Schweiz
Armee

Obligatorischer Infotag soll mehr Frauen in die Armee locken

--- DIE SCHWEIZER ARMEE IST IMMER WIEDER EIN THEMA IN DER OEFFENTLICHKEIT. KEYSTONE HAT AUS DIESEM GRUND DAS BILDMATERIAL ZUR SCHWEIZER ARMEE AKTUALISIERT UND STELLT IHNEN IN LOSER REIHENFOLGE NEUE TH ...
Zur diesjährigen Winter-RS sind 65 Frauen eingerückt (Archivbild). Bild: KEYSTONE

Die Armee hat zu wenig Rekruten – so soll das Problem gelöst werden

22.02.2017, 04:1222.02.2017, 14:06
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Angesichts von Rekrutierungsproblemen soll die Armee mehr Frauen anziehen. Der Kommandant Heer, Daniel Baumgartner, wünscht sich, dass junge Frauen obligatorisch an einen Informationstag gehen müssen. Er denkt zudem über Lockerungen bei der Rekrutenschule nach.

«Für mich wäre es wünschbar, wenn wir mittelfristig den Frauenanteil deutlich erhöhen könnten», sagte Korpskommandant Baumgartner in einem Interview, das am Mittwoch in der «Neuen Zürcher Zeitung» erschien. Frauen würden anders denken und handeln als Männer, was der Armee gut täte.

Baumgartner möchte deshalb Frauen obligatorisch zu einem Informationstag aufbieten können. «Auch Frauen sollen wissen, was für Chancen die Armee bietet. Das ist für mich eine Frage der Gleichberechtigung.» Er wolle das Gespräch mit den Kantonen suchen, in deren Verantwortungsbereich ein solches Vorhaben fällt.

Überforderten Rekruten entgegenkommen

Die Armee kämpft mit einem Rekrutierungsproblem, wie der neue Armeechef Philippe Rebord anlässlich seiner Wahl im September ausführte. Die Gründe sind vielfältig: Zahlreiche Rekruten brechen die Rekrutenschule (RS) ab, viele rücken gar nie ein, rund 3000 junge Männer entscheiden sich von vornherein für den Zivildienst.

Heute würden 3000 Rekruten aus gesundheitlichen Gründen während der RS ausgemustert, 500 gingen in den Zivildienst, sagte Baumgartner. Während das «Problem» Zivildienst Sache der Politik sei, sehe er es als seine Aufgabe an, die Abgänge aus der RS «auf ein normales Niveau» zu bringen. Die Anforderungen der Armee überforderten viele. «Hier müssen wir mehr Rücksicht nehmen.»

Konkret schwebt Baumgartner etwa vor, den Start der RS zu erleichtern. Rekruten sollen sich besser erholen können. «Unsere Gesellschaft ist sich einen Dienstbetrieb von 6 Uhr bis 23 Uhr schlicht nicht mehr gewohnt.» Auch bei der Fitness wolle er ansetzen. Bevor Rekruten grossen körperlichen Belastungen ausgesetzt werden, müsse deren Muskulatur «gestärkt» werden.

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Armee zahlt an zivile Ausbildung

Von einer «Weichspüler-RS» will Baumgartner aber nichts wissen. Es gehe um angepasste Leistungen. «Wir müssen die Jungen so nehmen, wie sie sind.» Aus ihnen müssten auch nicht nach 18 Tagen, sondern nach 18 Wochen Soldaten geformt werden. Zudem sei der Nachwuchs etwa in Sachen Informationstechnologie «unglaublich leistungsfähig».

Um die Kaderausbildung attraktiver zu machen, setzt Baumgartner derweil auf die sogenannten Ausbildungsgutschriften, die mit der Weiterentwicklung der Armee geschaffen wurden. Der Armee stünden mehrere Millionen Franken zur Verfügung, um die zivile Weiterbildung von Armeeangehörigen zu bezahlen, sagte er.

Höhere Unteroffiziere erhalten laut Baumgartner 12'900 Franken nach Abschluss ihres praktischen Dienstes für die Ausbildung gutgeschrieben, Zugführer 13'500 Franken. Für jeden weiteren Ausbildungsschritt werde nochmals bezahlt. Schon länger rechnen einige Bildungsstätten Militärdienst als Praktikum oder ECTS-Punkte an.

Ende Oktober waren 7600 Rekruten – unter ihnen 65 Frauen – zur Winter-RS eingerückt. Über das ganze Jahr waren es rund 21'800. Nach Armeeangaben wird es mit solchen Zahlen knapp, die Bestände zu füllen. (cma/sda)

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pitsch Matter
22.02.2017 04:45registriert September 2016
Ich bin für ein Sozialjahr das alle absolvieren müssen zwischen 18-25 jährig, egal ob CH/Ausländer, Männer/Frauen oder Gesund/Krank. Einsatzgebiet: Altersheim, Behindertenheim, Gefängnis, Integrationsprogramm u.s.w. oder eben Militär nur 18 Wochen als Anreiz. Es würde mehr Verständnis und Toleranz in der Gesellschaft bringen.
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dracului
22.02.2017 07:12registriert November 2014
Das grösste Problem der besten Armee der Welt ist nach wie vor ihr Tubeli-Image. Bei der Kaderausbildung hat offenbar ein Umdenken stattgefunden (Bravo dafür!), aber bei der Grundausbildung müssen neue Konzepte her. Bspw. eine Zusammenarbeit mit zivilen Ausbildungsorganisationen sollten den Rekruten zu zusätzlichen beruflichen Qualifikationen verhelfen, allenfalls sogar ein Studium ermöglichen (siehe USA). Der Armeedienst muss attraktiver werden und für den Einzelnen einen Mehrwert darstellen. An verweichlichte Rekruten mag ich nicht glauben, eher evtl. an eine Tubeliarbeit-Allergie.
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Fätze
22.02.2017 07:56registriert Februar 2014
"...das «Problem» Zivildienst..." ?
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