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Französisch! Das Leiden des Militärs unter Guy Parmelin

Swiss Defence Minister Guy Parmelin attends a news conference in Bern September 25, 2016. REUTERS/Ruben Sprich
Lässt viele Dokumente ins Französische übersetzen: Guy Parmelin. Bild: RUBEN SPRICH/REUTERS

Französisch! Das Leiden des Militärs unter Guy Parmelin

Altgediente VBS-Mitarbeiter klagen über die Strenge des Chefs. Und über französische Übersetzungen.
26.10.2016, 05:3926.10.2016, 06:23
henry habegger / Aargauer Zeitung
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Es rumort im VBS. Ein ehemaliger höchster Offizier der Schweizer Armee fühlt sich, so hört man in Bern, dieser Tage zu einer Art Klagemauer umfunktioniert. Verdiente und einflussreiche Mitarbeiter und Offiziere im Verteidigungsministerium berichten ihm ihr Leid. «Viele sehnen die alten Zeiten zurück», sagt ein Beobachter.

Der neue Chef, Bundesrat Guy Parmelin (SVP), will vieles genauer wissen als seine Vorgänger. Er verlange Bericht um Bericht über Projekte und Geschäfte, die am Laufen sind, klagen bestandene VBS-Mitarbeiter. Regelmässig müsse über Sinn und Fortschritt der Arbeiten rapportiert werden. «Einige schwitzen Blut», weiss ein Verwaltungsinsider. Als Reaktion darauf häufen sich derzeit Klagen in vertrauter Runde über den neuen Chef.

Bundesrat Ueli Maurer spricht an einer Medienkonferenz ueber die vom Bundesrat verabschiedete strategische Stossrichtung der kuenftigen Finanzmarktpolitik, am Donnerstag, 20. Oktober 2016, in Bern. (K ...
Beim VBS dürfte sich der eine oder andere Mitarbeiter aus der Deutschschweiz Ueli Maurer zurückwünschen.  Bild: KEYSTONE

Aber nicht nur die Strenge gibt zu reden, auch die Sprache. Die abzuliefernden Rapporte müssten auch noch auf Französisch übersetzt werden, klagen Angestellte dem Vernehmen nach bei besagtem General ausser Dienst. Und was das erst koste!

«Unser Übersetzungsminister»

Französisch im VBS. Ein Phänomen, das in den letzten Jahrzehnten selten auftrat. Seit 1987, als Arnold Koller das Amt vom Waadtländer Jean-Pascal Delamuraz übernahm, waren die Verteidigungsminister samt und sonders Deutschschweizer: zuletzt Ueli Maurer, vor ihm Samuel Schmid, Adolf Ogi, Kaspar Villiger und eben Arnold Koller.

Jetzt auf

Unter Parmelin gewinnt die zuletzt vernachlässigte Amtssprache Französisch naturgemäss an Gewicht. Parmelin, der ehemalige Waadtländer Weinbauer, will die Berichte nicht nur vorgesetzt erhalten, er will sie auch noch genau verstehen. Und wenn die Materie kompliziert und technisch ist, muss sie halt übersetzt werden.

Diese sprachliche Kursjustierung generiert bereits Schlagzeilen. Die ersten ausgerechnet in der Romandie: «Unser Übersetzungs-Minister», titelte dieser Tage die welsche Zeitung «Le Matin». Und weiter: Parmelin werde 2017 vier zusätzliche Übersetzer beschäftigen.

«Das Volumen der Übersetzungen hat seit Ende letzten Jahres zugenommen.»
VBS-Sprecherin Karin Suini

VBS-Sprecherin Karin Suini bestätigt, dass «das Volumen der Übersetzungen seit Ende letzten Jahres zugenommen hat». Aber das sei nicht direkt dem neuen Bundesrat geschuldet, sondern dem Geschäftsgang in der Regierung und der Agenda. Auf Ende 2016 hochgerechnet mache die Zunahme etwa 800 Seiten aus. Oder 6 Prozent des gesamten durchschnittlichen Jahresausstosses des VBS-Übersetzungsdienstes, so die Sprecherin. Das entspreche einer Vollzeitstelle

Strenger Chef hin oder her: Das VBS betont, dass der grösste Teil der zusätzlichen Übersetzungsarbeiten auf die anstehende Umsetzung des Projekts Weiterentwicklung der Armee (WEA) zurückzuführen sei, das dieses Jahr vom Parlament verabschiedet wurde. Hier würden während zweier bis drei Jahren, also temporär, drei französischsprachige und ein italienischsprachiger Übersetzer benötigt.

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13 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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walsi
26.10.2016 06:26registriert Februar 2016
Das ist schon ärgerlich, wenn man so abrupt aus seiner Komfortzone gerissen wird und auf einmal liefern muss. Aber der Gipfel der Dreistigkeit ist, dass das abgelieferte dann auch noch kontrolliert und allenfalls hinterfragt wird.
2004
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M@R
26.10.2016 07:19registriert Juni 2014
"Verdiente und einflussreiche Mitarbeiter und Offiziere im Verteidigungsministerium berichten ihm ihr Leid. «Viele sehnen die alten Zeiten zurück», sagt ein Beobachter." Ja arbeiten kann schon anstrengend sein. Parmelin versucht nun Fehler der Vergangenheit vorzubeugen in dem er sich näher mit den Projekten auseinandersetzt. Von außen beurteilt wohl eher einer der besseren VBS Führer. Hoffe es trägt Früchte und ist nicht bloss. Leerer aktivismus.
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maljian
26.10.2016 06:23registriert Januar 2016
Ich dachte die Schweiz sei 4-sprachig und wichtige Dokumente müssten eh übersetzt werden, zudem verstehe ich nicht, sarum sie sich über Parmilin beschweren.
Es ist doch gut, wenn jemand so Gewissenhaft arbeitet.

Stellt euch mal vor, wir würden uns über unsere Chefs beschweren, seil sie sich erkunden, wie der Stand der Ginge bei einem Projekt ist 🙈
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