In mehreren US-Bundesstaaten ist Cannabis seit 2014 legal – und sorgt gemäss einer aktuellen Studie von «Sucht Schweiz» bereits jetzt für Milliardenumsätze. So wurden im letzten Jahr alleine in Colorado 40 bis 50 Tonnen rauchbare Cannabisblüten verkauft, dazu mehrere Millionen Einheiten cannabishaltiger Esswaren und Öle. «Das freie Marktmodell der USA hat gezeigt, dass es den Schwarzmarkt weitgehend aushebeln, Arbeitsplätze schaffen und Steuereinnahmen generieren kann», heisst es in der Studie.
Auch in der Schweiz kommt Bewegung in die Liberalisierungsfrage. Fünf Städte und zwei Kantone, darunter Basel, haben sich zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen und formulieren derzeit einen Antrag ans Bundesamt für Gesundheit. Noch ist allerdings völlig offen, ob, wann und wo in der Schweiz ein erster Legalisierungsschritt vollzogen wird. Dennoch scheinen sich die ersten geschäftstüchtigen Pioniere bereits jetzt in Stellung zu bringen.
So eröffnet heute an guter Lage im Gundeli die erste «Hanf-Apotheke» der Stadt. Nach Bern ist es bereits die zweite Verkaufs-Filiale des Industrie-Cannabis-Herstellers Swiss Cannabis SA mit Sitz in Härkingen. Ganz im Gegensatz zu den früheren Hanf-Shops im Schmuddel-Look setzen die beiden Apotheken gezielt auf ein besonders sauberes Erscheinungsbild, eine Art Mischung zwischen Apple Store und Schönheitsklinik. Auf Designer-Regalen werden die Produkte in hellem Scheinwerferlicht präsentiert.
Die Produktpalette reicht dabei von Cannabis-Teigwaren (250 Gramm Spaghetti kosten 5.35 Franken) über rauchbare, THC-arme Hanfblüten in fünf verschiedenen Sorten bis hin zu Kosmetika. Auch Hanf-Speiseöl, Hanf-Mehl sowie diverse Snack-Produkte sind im Angebot.
Die beiden Inhaber Yilmaz Simsir und Volkan Kaymaz betonen dabei, dass sämtliche Produkte weniger als 1 Prozent THC aufweisen und deshalb vollkommen legal seien. «Es handelt sich um Industriehanf-Sorten, die speziell auf einen hohen Gehalt an Cannabidiol gezüchtet wurden. Dieser nicht psychoaktive Wirkstoff ist in der Schweiz absolut legal», sagt Kaymaz. Sollte sich die Gesetzeslage eines Tages ändern und der Verkauf von THC-haltigem Cannabis in der Schweiz legal sein, würden sie die Aufnahme solcher Produkte ins Sortiment sicherlich prüfen. «Aber darauf zu spekulieren, wäre ein zu grosses wirtschaftliches Risiko, weil niemand weiss, wann und ob die Legalisierung kommt», sagt Simsir.
Zuversichtlicher klingt ihr Berater und Cannabis-Spezialist Samuel Büechi. Er sagt: «Wenn in Zukunft Cannabis für weitere Krankheitstypen und Anwendungen legalisiert wird, möchten wir bereits im Markt Fuss gefasst haben.» Der Name soll deshalb auch als «zukunftsweisende Idee und mittelfristiges Ziel» verstanden werden.
Die Wichtigkeit des Namens «Hanf-Apotheke» bestätigen auch die beiden Geschäftsführer. Damit werde eine zukunftsweisende Botschaft transportiert. Zudem verhelfe er den Hanf-Produkten aus der «Bob-Marley-Ecke», wie Kaymaz sagt. Die Verwendung des Begriffs Hanf-Apotheke sei gemäss eigenen rechtlichen Abklärungen noch nicht geschützt.
Eine Anfrage der BZ beim Basler Gesundheitsdepartement ergibt jedoch ein anderes Bild. «Das Verwenden des Begriffes Apotheke braucht eine Bewilligung. Diese ist im vorliegenden Fall nicht vorhanden. Wir erwarten deshalb das Einreichen eines Gesuches», sagt Sprecherin Anne Tschudin.