Schweiz
Asylgesetz

Freier in der Asylunterkunft: Flüchtlingsfrauen werden auf den Strich geschickt

Neues Phänomen: Strassenprostitution im Umfeld von Asylheimen.  (Archivbild).
Neues Phänomen: Strassenprostitution im Umfeld von Asylheimen.  (Archivbild).Bild: AP

Freier in der Asylunterkunft: Flüchtlingsfrauen werden auf den Strich geschickt

Die Berner Migrationsbehörden registrieren ein neues Phänomen: Asylbewerberinnen prostituieren sich im Umfeld der Unterkünfte. Laut Migrations-Fachstelle FIZ geht es oft um Fälle von Menschenhandel. 
16.08.2015, 11:5616.08.2015, 11:59
Mehr «Schweiz»

Die meisten von ihnen kommen aus Westafrika, vornehmlich aus Nigeria: Asylbewerberinnen, die im Umfeld von Berner Asylunterkünften auf den Strich gehen. Die Frauen prostituierten sich aus den unterschiedlichsten Gründen oder würden auf den Strich geschickt, berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf die Stadtberner Migrationsbehörden. 

Der Berner Fremdenpolizei ist das Problem bekannt: «Wir haben Kenntnis davon, dass sich Asylbewerberinnen auf der Strasse prostituieren», sagte Alexander Ott, Leiter der Berner Fremdenpolizei, der «NZZ am Sonntag». Die Frauen würden oft im direkten Umfeld eines Asylheims oder einer Kollektivunterkunft anschaffen – es gebe Hinweise darauf, dass sie Freier in die Unterkunft mitnähmen. 

Asylgesetz
AbonnierenAbonnieren

Dies sei allerdings schwierig zu beweisen, räumte Ott ein. Es habe bisher auch noch kein Strafverfahren gegeben. «Wir haben jedoch keine Hinweise auf Zwangs-Prostitution», sagte er laut der Zeitung. Die Frauen prostituierten sich, um etwas Geld zu verdienen. 

Menschenhandel im Asylbereich immer häufiger 

Bei der Fachstelle für Frauenmigration (FIZ) sehe man das anders, schreibt die «NZZ am Sonntag». Menschenhandel im Asylbereich komme in letzter Zeit immer häufiger vor. Susanne Seytter, FIZ-Geschäftsleiterin, sagte der Zeitung: «Frauen werden zwecks sexueller Ausbeutung nach Europa oder direkt in die Schweiz geschickt.»

2014 sei ein Höchststand bei Fällen von Menschenhandel verzeichnet worden. Etwa drei Prozent von diesen betreffen laut FIZ Frauen, die sich im Asylverfahren befinden. Dies sei aber nur die Spitze des Eisbergs: «Die Asylbehörden sind noch wenig sensibilisiert, Fälle von Frauenhandel bei Befragungen zu erkennen», sagte Seytter der «NZZ am Sonntag». 

Es sei häufig eine Zwangslage, die die Frauen dazu bringe, auf den Strich zu gehen. Sie würden oft mit Drohungen gefügig gemacht und zum Beispiel durch die Rückzahlung des Schlepper-Geldes unter Druck gesetzt. Das Asylverfahren werde von Menschenhändlern genutzt, um die Frauen in die Prostitution zu bringen. (dhr)

Flüchtlinge haben Gesichter

1 / 16
Flüchtlinge haben Gesichter
In Europa sind die Flüchtlinge immer wieder Gesprächsthema. Ein wirkliches Gesicht von Flüchtlingen kennen jedoch die wenigsten.
quelle: getty images europe / dan kitwood
Auf Facebook teilenAuf X teilen
No Components found for watson.appWerbebox.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Zürcher Böögg-Verbrennung abgesagt – er soll nun in Appenzell Ausserrhoden brennen

Das Zürcher Sechseläuten findet dieses Jahr ohne seinen Höhepunkt statt – der Böögg kann nicht angezündet werden. Dies bestätigte Felix Boller, Präsident des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ), kurz vor 18 Uhr gegenüber SRF. Grund dafür sind Windböen von mehr als 80 Kilometern pro Stunde. «Das ist total tragisch», so Boller, hält aber auch fest: «Die Sicherheit geht vor.» Es ist erst das zweite Mal in der langjährigen Geschichte des Sechseläuten, dass der Böögg die Feierlichkeiten überlebt. Einzig 1923 musste die Verbrennung ebenfalls abgesagt werden – damals wegen zu starken Regens.

Zur Story