Schweiz
Aargau

Verhängnisvolles Überholmanöver: Velofahrer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

gippingen
Die Unfallstelle in Böttstein. Rechts: Er verlor sein Leben wenige Tage vor seiner Hochzeit. TeleM1Bild: TeleM1

Verhängnisvolles Überholmanöver: Velofahrer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt

23.11.2016, 12:0923.11.2016, 12:52
Mehr «Schweiz»

Ein 52-jähriger Zürcher Hobby-Velorennfahrer ist vom Bezirksgericht Zurzach wegen fahrlässiger Tötung und mehrfacher fahrlässiger Körperverletzung zu einer einjährigen bedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden. Er muss eine Busse von 2000 Franken bezahlen.

Dazu kommen fast 400'000 Franken, die der Angeklagte in Form von Schadenersatz, Genugtuung, Versorgerschaden und Entschädigungen an die Hinterbliebenen des Opfers und an die Geschädigten entrichten muss. Von den Verfahrenskosten in Höhe von 75'000 Franken muss der Angeklagte rund 19'000 Franken jetzt und den Rest später bezahlen.

Der tödliche Unfall, um den es beim Prozess ging, hatte sich Mitte Juni 2014 bei einem Amateurrennen im Rahmen der Radsporttage Gippingen in Böttstein AG ereignet.

Verhängnisvolles Überholmanöver

Die Anklage warf dem Velorennfahrer vor, in der Abfahrt in einem Waldstück bei einem Überholmanöver den Spitzenfahrer des Rennens touchiert zu haben, worauf dieser stürzte.

Auch seine hinter ihm fahrenden zwei Konkurrenten kamen zu Fall. Einer von ihnen, ein 36-jähriger Zürcher, erlag noch am selben Abend seinen schweren Verletzungen im Spital.

Beim Überholmanöver hatte der Beschuldigte laut einer Zeugenaussage zum Spitzenfahrer einen seitlichen Abstand von maximal 30 Zentimeter. Er fuhr rund 70 km/h schnell. Er könne sich an eine leichte Berührung mit einem Konkurrenten erinnern, hatte der Angeklagte bei der Verhandlung vor einer Woche gesagt.

Keine Absicht ersichtlich

Das Gericht bejahe den Tatbestand der von der Staatsanwaltschaft angeklagten fahrlässigen Tötung, teilte das Gericht am Mittwoch mit. Hingegen verneine es den von der Privatklägerschaft vorgebrachten Tatbestand der eventualvorsätzlichen Tötung. Es sei kein Motiv für ein absichtliches Zufallbringen ersichtlich gewesen.

Der Angeklagte war jahrelang Profi-Rennfahrer gewesen. Er hatte zwei Mal an der Tour de Suisse teilgenommen. Seit dem Unfall vor zwei Jahren fährt er laut eigenen Angaben mit dem Velo nur noch zur Arbeit.

Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig und kann ans Obergericht weitergezogen werden. Er wolle zuerst die schriftliche Begründung des Urteils einfordern und studieren, ehe er über einen Weiterzug ans Obergericht entscheide, sagte Verteidiger Raphael Haltiner auf Anfrage. (whr/sda)

Aktuelle Polizeibilder: Dieser Mietwagen ist futsch

1 / 95
Aktuelle Polizeibilder: Lagergebäude durch Brand beschädigt
2.3.2020, Bremgarten (AG): Mehrere Feuerwehren rückten nach Bremgarten aus, nachdem ein Brand in einer Liegenschaft ausgebrochen war. Personen wurden keine verletzt. Die Kantonspolizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
bild: kapo Aargau
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Thundorfs (TG) Kampf gegen Windmühlen – ein Drama in 4 Akten (weil der 5. noch fehlt)
Zuerst sollten es acht Windräder sein. Nun stimmt die Gemeinde Thundorf im Herbst nur noch über drei ab. Der erbitterte Widerstand des 1600-Seelen-Dorfs gegen einen Windpark steht sinnbildlich für die weit verbreitete Mentalität: «Erneuerbare Energien, ja, aber nicht bei mir.» Eine Chronologie.

Es ist der 15. März 2022, als die Elektrizitätswerke des Kantons Zürichs (EKZ) den Plan für den «Windpark Thundorf» vorstellen. 18'000 Thurgauer Haushalte. So viele sollen ab 2026 durch acht Windräder mit Strom versorgt werden. Die EKZ wollen sie im Wald und auf Feldern des Wellenbergs in der Gemeinde Thundorf erbauen. Nur wenige Kilometer von der Kantonshauptstadt Frauenfeld entfernt.

Zur Story