walten zu lassen. 

Südafrikas Justizsystem sei eine Zweiklassengesellschaft, beklagt dieser Mann auf seinen Plakaten (21. Oktober).
Südafrikas Justizsystem sei eine Zweiklassengesellschaft, beklagt dieser Mann auf seinen Plakaten (21. Oktober).Bild: KEVIN SUTHERLAND/EPA/KEYSTONE

Eine ähnliche Reaktion ist nun auch bei der Verkündung des Strafmasses zu beobachten. Insbesondere auf Twitter sind die Meinungen gemacht. 

Pistorius hatte seine 29-jährige Freundin in der Valentinsnacht 2013 durch eine geschlossene Toilettentür seiner Villa bei Pretoria erschossen. Vor Gericht beteuerte er später, die Person hinter der Tür für einen Einbrecher gehalten zu haben. 

Die Richterin akzeptierte diese Erklärung des beinamputierten Sportlers und wies die Mordanklage der Staatsanwaltschaft zurück. Stattdessen befand sie ihn am 12. September lediglich der fahrlässigen Tötung schuldig.

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