Dass Basel-Stadt die statistische Gewalt-Hochburg der Schweiz ist, erklärt der Kanton mit Zentrumseffekten und der Grenze. Die Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur sei anders als auf dem Land, und das Landvolk feire den Ausgang in der Stadt – zunehmend bis zum Exzess.
Schlagzeilen wie «Basel kriminellste Stadt der Schweiz» habe er ungern gelesen, sagte der baselstädtische Leitende Staatsanwalt Beat Voser am Dienstag vor den Medien. Städtische Zentrumseffekte schlügen in Basel-Stadt mit nur zwei Landgemeinden stärker zu Buche, insbesondere die heutige «Ausgeh- und Spassgesellschaft».
Auch der Bund, dessen Kriminalitätsstatistik 2016 am Montag publiziert wurde und besagten Schlagzeilen-Schatten auf Basel warf, hatte auf solche Effekte hingewiesen. Basel-Stadt hatte da mit 13,1 Gewaltstraftaten pro tausend Einwohner die höchste Quote, gefolgt von den Kantonen Neuenburg (8,5) und Genf (7,9) – Basel-Landschaft hatte 2.6 und am wenigsten Appenzell Innerrhoden mit 2,0.
Voser empfahl zur Ursachenforschung die Benutzung eines Agglo-Zuges in die Stadt an irgendeinem Freitagabend; da könne man das Vorglühen des Partyvolkes eindrücklich erleben. Wen die Polizei dann in den Morgenstunden nach Schlägereien oder anderen Delikten fasse, sei fast immer betrunken und oder verladen.
Unter dem Strich summierten sich 2016 in Basel Stadt 21'118 Delikte nach Strafgesetzbuch (StGB) plus 3708 nach Betäubungsmittelgesetz. Das bedeutet ein Prozent mehr StGB-Fälle und 14 Prozent mehr Drogenfälle. 70,3 Prozent der StGB-Fälle betrafen Vermögensdelikte, 6,7 Prozent Leib und Leben sowie 12,5 Prozent Freiheitsdelikte.
Bei den Gewaltdelikten wurde in Basel-Stadt entgegen dem leicht rückläufigen Schweizer Trend eine Zunahme von 2 Prozent auf 2515 Fälle verzeichnet. Reduziert auf Gewalt im engeren Sinne sei jedoch die Deliktzahl um 6 Prozent gesunken, sagte Voser. Häusliche Gewalt habe es in Basel-Stadt entgegen dem Schweizer Trend weniger gegeben.
Stark zugenommen hat Gewalt gegen Beamte: Die 248 Fälle waren fast eine Verdoppelung. Ein Faktor ist laut Voser das Empfangszentrum für Asylbewerber, wo Streit regelmässig ausarte und Beamte betroffen seien. So ein Zentrum stehe nicht in jedem Kanton. Zudem verwies er auf Autonomen-Saubannerzüge und marodierende FCB-«Pseudofans».
Ein weiterer Sonderfaktor von Basel-Stadt ist die Landesgrenze – rund zwei Drittel des direkten Umlands sind Ausland. Dies macht sich beispielsweise bei vielen gestohlenen Velos bemerkbar, die oft nach Frankreich gingen, oder illegalen Einreisen, die etwa bei Jugendlichen stark zugenommen haben.
Im Übrigen haben Einbruchdiebstähle um ein Prozent abgenommen auf 1339 Fälle. So bilanzierte Voser, die Gesamtzunahme der StGB-Fälle sei zwar unschön, doch liege man weiter klar unter dem letzten Peak von 2012. Kriminalitätsstatistisch sei Basel-Stadt derzeit durchaus «auf gutem Weg». (whr/sda)