Schweiz
Alkohol

Ab 1. Oktober gelten neue Regeln beim «Blasen» (also, wenn du Alkohol trinkst und Auto fährst)

Un control de Police a eu lieu cette nuit sur la route de Saint-Julien a geneve, ce samedi 27 decembre 2008. Ce control servait a verifier les papiers des conducteurs ainsi que, si la police en jugeai ...
Die alte Messmethode beim «Blasen» hat bald ausgedient: Ab 1. Oktober wird der Blutalkoholgehalt nicht mehr in Promille ausgewiesen, sondern in Milligramm pro Liter. Bild: KEYSTONE

Ab 1. Oktober gelten neue Regeln beim «Blasen» (also, wenn du Alkohol trinkst und Auto fährst)

Ab Oktober wird in der Schweiz die beweissichere Atem-Alkoholkontrolle eingeführt. Das hat Folgen für die, die nach drei Stangen noch hinters Steuer sitzen.
22.09.2016, 08:1122.09.2016, 08:54
Toni Widmer / az Aargauer Zeitung
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«Sie haben 0,25», sagt der Polizist kurz nach Mitternacht beim Alko-Test. Aufatmen beim betroffenen Autolenker. Die drei Stangen waren doch nicht zu viel.

Falsch! Es reicht für eine saftige Busse und eine Verwarnung mit zweijähriger Probezeit.

Denn ab Oktober gelten beim Alkoholtest neue Regeln. Die Testgeräte weisen den Blutalkoholgehalt nicht mehr wie bisher nach Promille aus, sondern nach Milligramm pro Liter (mg/l).

Werte werden halbiert

Mit der neuen Messmethode halbieren sich die Werte. Die eingangs ausgewiesenen 0,25 mg/l entsprechen 0,5 Promille. Man darf also ab Oktober nicht mehr trinken als bisher, wenn er fahrtüchtig bleiben will.

Mit der neuen Messeinheit wird in der Schweiz ab 1. Oktober auch die beweissichere Atem-Alkoholprobe eingeführt.

Mit «Blasen» gemessen wird die Alkoholkonzentration im Blut von Fahrzeuglenkern zwar schon lange. Nur galt diese Methode bisher nicht als so zuverlässig, dass sie vor Gericht Bestand gehabt hätte. Das Ergebnis genügte nur dann als Beweis, wenn der Wert unter 0.8 Promille lag und dieser von der oder dem Betroffenen schriftlich anerkannt wurde. In allen anderen Fällen war nach dem Alko-Test noch eine Blutprobe nötig.

Neue Messung mit Infrarot

Die neuen Geräte messen den Alkoholgehalt in der Atemluft so exakt und zuverlässig, dass das Resultat einer gerichtlichen Beurteilung standhält. Die Labtec Services AG in Villmergen ist in der Schweiz einer der beiden führenden Anbieter für diese Geräte.

Ein tragbarer Computer mit speziell für die Schweiz entwickelter Software: Beat Lüthy mit einem Atemalkoholmessgerät der neuesten Generation.
Ein tragbarer Computer mit speziell für die Schweiz entwickelter Software: Beat Lüthy mit einem Atemalkoholmessgerät der neuesten Generation.bild: toni widmer

Sie rüstet die Polizeikorps in der ganzen Romandie, im Tessin, der Zentralschweiz sowie Teilen der Ostschweiz damit aus. Inhaber und Geschäftsleiter Beat Lüthy erklärt den Unterschied zur bisherigen Gerätegeneration: «Die neuen Messgeräte sind wesentlich grösser. Im Prinzip handelt es sich um tragbare Computer. Sie messen die Konzentration des Alkohols im Atem über eine Infrarotquelle mit Detektor. In den bisherigen Geräten ist mit einer chemischen Zelle gemessen worden.»

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Diese Messmethode, sagt Lüthy weiter, sei sehr genau und vor allem stabil: «Das Gerät kontrolliert den Alkoholgehalt in der Atemluft nicht nur einmal, es macht zwei unabhängige Messungen. Daneben gibt es weitere Komponenten, welche zur Beweissicherheit beitragen.»

Unter anderem würden die Testgeräte auf 34 Grad geheizt. Damit seien die früher möglichen Messdifferenzen bei extremen Temperaturunterschieden zwischen Atem- und Aussenluft ausgeschlossen.

Einer harten Testreihe unterzogen

Die Firma Labtec bezieht die Geräte von einem Anbieter in den USA. Beat Lüthy hat an der Weiterentwicklung für den Schweizer Markt jedoch entscheidend mitgewirkt. So ist die Anwendersoftware spezifisch auf die Anforderungen in der Schweiz zugeschnitten.

Jetzt auf

Mit dieser Weiterentwicklung ist 2014 begonnen worden, im Januar 2016 hat das Eidgenössische Amt für Metrologie (Metas) – das Kompetenzzentrum des Bundes für alle Fragen des Messens, für Messmittel und Messverfahren – das nötige Prüfzertifikat erteilt.

«Der Zertifizierung», erklärt Lüthy, «sind umfangreiche Tests vorausgefangen. Die Tester sind von kompetenten Wissenschaftern über längere Zeit unter verschiedenen Bedingungen geprüft worden. Ich bin sicher, dass die Messungen hieb- und stichfest sind, wenn die Geräte richtig bedient werden.»

Alte Geräte werden umprogrammiert

Die Polizeikorps werden im Hinblick auf die Umstellung von der Labtec Services AG speziell geschult. «Eine Equipe von uns weilt vorübergehend zur Schulung in Genf und hier in Villmergen finden praktisch täglich Ausbildungslehrgänge statt», erklärt der Firmenchef.

Die Villmerger Firma vertreibt die neuen (und alten) Testgeräte nicht nur, sie ist auch für die Wartung und die regelmässige Kalibrierung zuständig. Zurzeit werden zudem die alten Testgeräte auf die neue Messmethode umprogrammiert. Dann zeigen auch sie die Alkoholkonzentration in der Atemluft künftig nicht mehr in Promille an, sondern in Milligramm pro Liter.

[02.08.2018] Saufen, Trinken, Alkohol

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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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C0BR4.cH
22.09.2016 08:39registriert März 2015
"Sie rüstet die Polizeikorps in der ganzen Romandie, im Tessin, der Zentralschweiz sowie Teilen der Ostschweiz damit aus."

Und im (Brennpunkt) Wallis bleibts beim Auslaufmaterial? : D
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Tiefseetaucher
22.09.2016 08:35registriert März 2015
Das hat die Schweiz wieder gut gemacht
Einer Firma abartig teure Geräte in Massen abkaufen und dann noch die selbe Firma zur - wahrscheinlich auch nicht billigen - Wartung der Geräte anstellen. Da werden viele Steuergelder in einen Topf geschmissen nur um den Bürger noch ein bisschen mehr zu piesacken.
Da wird man doch stolz auf unseren Freund und Helfer!
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atomschlaf
22.09.2016 10:47registriert Juli 2015
Mir wurde zugetragen, dass die Resultate dieser Messmethode sehr leicht und stark beeinflusst werden können.
Z.B. nach einem Wodka-Shot würde sehr viel mehr angezeigt als wenn man sich nach dem Alkoholgenuss den Mund mit Wasser ausspült.
In anderen Medien war auch schon über diese Probleme zu lesen. Ich wünschte mir hier eine etwas investigativere und kritischere Berichterstattung.

Für mich persönlich ist der Fall klar: Falls ich ab 1.10. in eine Kontrolle komme und etwas getrunken haben sollte (ich trinke nie mehr als 2 Gläser vor ich fahre), dann werde ich auf einer Blutprobe bestehen.
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