Florium Kadriu ist enttäuscht. So hat er sich seinen Wahlkampf nicht vorgestellt.
Der 29-Jährige kandidiert zum ersten Mal für die SP als Grossrat im Bezirk Baden. «Stärkung der Arbeiterrechte», sind des Gewerkschafters Parolen. «Nix fremd im eigenen Land!», skandiert der Wirtschaftsinformatik-Student mit albanischen Wurzeln und motiviert bei jeder Gelegenheit Secondos, sich einbürgern zu lassen und wählen zu gehen.
Er hat Petitionen zu Menschenrechtsfragen lanciert, will junge Migranten in die Politik miteinbeziehen. Kadriu macht einen engagierten Wahlkampf, mehr als 800 Leute folgen ihm auf Facebook, die Albaner wollen ihn wählen, er ist präsent.
Das ist offenbar nicht nur Fans aufgefallen. Vor rund zwei Wochen war Kadriu im Bezirk Baden unterwegs, für 650 Franken hat er sich 100 Plakate drucken lassen – einen Haufen Geld für sein studentisches Budget. Jetzt hängen viele seiner Plakaten bereits nicht mehr. Sie wurden Opfer von Vandalen-Akten.
Was Kadriu am meisten enttäuscht: An mindestens vier Plätzen hatten die Vandalen es offenbar nur auf ihn abgesehen: «Meine Plakate sind niedergerissen, während dem die er anderen Kandidierenden intakt blieben», sagt er. Am Sonntag verfasste er einen wütenden Post auf Facebook:
«Ich weiss nicht wer dahinter steckt und ich will niemanden beschuldigen», sagt Kadriu gegenüber watson. «Doch ich bin mir sicher, dass die Attacken mit meinem Namen zu tun haben.»
Kadriu würde sich wünschen, dass die Vandalen-Akte wenigstens verurteilt würden. «In den Facebook-Kommentaren schreiben mir viele, dass das völlig normal sei», sagt er. «Ich frage mich, warum es normal sein soll, das Eigentum anderer kaputt zu machen und gezielt jemandem zu schaden. Ich finde das der Schweizer Demokratie nicht würdig.»
Die SP Berzirk Baden stellt sich hinter ihren Kandidaten. «Das zeigt einmal mehr, dass es auch in der Politik möglich ist, dass einem aus einem ausländischen Namen Nachteile erwachsen», sagt Grossrat Florian Vock. «Wir als SP aber wollen den aufgeschlossenen Aargau sichtbar machen und freuen uns über Florims Kandidatur: Er repräsentiert die Vielfalt.»
Entmutigen lässt sich Kadriu deswegen aber noch lange nicht. Sollte es dem Studenten gelingen, die Migranten aus zweiter, dritter, vierter Generation hinter sich zu scharen, ist ein Sitz nicht unrealistisch, wenn vielleicht auch nicht gleich im ersten Anlauf. (rar)