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Liebe Zivildienstler, so einfach kommt ihr der Armee nicht mehr davon

Gefechtsuebung des Panzerbataillons 14 am Medientag der RUAG und der Schweizer Armee im Gefechtsausbildungszentrum (GAZ) in Bure, am Mittwoch, 26. April 2017. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Ein «Abschleichen» in den Zivildienst soll bald schwieriger werden, wenn es nach dem Nationalrat geht. Bild: KEYSTONE

Liebe Zivildienstler, so einfach kommt ihr der Armee nicht mehr davon

25.05.2017, 14:0825.05.2017, 14:15
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Wer seine Dienstpflicht bei der Armee beginnt und dann zum Zivildienst wechselt, soll es schwieriger haben. Das will die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates mit einer Motion erreichen. Der Bundesrat allerdings will davon nichts wissen.

Die Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) verlangt mit der Motion, das Zivildienstgesetz anzupassen, um ein «Abschleichen» in den Zivildienst zu erschweren. Konkret verlangt sie, dass für den Zivildienst nur noch die Hälfte der bereits bei der Armee geleisteten Diensttage angerechnet werden können.

Heute muss im Zivildienst das Anderthalbfache der Anzahl noch zu leistender Militärdienst-Pflichttage erbracht werden. Der Bundesrat lehnt den Vorschlag ab. In seiner Antwort auf den Vorstoss spricht er von einer unverhältnismässigen Sanktion und einer Ungleichbehandlung der Zivildienstpflichtigen.

Längere Zivildienst-Zeit

Und die Landesregierung hat nachgerechnet: Wechselt ein Rekrut nach etwa der Hälfte der RS - nach 64 Tagen - zum Zivildienst, kann er sich lediglich 32 Tage anrechnen lassen - eben die Hälfte der 64 Tage in der Armee. 228 der 260 insgesamt zu leistenden Militärdiensttage hat er damit noch offen.

Multipliziert mit dem Faktor 1,5, ergibt das 342 Tage Zivildienst und eine Gesamtdienstzeit von 406 Tagen. Wechselt der Armeeangehörige dagegen nach der RS und sechs Wiederholungskursen zum Zivildienst, kann er sich nur 120 Tage anrechnen lassen statt wie heute 240. Er müsste noch 210 Tage in den Zivildienst.

Der Bundesrat zitiert schliesslich auch das Extrembeispiel: 195 Tage Zivildienst leisten müsste theoretisch ein Armeeangehöriger, der nur noch einen einzigen Tag Militärdienst offen hat. Von den geleisteten 259 Tagen beim Militär könnte er nämlich nur 130 anrechnen lassen.

In den Augen des Bundesrates scheint die Motion zwar «geeignet, die Anzahl Gesuche und Zulassungen ab Beginn der RS zu senken». Denn je länger die jungen Männer in Feldgrün Dienst geleistet haben, desto unwahrscheinlicher werde ein Umteilungsgesuch.

Verweis auf andere Massnahmen

Ob die Motion unerwünschte Folgen haben könnte und welche das wären, ist für den Bundesrat schwer abzuschätzen. Auch sei eine Prognose zu den Zulassungen zum Zivildienst und zur Armee nicht möglich. Laut Bundesrat wäre aber damit zu rechnen, dass weniger Männer einen Dienst leisten würden. Das würde die Wehrgerechtigkeit schwächen.

Der Bundesrat verweist deshalb auf andere Massnahmen wie eine Stabilisierung der Tauglichkeitsquote beim Militär, weniger medizinisch begründete Entlassungen aus den Rekrutenschulen oder weniger Wechsel zum Zivildienst nach der Rekrutenschule. Dabei soll aber die Verhältnismässigkeit besser gewahrt sein als mit der Motion.

Die SiK hatte die Motion mit 16 zu 9 Stimmen verabschiedet. Einen Antrag, die Dauer des Zivildienstes wegen der tiefen Rekrutierungszahlen bei der Armee auf das 1.8-Fache der Militärdienstpflicht zu erhöhen, lehnte die Kommission mit 12 zu 11 Stimmen bei einer Enthaltung ab. (sda)

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dieBied
25.05.2017 14:58registriert Mai 2017
Dann soll das Militär bitte etwas flexibler sein! Ich selber kenne einige Studenten, die nur zum Zivildienst gewechselt haben, weil WK und Studium wegen der unnötigen Sturheit der Armee schlicht nicht vereinbar sind!
Ausserdem müssen Zivis bereits heute viel mehr Diensttage leisten! Gerade wegen des momentanen Mangels an z.B. Pflegekräften, sollte man die Hürden nicht noch grösser machen für diejenigen, die mit ihrem Zivildienst einen wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft leisten wollen!
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noznoz
25.05.2017 15:13registriert Dezember 2014
Anstatt den Zivildienst unattraktiver zu machen, sollte man doch lieber versuchen die Armee attraktiver zu machen ;)
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Theophilus Carter
25.05.2017 17:38registriert Februar 2016
Irgendwann wird ein Mann wegen der Pflicht zum Dienst gegen die Benachteiligung/Diskriminierung aufgrund seiner Sexualität gegen den Staat klagen und gewinnen.

Ich finde es eine verdammte Frechheit dass es 2017 noch immer eine staatlich verordnete Ungleichbehandlung nur aufgrund des Geschlechtes gibt.

Entweder alle oder dann auf freiwilliger Basis.

Ter Gren RS 1999 abgeschlossen und dann Zivildienst geleistet. Ca. CHF 20'000.- an Steuern mehr bezahlt als eine Frau.

Und bitte versteht mich richtig; ich habe nichts gegen Frauen sondern finde den Staat hier in der Pflicht!
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