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Tötungsdrama von Rupperswil: Zuerst erpresst, dann umgebracht? Polizei sucht Zeugen

Tötungsdrama von Rupperswil: Zuerst erpresst, dann umgebracht? Polizei sucht Zeugen

Brand von Einfamilienhaus in Rupperswil AG

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Vierfachmord von Rupperswil AG
Barbara Loppacher, leitende Staatsanwältin der Staatsanwaltschaft Lenzburg-Aarau, informiert wahrend der Medienkonferenz zum Tötungsdelikt Rupperswil.
quelle: keystone / alexandra wey
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Bei den Opfern handelt es sich um die 48-jährige Mutter, ihre 13- und 19-jährigen Söhne und die 21-jährige Freundin des ältesten Sohnes. Die Mutter wurde am Morgen zudem von einer Überwachungskamera aufgenommen, wie sie an mehreren Banken Geld abhob.
24.12.2015, 06:1124.12.2015, 08:59
fabian hägler / Aargauer Zeitung
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Zwei Tage nach dem Feuerdrama von Rupperswil steht fest: Bei den Opfern handelt es sich um die 48-jährige Carla Schauer, ihre beiden Söhne (13 und 19 Jahre) und die 21-jährige Freundin des älteren Sohnes. Dies teilte die Aargauer Staatsanwaltschaft am Mittwochabend mit, nachdem das Institut für Rechtsmedizin die verkohlten Leichen identifiziert hatte.

In der Medienmitteilung heisst es weiter, die getötete Mutter habe am Morgen vor der Tat bei mehreren Banken Geld abgehoben. Die Staatsanwaltschaft publizierte ein Foto der Frau, das sie in einer Bank zeigt, und nennt im Zusammenhang mit einem Zeugenaufruf auch deren Namen. Demnach habe Carla Schauer am Montag um zirka 9.50 Uhr an einem Geldautomaten der Hypothekarbank Lenzburg in Rupperswil und um zirka 10.10 Uhr bei einer Filiale der Aargauischen Kantonalbank in Wildegg Geld abgehoben.

Frau lebte kurz vor Brand noch

Damit ist klar: Die 48-jährige Alleinerziehende war rund eine Stunde vor der Meldung, dass in ihrem Haus an der Lenzhardstrasse ein Brand ausgebrochen sei, noch am Leben. Ob das auch für ihre beiden Söhne und die Freundin eines Sohnes gilt, ist unbekannt. «Wir geben keine Auskunft zu den Ergebnissen von Brandermittlung und Spurensuche, sondern konzentrieren uns nun auf die Frage, weshalb die Frau innert kurzer Zeit gleich zweimal Geld abgehoben hat», sagt Roland Pfister, der Mediensprecher der Kantonspolizei, auf Anfrage der AZ. Gegenüber Tele M1 schliesst Fiona Strebel, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Aargau, eine mögliche Erpressung nicht aus.

Jetzt auf

Hilfe erhoffen sich die Behörden nun von der Bevölkerung. «Wir hoffen auf Hinweise von Leuten, die Frau Schauer am Montagmorgen gesehen haben, denen an ihrem Verhalten etwas aufgefallen ist oder die uns sagen können, ob sie allenfalls von einer anderen Person begleitet wurde», sagt Polizeisprecher Pfister. Deshalb wurde ein Zeugenaufruf lanciert.

Polizei setzt auf Zeugenaufruf

Pfister betont, der Zeugenaufruf laufe über alle möglichen Kanäle wie die Printmedien, das Regionalfernsehen, Radio, die Facebook-Seite und die Mobile-App der Kantonspolizei. «Wir werden morgen auch noch Flugblätter verteilen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.» Unter der Telefonnummer 062 835 81 81 würde 24 Stunden durchgehend Hinweise entgegengenommen.

«Wir setzen alles daran, dieses schreckliche Tötungsdelikt aufzuklären», sagt Pfister. Die vier Opfer wurden nach bisherigen Erkenntnissen niedergestochen, alle vier Leichen wiesen Stich- und Schnittverletzungen auf. Eine heisse Spur zu einem möglichen Täter scheint es bisher nicht zu geben: Trotz der intensiven Suche der Polizei im Quartier, wo das Verbrechen geschah, wurde noch keine Tatwaffe gefunden. Nach wie vor sitzt auch kein Verdächtiger in Untersuchungshaft, wie Roland Pfister bestätigt. «Wenn man die Dimension dieses Verbrechens mit vier Opfern betrachtet, sind auch mehrere Täter denkbar», sagt der Polizeisprecher.

Kurz nach dem Feuerdrama am Montag wurde darüber spekuliert, es könnte sich um ein Beziehungsdelikt handeln. In den letzten Tagen wurden sowohl der Ex-Mann der getöteten Frau als auch ihr neuer Partner befragt – beide sind aber auf freiem Fuss. Dennoch schliesst Pfister eine Beziehungstat mit Beteiligten aus dem Umfeld der vier Getöteten weiterhin nicht aus. Möglich sei aber auch ein Raubdelikt durch Dritte, die bisher keine Verbindung zu den Opfern hatten.

Tathergang weiterhin unbekannt

Neue Informationen zum genauen Tathergang oder zu den Vorgängen im Innern des Brandhauses gibt es derweil nicht. Polizeisprecher Pfister sagt, er könne aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, ob die drei weiteren Opfer schon tot waren, als Carla Schauer nach den Geldbezügen wieder nach Hause kam. Auch zur Höhe der Geldbezüge gibt Pfister keine Auskunft. Zu einem möglicherweise verdächtigen weissen Kleinwagen, der am Montag im Quartier gesehen wurde, sind bei den Untersuchungsbehörden mehrere Hinweise eingegangen.

Diese würden nun ausgewertet, sagt Fiona Strebel, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Dasselbe gilt für die am Tatort gesicherten Spuren, wie Polizeisprecher Pfister sagt. «Zudem laufen die Befragungen weiter und an den Leichen werden weitere gerichtsmedizinische Untersuchungen durchgeführt», sagt Pfister. Wann weitere Erkenntnisse zur Täterschaft vorliegen, lassen die Behörden offen. «Zum Stand der Ermittlungen wird die Staatsanwaltschaft Aargau zum gegebenen Zeitpunkt aktiv kommunizieren», heisst es in der Mitteilung.

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