Der neue Armeechef Philippe Rebord übernimmt keine leichte Aufgabe. Das sicherheitspolitische Umfeld verändert sich, die Armee selber gleicht einer Baustelle.
Die grösste Herausforderung:
Für deren Umsetzung wünschte sich Verteidigungsminister Guy Parmelin ausdrücklich einen neuen Armeechef. Das machte er möglich, indem er André Blattmann, der das Pensionsalter erst 2018 erreicht, eine goldene Brücke in den Ruhestand baute.
Dafür hält Rebord die Zügel nun von Anfang an in der Hand. Ihm bleibt ein Jahr Zeit für die Vorbereitungen. Am 1. Januar 2018 wird die Reform scharf geschaltet.
Der Umbau greift tief.
Dies macht Tausende von Offizieren und Unteroffizieren überflüssig. Der Sollbestand liegt bei 100'000. So viele Angehörige der Armee sollen tatsächlich eingesetzt werden können. Auf dem Papier sind das halb so viele wie heute.
Angepasst werden auch die Kommandostrukturen. Mit viel Enthusiasmus darf Rebord nicht rechnen. Der Entscheid des Parlaments, Heer und Luftwaffe nicht dem Chef der Armee zu unterstellen, sondern unter einem Kommando Operationen zusammenzufassen, ist stark umstritten.
Rebord muss auch hinstehen, wenn sich die Armee aus Tälern und Dörfern zurückzieht. Mit dem Stationierungskonzept werden die Immobilien nämlich um rund einen Drittel zurückgefahren. Geschlossen werden drei Flugplätze, sieben Waffenplätze sowie Dutzende Schiess- und Ausbildungsplätze.
Die Umsetzung des neuen Mobilisierungskonzepts ist ebenfalls keine leichte Aufgabe. Heute ist die Armee weit von der Vorgabe entfernt, innerhalb weniger Tage 35'000 Mann ausgerüstet und einsatzbereit zu haben.
Rebord steht zudem vor der Herausforderung, jedes Jahr fünf Milliarden Franken ausgeben zu müssen. Einige der jüngeren Rüstungsvorhaben haben gezeigt, dass das gar nicht so einfach ist. Die Duro-Sanierung hat eine giftige Kontroverse ausgelöst, der Kauf israelischer Drohnen war politisch umstritten.
Den neuen Kampfjet hat das Volk abgeschossen, was hunderte Millionen Franken freisetzte. Die Bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) ist schon in der Projektphase gescheitert – und wieder wird erbittert um die Millionen gerungen. Bei beiden Rüstungsvorhaben wird der neue Armeechef entscheidende Schritte vorankommen und vielleicht sogar eine Abstimmung gewinnen müssen.
Der Kauf von Kriegsgerät wirft immer auch die Frage auf, wer eigentlich bekämpft werden soll. Exemplarisch ist die aktuelle Diskussion darüber, wie ein 12-cm-Mörser in einem asymmetrischen Konflikt oder in dicht besiedeltem Gebiet eingesetzt wird. Viele dieser Fragen richten sich zwar an die Politik, viele wird aber auch Rebord zu beantworten haben.
Auch auf dem digitalen Schlachtfeld sollte der neue Armeechef eine gute Figur machen. Cyber Defence gehört seit einigen Jahren zu den Aufgaben der Armee. Es wird auch viel Geld dafür ausgegeben, die Netze zu schützen. Hackerangriffe wie jener auf den bundeseigenen Rüstungsbetrieb Ruag werfen aber die Frage auf, ob die Bedrohung richtig eingeschätzt wird.
Hinzu kommen die ständige Diskussion um die Zukunft der Dienstpflicht und nicht zuletzt regelmässige Pannen und Unglücke. Es ist Rebord, der sich künftig mit abgestürzten Flugzeugen, gestohlenem Sprengstoff und Querschlägern im Wohngebiet herumschlagen muss. Er ist nicht nur oberster Kommandant, sondern auch das Gesicht der Armee und damit massgeblich verantwortlich für deren Ruf und Ansehen. (aeg/sda)