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Ein hartes Los. In seiner ersten «Arena» als Stellvertreter von Jonas Projer muss Mario Grossniklaus ausgerechnet die Diskussion zur Initiative «Grüne Wirtschaft» leiten. Ein schwieriges Thema, ein kopflastiges und eines, das uns alle in die unangenehme Situation bringt, uns und unseren Resourcenverbrauch zu hinterfragen. Ein Thema, das ein bisschen nach Verzicht riecht und weniger nach Spass. Grossniklaus landet trotzdem schon zu Beginn eine Punktlandung. Diese 8 Dinge fielen in der «Arena» auf.
Sein erster Coup gelingt Moderator Grossniklaus, als er Bundesrätin Doris Leuthard schon mit der ersten Frage im Prüfstand aus dem Konzept bringt. «Frau Bundesrätin, arbeiten Sie ein bisschen viel?», fragt er. «Meistens schon», sagt die verdutzte Bundesrätin, als fühle sie sich ertappt.
Grossniklaus spielt darauf an, dass doch der Wirtschaftsminister und nicht die Umweltministerin gegen die grüne Initiative kämpfen müsste. Danach lässt Grossniklaus die vielen Gelegenheiten einspielen, in denen Leuthard immer wieder betonte, dass die Ressourcen langsam aufgebraucht sind.
«Ja, aber», sagt die Bundesrätin, die sich inzwischen wieder gefangen hat, «diese Initiative ist nicht das richtige Mittel». Sie wolle zwar ein hehres Ziel festlegen, würde die Wirtschaft und die Haushalte damit aber überfordern. Dabei bleibt die Bundesrätin während der ganzen Sendung. Wenig leidenschaftlich zwar – vielleicht ist das ihrem Gewissenskonflikt als Umweltministerin geschuldet — dafür aber konstant.
Da bringt SP-Nationalrat Corrado Pardini schon einiges mehr an Schwung mit in die Sendung. Selbst die Bundesrätin muss sich einmal «also wirklich aufregen», als Pardini von der «Kloake» spricht, in die sich bald unser Wasser verwandeln würde, wenn wir nicht endlich anfangen würden, ökologischer zu wirtschaften.
Nichtsdestotrotz gelingt es Pardini immer wieder, seine Anliegen rhetorisch auf den Punkt zu bringen. Sein Credo: «Diese Initiative ist für die Schonung des Menschen, nicht der Umwelt gemacht.» Sie bringe uns Gesundheit, Lebensqualität, Innovation und tausende Jobs. Egal, ob man seiner Meinung ist oder nicht, dem Pardini muss man zuhören.
Es ist nicht ganz klar, ob die beiden sich schon vor der «Arena» nicht gemocht haben. Jedenfalls liefern sich die Gegner Pardini und FDP-Vize Christian Wasserfallen bei jeder Gelegenheit kleine Zwischenduelle, in denen der eine dem anderen abwechselnd vorwirft ihn zu beleidigen, ihn zu unterbrechen oder nicht anständig zu sein. Für die Zuschauer war's amüsant. Vor allem für Wasserfallen aber weniger, der seine Schlappe im ACS-Knatsch wahrscheinlich noch nicht ganz verdaut hat.
Während Pardini und Wasserfallen sich gegenseitig den «Böölimaa» zuschieben wollen, punktet der Grüne Bastien Girod mit Dossiersicherheit. Nicht verwunderlich, immerhin ist er der Kopf hinter «Grüne Wirtschaft». Im gelingt es so sehr zu betonen, dass sich die Schweiz mit Annahme der Initiative nicht in Verzicht üben, sondern für die Zukunft fit machen würde, dass es nach der Sendung nachhallt.
Auch im Prüfstand kontert er gekonnt die kritischen Fragen von Grossniklaus. Auf dem heissen Sockel muss er wegen der Kritik am «ökologischen Fussabdruck» antreten, auf dessen Minimierung die Initiative beruht. Kritiker monieren aber, dieser Nachhaltigkeitsindikator sei nicht korrekt. Girod lässt sich in keinem Moment aufs Glatteis führen.
Der Streitpunkt ist und bleibt derselbe: Schadet die Initiative nun der Schweizer Wirtschaft oder bringt sie sie vorwärts? Die Meinungen der Kontrahenten könnten weiter nicht auseinander gehen.
Während Leuthard und Wasserfallen warnen, die Unternehmen würden durch die neuen Vorschriften und Steuern in ihrer Innovationskraft blockiert oder würden – Klassiker – ins Ausland abwandern, betonen Pardini und Girod genau das Gegenteil: Nämlich, dass die neuen Vorschriften im Cleantech-Sektor eine Flut an Innovationen auslösen und neue Arbeitsplätze schaffen würden.
Wie könnten sich die Politiker einig sein, wenn es nicht einmal die Unternehmer sind. Auf den Publikumsplätzen waren zwei eingeladen. BDP-Nationalrat Hans Grunder und GLP-Vize Jürg Grossen. Ersterer leitet ein international tätiges Vermessungs-Ingenieurbüro, letzterer eine Firma für Gebäudetechnik und Elektroinstallationen.
Der Zwist zwischen den beiden ist genau der gleiche: Grossen verspricht sich von der Initiative Innovationen und Arbeitsplätze: «In der Politik muss man sich grosse Ziele setzen.» Grunder glaubt das Gegenteil: «Die Initiative stört die Innovation, die Arbeitsplätze würden sich ins Ausland verlagern, weil sie sich die Firmen nicht mehr leisten können.»
Da mag man gerne einer vom Fach zuhören. Franziska Barmettler, Co-Geschäftsführerin von Swisscleantech, kämpft auch aus Eigeninteresse für die Initiative. Aber sie wartet mit anschaulichen Beispielen und interessanten Fakten auf:
Wem glaubt das Volk? Macht uns die «Grüne Wirtschaft» auch ökologisch fit für die Zukunft? Oder raubt sie uns und der Wirtschaft nur das Geld aus der Tasche? Braucht es in puncto Nachhaltigkeit ein hartes Durchgreifen und ambitionierte Ziele bis 2050 oder reichen die Teilschritte, die Unternehmen und Politik bereits tun? Ist diese Initiative das richtige Mittel, um nicht mehr drei, sondern nur noch eine Erde an Ressourcen zu verschleissen? Die Argumente liegen dank der «Arena» auf dem Tisch. Am 25. September muss das Schweizer Stimmvolk entscheiden.